Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Katzendaemmerung

Katzendaemmerung

Titel: Katzendaemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Gordon Wolf
Vom Netzwerk:
glitschig gemacht hatten, verhakte sie ihre Füße hinter meinem Rücken zu einer schmerzhaft festen Umklammerung. Wir verschmolzen zu einem Wesen. Als ich mich schließlich in ihr entlud, war dies für mich wie der letzte notwendige Akt, um alles Gewesene auszulöschen. Ein gemeinsam vollzogenes Ritual der Läuterung.
    Es mag paradox klingen, aber bei alldem stand nicht die Lust im Vordergrund; unsere Körper fanden aufgrund einer fast religiösen Notwendigkeit zueinander. Wir erneuerten unseren vor langer Zeit geschlossenen Pakt. Und für mich gab es keine überzeugendere Weise, um Mia mein Vertrauen auszusprechen. Ich wollte einfach wieder an sie glauben. Trotz allem, was geschehen war. Vielleicht aber auch gerade wegen allem, was ich bisher mit ihr erlebt hatte. Sie hatte mein Leben bereits vollkommen auf den Kopf gestellt – auch ohne sie würde ich nie mehr der werden können, der ich einmal war. Warum also, sagte ich mir wohl, sollte ich nicht auch noch den Rest dieser verrückten Farce zusammen mit Mia durchstehen. Schlimmer konnte es wohl kaum mehr werden.
    O glücklich, wer noch hoffen kann, aus diesem Meer des Irrtums aufzutauchen! , sagt der Dichter. Nun, irgendwann gelang mir schließlich dieses Auftauchen, doch glücklich wurde ich dabei kaum.
    Mia verließ als Erste die dampfende Kabine; undeutlich sah ich, wie sich ihr hüpfender Schemen hastig abtrocknete. Auf mich wirkte ihre Hektik jedenfalls nicht ansteckend. Völlig entspannt lehnte ich mich zurück und genoss die heißen Strahlen des Wassers. Ich schloss die Augen und konzentrierte mich nur noch auf die Wärme und das gleichmäßige Prasseln. Hallten dazwischen nicht die Schreie wilder Vögel? Ich verließ die Dusche, die Wohnung … die Stadt und fand mich mit einem Mal unter dem Wasserfall einer Südseeinsel wieder. Weit entfernt von allen Problemen des Alltags. Nur Sonne, Meer und Müßiggang. Die kühlen Fluten des Wildbachs bescherten mir ein belebendes Kribbeln. Ich stutzte. Kühl? Das Wasser war geradezu eisig. Aufstöhnend sprang ich zur Seite und riss die Augen auf.
    Mia lehnte im offenen Spalt der Plexiglasabtrennung und blickte mich mit einer Mischung aus Ernst und Schadenfreude an.
    »Ich dachte, eine kleine Abkühlung könnte dir nicht schaden.« Sie drehte das Wasser ganz ab und warf mir ein großes Badetuch zu. »Beeil’ dich ein bisschen mit deiner Schönheitspflege«, sagte sie, »schließlich haben wir noch einiges vor.«
    Noch bevor ich etwas erwidern konnte, war sie wieder aus dem Zimmer gerauscht. Seufzend begann ich damit, meine vom Duschen stark gerötete Haut notdürftig zu trocknen. Aus der Traum von einer einsamen Insel , dachte ich. In der Welt von Bastet und Sachmet waren Begriffe wie ›Nichtstun‹ und ›Stille‹ offenbar unbekannt. Oder vielleicht sogar frevelhaft. Vor allem aber setzte mich Mias sprunghafter Gemütswechsel in Erstaunen; fast übergangslos hatten sich ihre Verzweiflung und Schwäche in Zielstrebigkeit und ungebändigten Tatendrang verwandelt.
    Wie ich nun sah, hatte mein göttlicher Partner meine Sachen schon vorsorglich mit ins Bad gebracht. »Sie hat’s wirklich eilig«, murmelte ich kopfschüttelnd vor mich hin. Ich war gerade dabei, ein T-Shirt über meine verwuselten Haare zu ziehen, als sie wie zur Bestätigung schon wieder in der Tür stand.
    »Na, was ist?«, murrte sie hörbar gereizt. »Immer noch nicht fertig? Hast du schon einmal auf die Uhr gesehen? Es ist fast vier. Wir sollten unser … ehhmm … Paket vielleicht nicht gerade zur Mittagszeit durch die Gegend tragen, meinst du nicht auch?«
    »Ja … doch …«, stimmte ich zu. Ich frottierte mir kurz den Kopf und warf das Handtuch dann achtlos in Richtung Dusche. »Kein Problem, wegen mir kann’s losgehen.«
    Auf einem Bein stehend und mit einer Socke kämpfend lächelte ich sie schief an. Erst jetzt richtete ich mein Augenmerk auf den länglichen Gegenstand in ihrer rechten Hand. Mia stützte sich leicht auf einen großen Spaten. Obwohl das Werkzeug sauber war, zeigten doch die Verfärbungen seines Holzstiels und die schartigen Narben, die sein Eisenblatt einkerbten, dass damit schon vor langer Zeit schwielige, kräftige Hände Ströme von Schweiß vergossen hatten, während sie Tonnen von Erde und Steinen bewegten.
    Ich starrte sie fragend an. »Was hast du denn mit dem … äh … Paket vor?«
    Mia machte mit dem Spatenstiel nur eine unwirsche Geste. »Frag’ nicht so viel, Thomas. Sieh’ lieber zu, dass du endlich in

Weitere Kostenlose Bücher