Katzendaemmerung
vor ihrer Tat fast vollständig verloren hatte. Beinahe schon kühl analysierte ich die Situation.
»Irgendwie müssen wir Joys Leiche verschwinden lassen.«
Mein Vorschlag fand sofortige Zustimmung. Auch Mia schien durch die Umarmung wieder neue Kraft geschöpft zu haben.
»Ich habe auch schon eine Idee, wo wir sie hinbringen können«, entgegnete sie ernst. »Besorg’ etwas, womit wir ihren Körper einpacken können; ich räum’ in der Zwischenzeit hier auf.«
Während sie schon damit begann, die besudelte Bettwäsche abzuziehen, tapste ich folgsam los, um geeignetes Material zu suchen. Wie ein eingespieltes Team , musste ich dabei denken. Wir handelten beinahe wie zwei abgebrühte Berufskiller, die nach der Tat besonnen und in aller Ruhe jede Spur verschwinden ließen.
In der Küche wurde ich schließlich fündig; neben der Spüle entdeckte ich mehrere graue Plastik-Müllsäcke. Ihre Kunststoffhaut war so dick, dass sie selbst zentnerschweren Bauschutt verkraftet hätten, von Joy ganz zu schweigen. Zusammen mit einem großen Klebebandabroller kehrte ich ins Schlafzimmer zurück. Mittlerweile hatte Mia die gesamte Wäsche, teilweise auch komplette Kissen, auf einen Haufen geworfen. Mit den Laken hatte sie notdürftig die größten Blutlachen vom Boden aufgewischt. Auf einer breiten Fläche bedeckten nur kreisende, rote Schlieren die hellen Fliesen. Tachistische Aufschreie.
Schweigend machten wir uns an die Arbeit, völlig unbewusst der Tatsache, dass wir noch immer nackt und blutbesudelt waren. Sachmets Mordlust hatte uns auf die erste Sprosse der menschlichen Evolution zurückgeschleudert. So, wie wir dort zusammen mit der Leiche kauerten, boten wir den Anblick von primitiven kannibalischen Sammlern und Jägern. Einige zwischenzeitlich entstandene zivilisatorische Gene verhinderten aber glücklicherweise den völligen Rückschritt.
Joy erwies sich als zu groß für einen der Säcke; hätte es dennoch gelingen sollen, so wären wir gezwungen gewesen, Teile ihres Körpers zu amputieren. Eine Maßnahme, die uns angesichts des ohnehin schon erbarmungswürdigen Zustandes der Leiche als undurchführbar erschien. Wir streiften also je einen Sack von den Füßen und dem Kopf her über den Körper und verschnürten das längliche Paket mit einer ganzen Rolle Klebeband. Anschließend trugen wir den grauen Kokon auf den Flur und begannen damit – noch immer ohne ein Wort zu wechseln – die Bodenfliesen, Stuhlbeine und anderen Gegenstände von noch vorhandenen roten Spritzern zu reinigen. Es war eine höchst unangenehme und mühselige Angelegenheit, aber nachdem das Zimmer zuerst mit kalter und dann mit heißer Waschlauge gesäubert worden war, sah es fast so aus, als habe sich nie etwas Ungewöhnliches dort ereignet. Nur wir beide wussten es besser. Joys Schreie, ihr verzweifelter Todeskampf waren für alle Zeiten von den Wänden dieses Raumes aufgesogen worden.
Vor Anstrengung keuchend betrachteten wir unsere schwitzenden, rotbraun gefleckten Körper. Wie wilde Tiere nahmen wir gegenseitig Witterung voneinander auf.
»Ich glaube, eine ausgiebige Dusche würde dir nichts schaden«, war das Erste, was Mia nach langem Schweigen sagte. Ihr eigener Körper war derart dick mit Blut besudelt, dass bereits getrocknete, braune Teile wie Wundkrusten von ihr abfielen.
Im Bad betraten wir beide wie selbstverständlich gleichzeitig die Duschkabine; eng aneinander geschmiegt genossen wir die Frische des Wassers … und auch die Gegenwart des anderen. Als wir damit begannen, uns gegenseitig von Kopf bis Fuß einzuseifen, entwickelte sich daraus schnell mehr als nur eine partnerschaftliche Hilfestellung.
Wie riesige Zungen fuhren Mias sanft gleitende Hände über meine Haut. Ich schloss die Augen und ließ es einfach geschehen; gleichzeitig begann auch ich, ihre prallen Rundungen ausgiebig zu liebkosen. Das feuchte, warme Massieren erregte mein Fleisch, ganz unabhängig davon, ob mein Geist sein Einverständnis dazu gegeben hatte. Während sich das Wasser zu unseren Füßen noch immer rotbraun färbte, feierten wir die Säuberung mit einem lustvollen Liebestanz. Speichel, Wasser und Blut mischten sich in unsere Küsse; eine süßlich-herbe Mixtur, die im Grunde genau dem Wesen unserer Beziehung entsprach.
Die Enge der Kabine ließ uns nur wenig Spielraum für eine freie Choreografie. Mia umfasste mit beiden Armen meinen Hals und schlang dann nacheinander beide Beine um meine Hüften. Da Seife und Wasser unsere Haut
Weitere Kostenlose Bücher