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Katzenkrieg

Katzenkrieg

Titel: Katzenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Mendoza
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werden konnten. Damals hatte die marxistische Verschwörung schon sämtliche Organe des Gesellschaftskörpers angesteckt, da Handel und Industrie, schlapp geworden, tatenlos zuschauten und dieselben Intellektuellen, die sich heute so entrüsten und gegen die Republik vom Leder ziehen, wohlwollend dazu nickten. Keiner hat so sehr wie ich den Sturz Primo de Riveras beklagt, denn in der feigen Nachsicht aller, und zuvorderst der Armee, konnte ich schon ganz deutlich sehen, was sich abzeichnete. Nachdem Primo de Rivera gestürzt und ins Exil geschickt worden war, wurde ich für José Antonio ein zweiter Vater, nicht nur, weil er der Sohn eines ins Unglück geratenen Freundes war, sondern weil ich meine Wut an die Leidenschaft delegieren konnte, mit der er die Erinnerung an seinen Vater verteidigte. In der Kühnheit, mit der sich dieser junge Mann im Gespräch oder mit der Faust Menschen und Institutionen stellte, die viel stärker waren als er, habe ich meinen Mangel an Mut kompensiert.»
    Er setzte sich wieder hin und zündete sich eine Zigarette an. Als bedeute das Sich-Luft-Machen mehr Mühe als Erleichterung für ihn, fuhr er müde fort: «Natürlich konnte weder ich noch sonst jemand verhindern, was dann geschah. Ich meine die Gefühle zwischen Paquita und José Antonio. Unter normalen Umständen wäre nichts schöner für mich gewesen, als ihn zum Schwiegersohn zu haben, aber so, wie die Dinge liegen, konnte ich meinen Segen zu der Beziehung nicht geben. José Antonios Leben ist von Anfang an von Gewalt geprägt gewesen, und alles deutet auch auf ein gewaltsames Ende hin. Ich will meine Tochter nicht zu einer rechtsgerichteten Pasionaria werden sehen. Ich bin von Natur aus weich und opportunistisch, aber in dieser Hinsicht bin ich standhaft geblieben. Und die beiden haben, entgegen ihrem impulsiven Temperament, meine Entscheidung respektiert. Ich weiß, wie sehr sie aus diesem Grund gelitten haben, aber ich bereue es nicht. Der Lauf der Dinge bekräftigt mich in meiner Überzeugung, und es bleibt ja immer die Hoffnung, dass alles gut endet.»
    «Und solange es nicht gut endet, verschaffen Sie José Antonio Waffen oder geben ihm das Geld, mit dem er sie beschaffen kann.»
    «Es bleibt mir nichts anderes übrig. Ohne Waffen, mit denen er sich verteidigen kann, hätte man ihn längst umgebracht, ihn und seine Kameraden. José Antonio hat eine historische Mission zu erfüllen; ich kann ihn nicht von seinem Weg abbringen, aber ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, um ihn zu beschützen.»
    «Sie wissen, welchen Gebrauch die Falange von diesen Waffen macht.»
    «Ich habe eine vage Vorstellung. Niemand erzählt mir etwas, und ich frage nicht. Im Grunde ist es einerlei: Die Waffen sind nur zu einem gut. In diesem Fall hält die Möglichkeit, Schlag um Schlag zurückzugeben, den Feind in Schach.»
    «Seien Sie doch nicht naiv», sagte Anthony. «Das Ziel der Falange ist nicht das Überleben. Das Ziel der Falange ist es, in Spanien einen faschistischen Staat zu errichten. José Antonio lehnt die Monarchie ab und fördert ein dem Sozialismus sehr ähnliches Gewerkschaftsregime. Ich habe ihn dieses Programm vertreten hören, öffentlich und privat, feurig und und beredt.»
    Der Herzog zuckte die Schultern. «Das allerdings weiß ich. Meine beiden Söhne sind glühende Falangisten geworden und blasen mir den Kopf mit ihren Parolen voll. Das macht mir nicht allzu große Sorgen. Sollte die Falange eines Tages ihr Gedankengut durchsetzen können, wird sie bald wieder auf den rechten Weg zurückfinden. Auch in Italien haben die Faschisten die Kinder roh gegessen, und jetzt geht Mussolini mit dem König und dem Papst Arm in Arm. Die bolschewistische Revolution, die von unten kommt, ist irreversibel; die von oben dagegen ist reine Rhetorik, da sie sich nicht vom Klassenkampf nährt und diesen auch nicht fördert.»
    Er drückte die Zigarette im Aschenbecher aus, steckte sich eine neue an und setzte, auf und ab gehend, seinen Sermon fort, als befände er sich allein im Raum. «Genau davon versuche ich die Generale zu überzeugen. Sie sind engstirnig, argwöhnisch allem gegenüber, was sie nicht verstehen und kontrollieren, und stur wie Maultiere. Man hat sie dazu abgerichtet, so zu sein, und in ihrem Wesen liegt ihre Effizienz begründet, das bestreite ich nicht, aber in den entscheidenden Momenten sind diese Eigenschaften ein Hindernis. Sie hassen José Antonio, weil er, der kein Soldat ist, mehr Autorität und Prestige

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