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Katzenjammer

Katzenjammer

Titel: Katzenjammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frauke Scheunemann
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gesprochen.«
    »Klingt geheimnisvoll.«
    »Sagen wir mal so: Nina hatte einen heftigen Flirt mit dem Kerl und behauptet nun, er würde sie nerven und sei nicht ihr Typ. Aber ich kenne meine Freundin: raue Schale, weicher Kern. Wenn sie so heftig auf ihn reagiert, hat er irgendwas, was sie eigentlich gut findet, aber nicht zugeben will. Weißt du, bloß nicht uncool werden – das ist doch Ninas Motto. Da wird sie gerne mal zum Gefrierschrank, obwohl sie jemanden mag. Oder vielleicht gerade deswegen.«
    »Och, bei Marc war sie doch damals alles andere als frostig. «
    »Ich weiß. Und ich glaube, das hat sie ihm bis heute nicht verziehen. Dass er sie aufgetaut hat.«
    Daniel hebt die Hände. »Also, da halte ich mich raus. Ich bin mit meiner eigenen schwierigen Freundin schon völlig ausgelastet.«
    »Echt? So schlimm?«
    »Na ja. Einfach ist Aurora nicht.«
    Beide lachen.
    »Was hältst du denn davon, heute Abend mal mit einer pflegeleichten Frau ein Bierchen trinken zu gehen?«
    »Eine Superidee. Bloß – wo soll ich die so schnell kennenlernen? Ich meine, ich muss hier noch arbeiten, und dann …«
    »He!« Caro knufft Daniel in die Seite. »Nun mal nicht frech werden! Also, wie schaut es aus?«
    »Heute Abend? Gerne. Wo?«
    »Ich überlege mir noch was. Jetzt fahr ich erst mal los, zwei Geigen ausliefern, und anschließend nach Hause. Bei dem schönen Wetter hat sich Herkules einen etwas längeren Spaziergang verdient. Ich melde mich dann später bei dir.«

    Es ist perfekt! Die Alster glitzert in der Nachmittagssonne, Carolin ist gut gelaunt, und endlich laufe ich mit ihr wieder eine richtig lange Runde. Klar, im Park hinter der Werkstatt geht sie oft mit mir spazieren, aber das ist natürlich nicht das Gleiche. Dort ist alles viel kleiner, und außerdem kenne ich den Park mittlerweile in- und auswendig.
    Der Ausflug an die Alster hat allerdings noch einen anderen unschlagbaren Vorteil: Wenn es irgendwo die Chance gibt, Cherie zu begegnen, dann hier. Und dann könnte ich gleich mal mit der Zeugenbefragung beginnen. Am besten lotse ich Carolin zur Hundewiese, da könnten wir Glück haben.
    Aber sosehr ich an der Leine auch in Richtung Wiese zerre, Carolin will sich erst mal ein Eis holen. Na gut, wenn es denn unbedingt sein muss! Gelangweilt warte ich, dass der Eismann ihr das Hörnchen in die Hand drückt. So, nun aber los! Ich drehe mich um, will losrennen, und stolpere direkt in: Cherie!
    »Hallo, Cherie! Das ist ja ein Zufall!«
    Cherie legt den Kopf schief und mustert mich. »Findest du? Es ist schönes Wetter, es ist heiß – da ist doch der Weg zur Eisdiele an der Alster naheliegend. Jedenfalls, wenn man hier wohnt und sowieso mit dem Hund rausmuss.«
    Hach, messerscharf, der Verstand dieser Frau. Sie ist eben nicht nur schön, sie ist auch noch schlau.
    »Okay, du hast Recht. Vermutlich kann man heute noch viele Menschen und Hunde hier treffen, die man kennt. Aber gut, dass ich dich sehe. Ich wollte dich sowieso etwas fragen.«
    »Dann schieß los. Die Gelegenheit ist günstig: Unsere beiden Frauchen haben sich gerade verquatscht.«
    So ist es: Carolin und Claudia Serwe stehen ganz entspannt mit ihrem Eis in der Hand da und plaudern miteinander. Also, los geht’s mit meiner Zeugenbefragung: »Sag mal, der Typ, der dich umgefahren hat: Ist dir an dem irgendwas aufgefallen?«
    Cherie schüttelt den Kopf. »Nein, dafür ging es viel zu schnell.«
    Hm, das ist natürlich nicht besonders ergiebig. Aber – nicht so schnell aufgeben, Herkules!
    »Denk doch noch mal nach. Vielleicht irgendeine Kleinigkeit? Jedes Detail ist wichtig.«
    »Wieso willst du denn das noch wissen? Der Typ ist doch sowieso über alle Berge.«
    Ich ignoriere diesen völlig berechtigten Einwand. »Bitte, Cherie, denk nach!«
    »Okay. Mal sehen. Also: Er hatte eine große Tasche mit Riemen über seiner Schulter, die Tasche selbst hing hinten auf seinem Rücken. Und ich glaube, die war schwarz.«
    »Das ist doch schon mal nicht schlecht.«
    »Ich habe auch kurz seine Stimme gehört – er hat Hoppla gerufen, als er mich fast überfahren hat. Die klang jung, ziemlich jung. Ein junger Mann, kein alter.«
    »Super, das ist gut!«
    »Und dann«, Cherie scheint in ihrem Gedächtnis zu kramen, »dann wehte noch ein Geruch hinter ihm her. Er roch irgendwie … irgendwie nach … Kaugummi oder so was.«
    »Kaugummi?«
    »Nein! Jetzt hab ich’s: Er roch nach Pfefferminz. Genau. Er roch nach Pfefferminz. Das war’s!«
    Fahrradfahrer. Jung.

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