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Katzendaemmerung

Katzendaemmerung

Titel: Katzendaemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Gordon Wolf
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Arbeitstisch und versuchte dann halbwegs, den Wust aus Notizen und Skizzen für ›Blue Sky‹ zu einem Stapel zu ordnen. Während ich umständlich mit Zetteln und Prospekthüllen kämpfte, schaute sich mein Besucher in aller Ruhe im Zimmer um.
    »Eine sehr ungewöhnliche Wohnung, die Sie da haben. Wohnen eigentlich alle Fotografen so?«
    »So wie ich? Wohl kaum.« Ich ließ mich eine Spur zu schwer in meinen Chef-Sessel fallen; sofort aber versuchte ich meine Angespanntheit hinter einem Lächeln zu verbergen. »Ich nehme doch an, dass meine Behausung in ihrer Art einmalig ist.«
    Friedlanders Kopf nickte wie eine dieser Hunde-Puppen, die man gelegentlich noch auf der Hutablage eines Autos sehen konnte.
    »Hhhmmhhh … dachte ich mir eigentlich«, sagte er. »Wenn ich mir diese ganzen unheimlichen Bilder und Geschöpfe hier so ansehe, könnte ich vielleicht doch auf die Idee kommen, mal einen Blick unter Ihr Bett zu werfen. Wer weiß, vielleicht finde ich ja tatsächlich eine Leiche. Was meinen Sie, Mr. Trait?«
    Ich bemühte mich, eine möglichst lässige Haltung einzunehmen. »Nur zu, Sheriff.« Ich hoffte, mein Lächeln sah nicht so gequält aus, wie es sich anfühlte. »Seien sie aber bitte nicht zu sehr enttäuscht, wenn sie nicht ganz ein Dutzend finden. Allerhöchstens sieben oder acht. Der Rest war pure Angeberei.«
    Halt doch bloß deine verdammte Klappe! , rief ich mir zu spät ins Bewusstsein. Man kann sich einer Sache auch zu sicher sein. Ich war so überdreht, dass ich den Sheriff beinahe fröhlich pfeifend ins Schlafzimmer geführt hätte. Und was würde geschehen, wenn Friedlander – nur so zum Spaß – die Matratzen umdrehen würde? , kam es mir in den Sinn. Auch nach einer groben Shampoo-Reinigung waren noch immer braune Flecken erkennbar. Mit Nasenbluten würde man sie wohl kaum erklären können.
    Verstohlen blickte ich zu ihm herüber, doch der Beamte schien meine Worte kaum gehört zu haben. Er kramte umständlich in seinem Jackett und zog schließlich ein kleines Notizbuch und einen Stift hervor.
    »Es stört Sie doch hoffentlich nicht, wenn ich mir ein paar Dinge aufschreibe?« Mit zwei Fingern kratzte er sich die kurzen grauen Haare über dem Ohr. »Mein kleines Räderwerk hier drin arbeitet einfach nicht mehr so geölt wie früher«, entschuldigte er sich. »Es ist wirklich eine Plage. Von Jahr zu Jahr werde ich vergesslicher.«
    Ich winkte lässig ab. »Null problemo. Mit diesem Handicap müssen wir doch alle leben.« Insgeheim war ich amüsiert; wenn Friedlander glaubte, mich mit seiner Rolle des zerstreuten, unbeholfenen Dorfpolizisten hinters Licht führen zu können, so hatte er sich getäuscht. Das Notizbuch diente lediglich der psychologischen Kriegsführung. In Wahrheit – so hätte ich schwören können – hatte der Sheriff bislang noch nie etwas Wichtiges vergessen; selbst nicht seine x-stellige Sozialversicherungsnummer.
    »Was? Bei Ihnen macht es sich auch schon bemerkbar?«, wunderte er sich. »Dann kann ich ja nur hoffen, dass Sie sich noch recht genau an die Vorkommnisse des 16. Septembers erinnern.«
    »Wenn das der Tag ist, an dem ich mich mit Miss McMillian getroffen habe, könnten Sie Glück haben«, antwortete ich.
    Ich erklärte ihm kurz die Vorgeschichte meiner Black-Cat-Fotos und beschrieb dann möglichst genau mein Treffen mit der Lektorin. Mein Zuhörer stellte nur wenige Zwischenfragen, meist nickte er auf seine mechanische Weise und kritzelte ununterbrochen in sein Buch. Ob er dort Strichmännchen oder tatsächlich Teile meiner Aussage verewigte, war mir einerlei.
    Ich war gerade dabei, über meinen Abschied von Joy zu berichten, als Mia plötzlich ins Zimmer kam.
    »Sag mal, Thomas, kannst du …«, begann sie und brach ihren Satz abrupt ab. »Oh, ich wusste nicht, dass du Besuch hast.«
    Da Friedlander – ganz Kavalier der alten Schule – bei ihrem Erscheinen aufgestanden war, erhob auch ich mich notgedrungen und ging ihr entgegen.
    »Hi, Schatz«, begrüßte ich sie. »Darf ich vorstellen? Sheriff Friedlander vom Riverside County … meine Freundin Mi… ähhh …«
    »Lindsay«, rettete mich Mia. Lächelnd gab sie dem Polizisten die Hand. »Lindsay Mirabelle Quinlan, sehr erfreut.« Ihre Schlagfertigkeit war wirklich bewunderungswürdig.
    »Angenehm«, erwiderte Friedlander sichtlich überrascht. »Wohnen Sie auch hier, Mrs. Quinlan?«
    »Noch heißt es ›Miss‹«, sagte Mia. Sie schenkte meinem Gast einen koketten Augenaufschlag. »Wissen Sie was?«,

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