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Katzendaemmerung

Katzendaemmerung

Titel: Katzendaemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Gordon Wolf
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gibt es Dinge, die sich der blinden Raffgier und Zerstörungswut des Menschen widersetzen. Und so, hoffe ich – und mit mir alle Archäologen –, ruhen auch noch heute versteckt im Schoße der Erde Schätze, die bislang kein frevlerisches Auge je erspäht hat. Dieser Traum ist es, der selbst die größten Strapazen zu rechtfertigen scheint.
    Die Hektik am Bahnhof riss nicht ab; kaum hatten wir uns der fast unerbittlichen Händlerschar erwehrt, als uns schon eine »Bakschisch-Bakschisch!« schreiende Kinderhorde verfolgte. Mein Onkel warf schließlich eine Handvoll Paras in die Menge, um so unser Fortkommen zu sichern.
    Den Rest des Weges legten wir auf eine recht rustikale Art und Weise zurück; anders als in Kairo gab es hier keine großen Pferdekutschen, die auf Kundschaft warteten. Wir mieteten also einen kleinen Leiterwagen, auf dem aber kaum zwei Drittel des Gepäcks Platz hatten. Für den Rest der Koffer und Taschen kaufte Onkel Norm zwei Packesel, die wir hinten am Wagen festbanden. Wie eine kleine Karawane trotteten wir die staubige Straße entlang. Lediglich Damiyat hatte ihren Spaß; ihr wurde es nämlich als Einziger gestattet, mit auf dem Wagen zu fahren. Da das Gespann ebenfalls nur von einem müden Esel gezogen wurde, hatten wir übrigen keine Mühe, mit den Tieren Schritt zu halten.
    Unser Kutscher, ein kleiner hagerer Kerl, der noch müder als sein Esel dreinblickte, hing vorne auf dem Bock wie eine leblose Puppe. Als Mrs. Attiya ihm das genaue Haus beschrieben hatte, zu dem wir wollten, zuckte er nicht einmal mit der Wimper. Vornübergebeugt, die schlaffen Zügel in den Händen, starrte er aus halbgeschlossenen Augen auf den Boden. Als sich der Esel plötzlich in Gang setzte, konnte ich nicht erkennen, welches Signal das Tier von ihm erhalten hatte. Bestand zwischen den beiden vielleicht eine gedankliche Verbindung. ›Vielleicht‹, so dachte ich schmunzelnd, ›hätte Mrs. Attiya lieber dem Esel die genaue Adresse zuflüstern sollen.‹ Sein Herr machte jedenfalls nicht den Eindruck eines zuverlässigen Scouts. Meine Verwunderung war daher nicht gering, als der Wagen schließlich – erneut ohne ein erkennbares Signal – vor einem weiß getünchten einstöckigen Haus stehen blieb. Angesichts der Tatsache aber, dass der Ort offenbar nur von zwei größeren Straßen durchzogen wurde und sich unser Gebäude deutlich von den übrigen mit Schlamm und Ziegeln errichteten Häusern abhob, relativierte sich die Leistung wieder.
    Onkel Norm wollte gerade an der Eingangspforte anklopfen, als die Tür von innen aufgerissen wurde und ein wohlbeleibter Mann in blauen Pumphosen und wehendem Kaftan auf ihn zugestürzt kam. Es folgte eine überschwängliche Begrüßung, bei der ich zeitweilig befürchtete, der Fremde würde meinen Onkel erdrücken.
    Ich schnappte Worte wie ›As Salemu alekum!‹, ›Salamun‹ und ›Izzayyak?‹ auf, typische Floskeln, die bei jedem Zusammentreffen mit alten Bekannten ausgetauscht werden. Meine eher mageren Fremdsprachenkenntnisse ließen aber ein genaueres Verfolgen ihrer Unterhaltung nicht zu.
    Schließlich stellte mir mein Onkel den Mann, dessen wallender Bart nahezu so beeindruckend wie sein imposanter Bauch war, als Abû Tarik vor, den Kaimakan des Ortes.
    »Allah sei mit dir, mein junger Freund«, begrüßte mich der Ortsvorsteher in einem eigentümlichen Gemisch aus Arabisch und Englisch. Offenbar wollte er mir damit beweisen, dass er durchaus mehr verkörperte als nur einen hinterwäldlerischen Dorfschulzen.
    Die Begrüßung der ihm ebenfalls gut bekannten Mrs. Attiya verlief sonderbarerweise deutlich kühler. Während Abû Tarik uns Männern die Arme nahezu aus den Schultergelenken geschüttelt hatte, bedachte er die Frau meines Onkels lediglich mit einer kurzen Verbeugung, bei der er seine rechte Hand zur Brust führte. Mehr nicht. Ich konnte es kaum glauben. Mrs. Attiya war kaum einen Steinwurf von seinem Haus entfernt aufgewachsen und nun erhielt ich, ein fremder Student aus Amerika, mehr Aufmerksamkeit als sein ehemaliger Dragoman. Ein unwohles Gefühl beschlich mich. Die recht schroffe Haltung des Kaimakans gegenüber Mrs. Attiya beruhte nicht allein darauf, dass Frauen in der arabischen Gesellschaft eine eher untergeordnete Rolle spielen; zwischen den beiden schwelte eine nur schwach überdeckte Abneigung, wenn nicht gar Feindschaft. – Wie hatte sich Onkel Norm noch ausgedrückt: ›Attiyas Intelligenz habe Abû Tarik anscheinend eine Höllenangst

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