Katzenjammer
immerhin gibt es neben ihrem Schreibtisch noch einen weiteren Tisch mit ein paar Stühlen. Hinter dem Schreibtisch steht ein kleines Schränkchen, dort platziert der freiwillige Helfer den Karton. Dann wischt er sich den Schweiß von der Stirn.
»Sehr heiß heute, wirklich. Da würde ein kaltes Wasser wahrscheinlich besser passen als ein Kaffee. Die Idee ist natürlich trotzdem gut. Ich freue mich, dass Sie die neue Aufgabe so dynamisch angehen. Und apropos: Ich habe heute auch schon einen sehr engagierten Assistenten für Sie eingestellt. Also, eigentlich für mich, aber mit der andern Hälfte seiner Stelle wird er Sie unterstützen.«
»Oh, das ist ja toll«, freut sich Nina, »ich dachte, wir hätten unser Personalbudget schon überzogen.«
Sommer nickt.
»Ja, das stimmt. Aber es handelt sich um einen meiner neuen Doktoranden. Bekommt ein Stipendium, kostet uns also nichts. Mediziner, sehr motiviert. Und er wollte unbedingt zu Ihnen.«
»Ach ja?«
»Er schien Sie zu kennen. Vielleicht hatte er als Student mit Ihnen zu tun? Vorklinik oder so? Jedenfalls war er ausgezeichnet über die Arbeitsgruppe informiert, da haben wir bestimmt einen guten Fang gemacht.«
»Interessant. Wie heißt der junge Mann denn?«
»Tja, Frau Bogner. Ich und Namen, nicht? Aber ich gucke es gleich nach, wenn ich wieder im Büro bin, versprochen. Dann rufe ich Sie an.«
»Eilt ja nicht. Aber eine Weile bin ich noch da. Wir versuchen gleich mal, die Maschine zum Laufen zu kriegen.«
Sommer verlässt das Zimmer, und Nina und Carolin heben den Kaffeeautomaten aus dem Karton und stellen ihn wieder auf das Schränkchen. Den Stecker lässt Nina in einer Dose dahinter verschwinden, dann klappt sie die Maschine auf und zieht eine Art kleinen Eimer heraus.
»Jetzt noch Wasser in den Tank – und schon können wir mit unserem ersten Cappuccino anstoßen.«
Gesagt, getan – kurz darauf halten beide eine Tasse in der Hand, die nach Kaffee duftet und ein Häubchen aus Milch trägt. Riecht ganz angenehm, ist aber wahrscheinlich nichts, was mir schmecken würde. Nina und Caro prosten sich zu.
»Auf gutes Gelingen in deiner neuen Arbeitsgruppe!«
»Danke!«
Das Telefon auf Ninas Schreibtisch klingelt, sie hebt den Hörer ab.
»Ja? Hallo, Herr Professor Sommer! Genau. Wie heißt er denn nun?« Sie horcht in den Hörer. »Aha. Klein. Ist ja ein Allerweltsname. Hm. Ja, schauen Sie mal.«
Einen Moment sagt Nina nichts, sie scheint darauf zu warten, dass Sommer noch etwas für sie heraussucht. Dann reißt sie die Augen auf – und lässt die Tasse, die sie noch in der anderen Hand hält, auf den Boden fallen!
Im Auto kann sich Nina gar nicht wieder beruhigen. »Das gibt’s doch wohl nicht! Alexander Klein! Was fällt dem ein? So was nennt man Stalking!«
»Vielleicht ist es ja ein anderer Alexander Klein«, wirft Carolin vorsichtig ein, »so selten ist der Name nun auch wieder nicht.«
Nina schnaubt wütend. »Das glaubst du doch wohl selbst nicht! So viele Zufälle gibt’s gar nicht. Und vom Alter kommt es hin.«
»Ist dein Nachbar denn auch Medizinstudent?«
»Woher soll ich denn das wissen?«
»Na, aus den wertvollen und tiefsinnigen Gesprächen, die ihr geführt habt, bevor ihr miteinander geschlafen habt.« Caro grinst. Ich kann es von meinem Platz im Fußraum der Beifahrerseite zwar nicht sehen, aber am Ton ihrer Stimme erkenne ich es genau.
»Ha ha, sehr witzig. Wir hatten Sex, na und? Kein Grund, mich jetzt zu verfolgen.«
»Aber auch kein Grund, ihn komplett zu ignorieren. Ich hab’s dir gleich gesagt – vielleicht ist er ein bisschen verliebt in dich. Ist ja nicht strafbar. Und auch nicht so schwer zu verstehen.«
Nina sagt daraufhin nichts mehr und schweigt, bis wir wieder zu Hause angekommen sind. Dort verabschiedet sich Nina von uns und geht gleich nach oben in ihre Wohnung, Carolin und ich gehen in die Werkstatt. Sie legt ihre Handtasche auf die Kommode im Flur, dann schaut sie zu Daniel ins Zimmer.
»Ich bin wieder da!«
»Alles klar. Ich habe mir gerade einen Kaffee gekocht. Möchtest du auch einen?« Daniel guckt von seiner Werkbank hoch.
»Danke, ich habe eben einen Cappuccino mit Nina getrunken. Das heißt, ich habe meinen getrunken, sie hat ihren fallen lassen, als sie gehört hat, dass ihr neuer Nachbar auch gleichzeitig ihr neuer Assistent ist.«
»Echt? So schlimm? Oder so toll?«
Caro verzieht den Mund und wiegt den Kopf hin und her. »Ich würde denken: Da ist das letzte Wort noch nicht
Weitere Kostenlose Bücher