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Katzenjammer

Katzenjammer

Titel: Katzenjammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frauke Scheunemann
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Große Tasche. Pfefferminz. Hier in der Gegend unterwegs. Langsam beginnt es in meinem Kopf zu rattern. Langsam, aber unaufhörlich.

ZWEIUNDZWANZIG
    D ieser Schrank muss magische Kräfte besitzen. Denn er hat eindeutig Macht über Menschen. Leider nutzt er diese Macht nicht, um Gutes zu bewirken. Im Gegenteil: Schon zum zweiten Mal löst der Kleiderschrank einen handfesten Streit zwischen Carolin und Marc aus. Wie macht er das bloß?
    Ich sitze neben dem Türrahmen zum Schlafzimmer und versuche zu verstehen, worum es bei dem Streit geht. Irgendwie um Wäsche. Und wer die wohin gelegt hat, in besagtem Schrank. Es fing erst ganz harmlos an: Carolin wollte sich für ihr Treffen mit Daniel umziehen und hat eine bestimmte Sache nicht gefunden. Und jetzt ist sie richtig sauer auf Marc. Dabei hat der gar nichts gemacht, sondern seine Mutter. Marc wiederum ist nicht sauer, sondern klingt eher verzweifelt.
    »Carolin, ich bitte dich – meine Mutter wollte sich doch nur nützlich machen. Ich verstehe nicht, was daran so schlimm ist.«
    »Das verstehst du nicht? Ich will nicht, dass deine Mutter in meiner Unterwäsche rumwühlt. So einfach ist das.«
    »Sie hat doch nicht darin rumgewühlt. Sie hat lediglich unseren Kleiderschrank etwas umorganisiert.«
    Caro schnappt nach Luft, Marc guckt sehr unglücklich – und mir leuchtet der Grund für diesen Streit immer noch nicht ein. Also, außer der Tatsache, dass der Kleiderschrank hier seine unheilvolle Macht entfaltet. Daran muss es liegen. Gut, ich selbst trage weder Unter- noch Oberwäsche, aber ich glaube, würde ich welche tragen, wäre es mir ziemlich egal, ob diese nun links oder rechts im Schrank liegt. Oder nicht? Ich schleiche mich näher an den Schrank heran und schnüffele, ob ich irgendwelche weiteren Indizien für die Bösartigkeit dieses Möbelstücks finde.
    »Umorganisiert? Was fällt dieser Frau ein? Dieser Schrank ist meine Intimsphäre. Ich bin eine erwachsene Frau, kein Teenager, dem Mutti die Wäsche machen muss. Und du bist übrigens auch ein erwachsener Mann!«
    Der Schrank ist was ? Caros Intimsphäre? Was bedeutet das? Ob es auch etwas mit dem Revierverhalten zu tun hat, das Marc bei unserem Einzug in Sachen Kleiderschrank an den Tag gelegt hat? Das würde natürlich erklären, warum Caro nun so genervt reagiert. Mit dem Sortieren der Wäsche hätte Oma Wagner dann quasi ihr Beinchen gehoben. Im Schlafzimmer. So geht’s natürlich nicht. Der Kleiderschrank wäre dann doch nicht magisch, sondern unschuldig. Aber warum versteht Marc das nicht?
    »Caro, ich habe eigentlich keine Lust, mich jeden Tag mit dir über meine Mutter zu streiten.«
    »Ja, glaubst du etwa, ich?«
    »Nein, natürlich nicht. Aber ohne Sprechstundenhilfe kann ich nun mal nicht arbeiten. Frau Warnke ist von einem auf den anderen Tag ausgefallen, und die Lösung mit meiner Mutter war die einfachste.«
    »Genau. Für dich. Für mich ist es mittlerweile eine ätzende Situation. Sie mischt sich überall ein, sie kritisiert mich, wo sie nur kann – und nun macht sie auch noch unsere Wäsche. Nee, wirklich, Marc, so habe ich mir das Zusammenleben mit dir nicht vorgestellt. Und wenn du das nicht kapierst, dann tut’s mir leid.«
    »Aber, Caro, lass uns doch bitte in Ruhe darüber reden! Ich bin auch nicht glücklich mit der Situation.«
    »Nix aber Caro . Ich ziehe mich jetzt um und gehe mit Daniel ein Bier trinken. Du kannst dir gerne allein Gedanken über die Situation machen. Für heute habe ich die Nase voll. Komm, Herkules, du kannst mich begleiten, ich gehe zu Fuß.«

    Wir landen – mal wieder – im Violetta. Offenbar kann man hier nicht nur ganz hervorragend Kaffee und Prosecco trinken, sondern auch Bier. Jedenfalls bestellt sich Caro gleich eins, kaum dass wir angekommen sind und ohne auf Daniel zu warten. Mit finsterer Miene trinkt sie es ziemlich schnell aus und bestellt sich sofort noch ein zweites. Als die Kellnerin es bringt, ist Caros Laune schon auf wundersame Weise besser geworden. Ob Bier gut fürs Gemüt ist? Ich hoffe es sehr – nicht, dass sich Caro gleich auch noch mit Daniel streitet.
    Der kommt jetzt geradewegs auf unseren Tisch zu und strahlt Carolin an.
    »Hallo, Caro!« Dann guckt er nach unten. »Und hallo, Herkules, mein Freund.« Ich wedele mit dem Schwanz. »Was für ein netter Empfang, vielen Dank!« Er wendet sich wieder an Carolin. »Gut schaust du aus, hast du dich extra für mich noch umgezogen?«
    Um Caros Mundwinkel zuckt es, aber sie sagt nichts

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