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Katzenkrieg

Katzenkrieg

Titel: Katzenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Mendoza
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gut ich kann», fährt er fort. «Und machen Sie sich keine Gedanken wegen meiner Botschaft. Ich werde nichts sagen noch dort Hilfe suchen. Ich weiß ja, dass man mir keine Beachtung schenken würde.»
    Die Sitzung ist zu Ende. Die Verabschiedung fällt kurz aus. Alle sind müde. Ein Auto setzt den Engländer in der Nähe der Plaza Santa Ana ab, damit er das letzte Stück zu Fuß zurücklegen und niemand sehen kann, wer ihn begleitet hat. Der Empfangschef schläft auf seinem Stuhl, den Kopf auf dem Arm und den Arm auf dem Tisch. Anthony nimmt den Schlüssel, ohne ihn aufzuwecken, und geht zu seinem Zimmer hinauf. In seiner Müdigkeit erstaunt es ihn nicht, dass die Toñina in seinem Bett friedlich schläft. Er zieht sich aus und legt sich ebenfalls ins Bett. Die Toñina öffnet ein wenig die Augen, nimmt ihn auf und macht die Unerfahrenheit ihrer Jugend durch Zärtlichkeit wett. Nach Paquitas und Lilís emotionalem Aufruhr sind diese schlichten Liebkosungen Balsam für ihn.

35
    Anthony Whitelands begann den Tag mit dem trotz seines erst kurzen Aufenthalts in Madrid schon ritualisierten Frühstück in der üblichen Cafeteria, einer raschen Lektüre der Tagespresse, einem gemächlichen Spaziergang zum Palais in der Castellana. Wie immer öffnete ihm der Butler mit mürrischer Selbstverständlichkeit. Sein Zigeunergesicht zeigte weder Erstaunen noch Feindseligkeit, als wäre der schreckliche Killer vom Vortag eine Ausgeburt von Anthonys Phantasie gewesen. «Kommen Sie bitte herein, und warten Sie in der Halle, während ich Seine Exzellenz benachrichtige.»
    Erneut allein mit der Kopie von Tod des Aktaion , fragte sich Anthony, wie Velázquez wohl an Tizians Stelle die dramatische Szene gelöst hätte. Durchdrungen vom prunkvollen Zeremoniell, das die Seerepublik Venedig festigte und einte, hatte Tizian auf die seit der Renaissance angehäufte klassische Kultur zurückgegriffen, um die unmäßige Strafe einer in ihrer Symbolik und Macht befangenen Göttin darzustellen. Diana dominierte die Szene wie die unbarmherzigen Kräfte, die über die Menschen hereinbrechen – wie Krankheit, Krieg, ungesunde Leidenschaften. Velázquez wusste sehr wohl um die Katastrophen, die die Welt regieren, weigerte sich aber, sie auf die Leinwand zu bannen. Sicherlich hätte er einen zufälligen Zeugen von Aktaions unglücklichem Los gewählt und in seinem Gesicht das Staunen, das Entsetzen oder die Gleichgültigkeit gegenüber dem schrecklichen Vorfall gespiegelt, den er hatte mit ansehen müssen und dessen Vermittler er jetzt war, ohne ihn verstanden zu haben und ohne zu wissen, wie er der Welt seine Bedeutung und seine Moral weitergeben sollte.
    Als würden seine Taten ebenfalls von einem Los organisiert, einem spaßigen in diesem Fall, wurde Anthony durch eine zittrige und zugleich fröhliche Stimme aus seinen Überlegungen gerissen. «Tony, du bist zurückgekommen! Gott sei gelobt! Bist du nicht mehr in Gefahr?»
    «Ich weiß es nicht, Lilí. Aber ich musste kommen, um jeden Preis.»
    «Meinetwegen?»
    «Ich will dich nicht anschwindeln – du bist nicht der Grund. Und wo wir uns schon getroffen haben, nutze ich die Gelegenheit, um klarzustellen, was gestern geschehen ist.»
    Lilí trat zu ihm und legte ihm die offene Hand auf den Mund. «Sag nichts. Ihr Protestanten meint immer, ihr müsst unangenehme Dinge sagen. Ihr denkt, etwas Bitteres oder Verletzendes oder Brutales muss zwangsläufig wahr sein. Aber dem ist nicht so. Wunder und Märchen sind kein Trug, sondern eine Illusion. Vielleicht ist auch der Himmel nur das, eine Illusion. Und trotzdem hilft er uns leben. Die Wahrheit kann keine zerbrochene Illusion sein. Ich verlange keine Erklärung von dir, ich werfe dir nichts vor, ich fordere nichts von dir. Aber die Hoffnung kannst du mir nicht nehmen, Tony. Nicht heute und nicht morgen, aber eines Tages vielleicht sind die Dinge anders. Und dann, wenn ich überlebt habe und du mich rufst, werde ich dahin kommen, wo du sagst, und tun, was du willst. Bis zu diesem Augenblick, ob wirklich oder eingebildet, bitte ich dich nur um liebevolles Schweigen. Und dass du niemandem etwas erzählst. Versprochen?»
    Bevor er antworten konnte, erschien Don Álvaro del Valle, Herzog von Igualada, in Begleitung des Butlers in der Halle. Obwohl sich die beiden keineswegs einschüchternd verhielten, war Anthony plötzlich ganz durcheinander. Bis zu diesem Augenblick war der Entschluss, ins Palais zu gehen und sich dem Herzog auf seinem Boden zu stellen,

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