Katzenjammer
hast, ist der ein oder andere Fahrradfahrer hier in der Gegend unterwegs. Das stelle ich mir nun also gar nicht so leicht vor.«
»Hm. Darüber habe ich mir noch nicht so viele Gedanken gemacht. Aber am Wochenende auf Schloss Eschersbach war das jedenfalls ganz einfach.«
»Na ja, da sind die Täter aber auch zum Tatort zurückgekehrt. So leicht wirst du es diesmal nicht haben.«
Stimmt. Der Kater hat Recht. In meiner Euphorie habe ich diesen Punkt nicht bedacht. Ich lasse die Ohren hängen.
»Aber möglicherweise kann ich dir mit ein wenig meines neu erworbenen Wissens helfen. Um deinem Plan zum Erfolg zu verhelfen, brauchst du als Erstes ein Täterprofil.«
»Ein Täterprofil?«, echoe ich.
»Ja. Damit du weißt, nach wem du suchst, musst du möglichst viel über den Typen herausfinden. Zum Beispiel durch Spurensicherung vor Ort und Zeugenbefragung.«
»Woher hast du denn das jetzt? Ich denke, dein altes Herrchen war Anwalt, nicht Polizist. Und bei Frau Wiese hattest du damit doch auch nichts zu tun.«
Herr Beck nickt. »Deshalb sage ich doch auch neu erworbenes Wissen . Seitdem ich mit Nina zusammenlebe, habe ich schon jede Menge Fernsehen mit ihr geguckt. Ihre Lieblingssendungen sind dabei die sogenannten Krimis. Da fängt die Polizei mit schöner Regelmäßigkeit Verbrecher, und dabei geht sie ungefähr so vor, wie ich dir das gerade erklärt habe.«
»Ich weiß nicht. Nur weil du irgendwas im Fernsehen gesehen hast, muss das noch nicht so funktionieren. Immerhin wird Fernsehen für Menschen gemacht, nicht für Kater. Vielleicht hast du das auch falsch verstanden.«
»Wenn du eine bessere Idee hast, wie du den Kerl findest – bitte sehr, ich will mich nicht aufdrängen.«
»Entschuldigung. Du hast Recht. Ich habe auch keine bessere Idee. Zeugenbefragung – damit könnte ich doch beginnen. Wenn ich Cherie das nächste Mal sehe, frage ich sie, ob ihr an dem Mann irgendetwas aufgefallen ist.«
»Genau. Mach das. Und sei gründlich, noch das kleinste Detail kann …«
»Herkules! Komm mal rein!« Carolin hat die Terrassentür geöffnet und ruft nach mir.
»Ich muss los, Kumpel. Bis demnächst!«
»Ja. Und denk dran: Jedes Detail kann wichtig sein!«
Ich laufe zu Carolin und springe die Stufen zur Werkstatt hinunter.
»Da bist du ja schon. Braver Hund! Wir fahren kurz mit Nina zur Uniklinik. Ich habe versprochen, ihr mit dieser riesigen Kaffeemaschine zu helfen. Also komm!«
Typisch! Ich muss mit, und der Kater darf dableiben. Wieso meinen Menschen eigentlich immer, sie könnten einen Hund nicht allein im Garten lassen, eine Katze aber schon? Ich würde schon nicht abhauen. Gut, möglicherweise würde ich kurz mal im Park nach den Kaninchen schauen, aber ich käme wieder, versprochen!
Nina wartet im Treppenhaus, neben ihr ein riesiger Karton. Da muss die Kaffeemaschine drin sein, keine Frage. Caro packt mit an, unter Ächzen und Stöhnen schleppen die beiden das Ding aus dem Haus. Sieht ziemlich anstrengend aus, jetzt wäre ein Mann doch gar nicht schlecht. Von mir aus auch dieser Alexander aus dem zweiten Stock. Selbst wenn er Nina zu jung ist – zum Schleppen käme er gerade recht. Aber wie sagte der alte von Eschersbach immer? Wer nicht will, der hat schon. Dann eben kein Mann für Nina. Die beiden Damen hieven den Karton schließlich in Marcs Auto, das Caro heute wohl extra für den Transport mitgenommen hat. Klar, mit dem Fahrrad wäre es auch schwierig geworden.
Bei der Klinik angekommen, wuchten Nina und Carolin den Karton wieder aus dem Auto raus. Gott sei Dank parkt Caro direkt vor dem Gebäude, in dem Ninas Büro zu sein scheint, auf alle Fälle steuern wir die Tür des Rotklinkers gleich neben dem Parkplatz an.
»Wir müssen in den ersten Stock, dann haben wir es geschafft.«
»Dass du dir aber auch gerade so einen heißen Tag aussuchen musst, um das Ding in dein Büro zu bringen. Puh!«
Caro und Nina rinnt der Schweiß, da kommt endlich jemand, um ihnen seine Hilfe anzubieten. Ein älterer Herr mit weißen Haaren, nicht besonders groß, aber recht kräftig gebaut.
»Hallo, Frau Dr. Bogner, was schleppen Sie denn da durch die Gegend?«
»Guten Tag, Herr Professor Sommer. Das ist meine neue Kaffeemaschine.«
»Warten Sie, ich helfe Ihnen.«
»Danke, das ist nett. Ich dachte, wo sich doch die neue Arbeitsgruppe in Zukunft öfter bei mir treffen wird, wäre das bestimmt eine lohnende Investition in eine gute Arbeitsatmosphäre.«
Ninas Büro ist nicht besonders groß, aber
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