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Katzendaemmerung

Katzendaemmerung

Titel: Katzendaemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Gordon Wolf
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brauchen, denn noch viele Fragen warten darauf, beantwortet zu werden. Zu viele, wie ich manchmal glaube.
    Ich habe nie mehr einen Fuß in Bastets Wohnung gesetzt. Noch während ich im Krankenhaus langsam wieder zu Kräften kam, beauftragte ich Phil damit, die gesamte Etage zu räumen. Zusammen mit einem Professor für Ägyptologie katalogisierte er alle Skulpturen, Vasen, Reliefs und Papyri und überreichte sie zu gleichen Teilen als Schenkung ans ›Brooklyn Museum‹ in New York und das ›Britische Museum‹ in London. Viele der Figuren werden sicherlich für immer in den Archiven verschlossen bleiben, doch vielleicht ist es auch besser so. Ich jedenfalls vermisse ihren Anblick nicht.
    Für seine Mühe überließ ich Phil den Großteil meiner Fotoausrüstung, nur eine Nikon und eine Hasselblad behielt ich für mich.
    Als die Polizei auf mein Drängen hin die Kellerräume der alten Ruine untersuchte, erreichte der ohnehin schon aufsehenerregende Fall eine weltweite Publizität. Diesmal gelang es mir nicht, meinen Namen aus den Zeitungsberichten herauszuhalten. Sogar mein Foto wurde via Satellit über den gesamten Globus gesendet. Ich war eine Sensation. ›Werbe-Fotograf als einziger Überlebender einer Mord-Sekte.‹ Über Wochen hinweg schienen die Medien kein anderes Thema mehr zu kennen. Dann allerdings überrollten neue Katastrophen und Schrecken das Land. Der seltsam schaurige Vorfall in einer kalifornischen Wüstenstadt verblasste bald zur Unkenntlichkeit.
    Wenn ich heute gelegentlich die Crescent-Avenue entlang flaniere, glaube ich nicht, dass die Leute noch wissen, welche Geschichte sich hinter meiner Person verbirgt. Die Menschen vergessen schnell. Mit meinem Vollbart, der windgebräunten Haut und dem langen, zerzausten Haar sehe ich jetzt ohnehin eher wie ein alter Seebär auf Landgang aus. Die Leute hier kennen mich als den Menschen, der ich nach meiner Zeit mit Bastet geworden bin. Den ›Vogelknipser im alten Dawsey-Haus‹ nennen mich manche etwas respektlos. Es stört mich nicht. Ich mag die herzlich raue Art des Inselvölkchens.
    Ja, ich fotografiere tatsächlich Vögel, vor allem Möwen. Im vorletzten Monat zierte eines meiner Bilder sogar die Titelseite des ›National Geographic‹. Ich hatte einige kleinere Ausstellungen in San Francisco und Bakersfield. Ich verdiene nicht viel Geld damit – meistens jedenfalls – aber die Arbeit bereitet mir große Freude. Und hier oben in meinem Haus brauche ich sowieso nur das Notwendigste. Das Meer, der Wind und die Möwen sind für alle meine Sinne die Hauptnahrung.
    Manchmal allerdings klettere ich auch auf einen Felsen, lege die Kamera neben mich und beobachte stundenlang nur den Flug der Vögel. Ich kann einfach nicht genug bekommen von der majestätischen Grazie dieser luftgeborenen Geschöpfe. In diesen nahezu schwerelosen Momenten gleiten meine Gedanken zuweilen auch zu anderen majestätischen Tieren ab. Zu den Katzen und ihren Geheimnissen.
    Ganz sicher werde ich niemals das Rätsel meines wahren Retters ergründen können. Ich bin aber der festen Überzeugung, dass es dasselbe Tier war, das mir vor langer Zeit in den Bergen von San Bernadino entwichen war. Ich weiß nicht, wie es in der Wildnis überleben oder den langen Weg zurück nach Yucca Springs finden konnte, ich weiß nur, dass es die ganze Zeit über auf den Moment seiner Rache gewartet hatte.
    Nur zu gut klingt mir noch Sachmets Bericht über jene zombiehaften Wesen in den Ohren, die gierig nach dem Geist der Göttin suchten. War auch diese Katze nur ein seelenloses Ding, das eher zufällig mein Leben rettete? Oder wurde sie ganz bewusst von einem wachen Verstand geleitet? Verdanke ich mein Leben vielleicht einer Frau namens Lindsay Quinlan, einer Frau, deren Körper bis zuletzt von einem widersprüchlichen Götterpaar beherrscht wurde? Ich werde es nie erfahren. Auch die Katze mit den strahlendblauen Augen hatte den Kampf nicht überlebt.
    Was nun die seltsame Verbindung zwischen Bastet und Sachmet betrifft, so finde ich auch hier keine befriedigenden Erklärungen. Mein Gespür sagt mir aber, dass etwas beim Überwechseln in Lindsays Körper schief gelaufen sein muss. Seit dieser Zeit war es Mias dunkler Seite – Sachmet – immer leichter gelungen, die Oberhand zu gewinnen. Im Körper von Natascha hatte ich vor allem nur Bastet kennen und lieben gelernt. Angesichts der ungleichen Natur der beiden Göttinnen fällt mir ein abschließendes Urteil denkbar schwer. Aber ich bin auch nur

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