Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Katzendaemmerung

Katzendaemmerung

Titel: Katzendaemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Gordon Wolf
Vom Netzwerk:
entgegnete ich, »eine seltsame Geschichte. Ich hatte schon zwei Telefonate mit ihrem Chef deswegen, einem Mr. … Rosenstraub …«
    »Rosenberg«, verbesserte mich der Sheriff.
    »Äh, ja … genau«, fuhr ich stockend fort, »… aber ich dachte, die Sache hätte sich mittlerweile längst erledigt. Es war an einem Wochenende, und da …«
    »Tja, anfangs dachte Mr. Rosenberg auch noch an einen unerwarteten Urlaubstrip seiner Mitarbeiterin; als sie sich aber auch nach drei Tagen noch nicht wieder zurückgemeldet hatte, schaltete er die Behörden ein.«
     »Ja … selbstverständlich«, pflichtete ich ihm bei, »diese Sache ist wirklich mysteriös.«
    Friedlanders Lippen pressten sich zu einer schmalen Linie zusammen. »Allerdings, Mr. Trait. Wir müssen nun sogar davon ausgehen, dass Miss McMillian etwas Ernsthaftes zugestoßen ist. Ob sie nun das Opfer eines Unfalls oder eines Verbrechens wurde, ist allerdings noch unklar.«
    »Was? Tatsächlich? Aber das ist ja schrecklich!«, spielte ich den völlig Überraschten. »Aber könnte es denn nicht immer noch so sein, dass sie einen Urlaub bei Freunden macht und überzeugt ist, in der Firma eine entsprechende Mitteilung hinterlassen zu haben? Im Eifer des Gefechts können die verrücktesten Dinge passieren.« Meine Stimme wurde immer hektischer, schriller. Ruhig! , schrie ich mir innerlich zu. Rede nicht so viel. Der Kerl weiß nichts. Gar nichts!
    Der Sheriff warf einen interessierten Blick über meine Schulter, bevor er sich wieder mir zuwandte. »Ich wünschte, Sie hätten recht. Leider aber haben sich neue Indizien ergeben, die derartige Vermutungen ausschließen.«
    Der Kloß war plötzlich wieder da. Nun war er allerdings von der Größe eines Golfballs auf die eines Tennisballs angeschwollen. Sie wissen es! , kicherte eine überdrehte Stimme in meinem Hirn. Dieser Sheriff tut doch nur so. In Wahrheit sind seine Männer gerade schon dabei, die Leiche auszugraben. Siehst du es denn nicht? Er spielt nur mit dir.
    Ich musste mich am Rahmen abstützen; konzentriert achtete ich aber darauf, die Geste möglichst beiläufig aussehen zu lassen.
    »Indizien? Was für neue Indizien haben sie denn?« Ich flehte, dass nur ich dieses überdrehte Krächzen in meiner Stimme wahrnahm.
    Falls Friedlander mich bereits verdächtigte, so war er ein begnadeter Schauspieler. Seine ernste Miene schien sich lediglich auf den noch ungelösten Fall zu beziehen. »Gestern Nachmittag wurde der Wagen der Vermissten gefunden«, informierte er mich.
    »Oh!«, entfuhr es mir spontan. Kein Polizist der Welt hätte jedoch den wahren Grund meiner Besorgnis heraushören können. »Wo denn?«, fragte ich folgerichtig. Du weißt von nichts , wiederholte ich immer wieder in meinem Kopf. Du weißt von nichts. Stelle logische Fragen!
    »Tja, das ist eben so eine komische Sache«, begann der Sheriff. »Das Auto wurde auf einem kleinen Parkplatz unten in den Chocolate Mountains gefunden. Einem Wanderer fiel auf, als der Wagen nach einer Woche immer noch am selben Platz stand.«
    Du weißt von nichts! Stelle logische Fragen! »Die Chocolates?«, verwunderte ich mich, »aber die liegen doch gar nicht auf ihrer Strecke.«
    Friedlander schielte wieder über meine Schulter. »Ja, genau«, nickte er. »Vielleicht aber könnten wir die Einzelheiten drinnen …«
    »Was? Oh, selbstverständlich!«, fiel ich ihm ins Wort. »Entschuldigen Sie vielmals, Sheriff! Kommen Sie doch bitte herein. Was bin ich doch für ein schlechter Gastgeber. Sie müssen ja denken, ich hätte ein Dutzend Leichen hier versteckt.«
    Mein gewagter Scherz wurde mit einem dünnen Lächeln quittiert.
    Als ich Friedlander durch den dämmrigen Gang zum Büro führte, blieb er plötzlich vor einer der Steinfratzen stehen. Ein höhnisch grinsender Gargoyle mit spitzen Ohren und langen Fangzähnen starrte uns aus toten Augenhöhlen entgegen.
    »Du meine Güte«, murmelte Friedlander kopfschüttelnd. »Sie müssen aber ein sonniges Gemüt haben, wenn sie hier ohne Albträume schlafen können.«
    Ich machte eine abschätzige Handbewegung. »Alles nur eine Frage der Gewohnheit. Ich find’ die Dinger mittlerweile ganz putzig.«
    »Putzig?« Der Sheriff zog die Brauen hoch. »Also, auf mich wirken diese Geschöpfe, als kämen sie direkt aus der Hölle. Beängstigend. Als wären sie Dantes Inferno entsprungen.«
    Oh , dachte ich, die Überraschungen nehmen kein Ende. Ein County-Sheriff, der Dante liest.
    Ich schob ihm einen Stuhl vor meinen

Weitere Kostenlose Bücher