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Katzenkrieg

Katzenkrieg

Titel: Katzenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Mendoza
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vordergründigen Kindes- und Vaterlandsliebe angetrieben, die nichts weiter ist als Eitelkeit. Als studierter Jurist und Herrensöhnchen hasst er die Brutalität der Unterschichten, kann aber nicht verhindern, dass seine Partei nach und nach zu einer Killerbande wird. Die Kapitalisten bedienen sich seiner skrupellos, um die öffentliche Meinung zu erregen, die Arbeitergewerkschaften lachen über seinen Plan, mit dem Klassenkampf Schluss zu machen, und dabei muss er mit ansehen, wie seine Gefolgsleute Tag für Tag in sinnlosen Straßenschlachten umkommen. Das Projekt, wenn es denn eines gegeben hat, ist ihm entglitten, und seine vibrierende Rhetorik, die ihn noch trägt, mag die Zuhörer weiterhin faszinieren, ihn selbst aber langweilt und ekelt sie. Bin ich auf dem richtigen Weg?»
    «Es fehlt ein Detail», sagte José Antonio mit schleppender Stimme und halbgeschlossenen Augen, als führte er ein Selbstgespräch. «Der junge Märchenanwalt hatte eine unmögliche Liebe. Aus Verehrung und Respekt mochte er die geliebte Frau nicht an Bord eines abdriftenden Schiffs nehmen – er wollte nicht, dass auch das pervertiert würde. Wenigstens etwas musste von Gewalt, Trug und Verrat ausgegrenzt werden. Am Ende hat sich das Opfer als unnütz erwiesen, weil sich seine große Liebe trotzdem pervertiert hat – bei der erstbesten Gelegenheit, auf die idiotischste Art und mit dem unwürdigsten Menschen. Aber vergessen wir das im Moment.»
    Die Paare hatten das Lokal verlassen, und die beiden waren mit dem Kellner allein geblieben. Das wäre ihnen aufgefallen, wären sie nicht so sehr in ihr Gespräch vertieft gewesen. «Enttäuscht von der Idee, für die er alles gegeben hat», fuhr Anthony fort, der sich über die Wirkung seiner Worte auf José Antonio freute, «enttäuscht von denen, die sich seinen Reihen hätten anschließen sollen und es aus Eigennutz oder Feigheit nicht getan haben, enttäuscht vom Volk, das nicht auf ihn hört, beschließt der junge brillante Anwalt, das Land in die Luft zu sprengen, das ihm seine Opfer so schlecht gelohnt hat. Er setzt sich mit dem sowjetischen Geheimdienst in Verbindung und macht ihm einen Vorschlag: Wenn ihm Moskau die nötigen Mittel verschafft, wird er ihm die Revolution auf einem silbernen Tablett anbieten. Mit seinen erbärmlichen, aber beherzten Trupps wird er in ganz Spanien einen Aufstand einleiten. Wenn sie sich der realen Bedrohung des Faschismus gegenübersehen, werden Sozialisten und Anarchisten ihre Differenzen bereinigen; das Ergebnis wird die Volksrevolution sein. Alles, bloß nicht zulassen, dass das korrupte liberale System andauert oder die Militärs ein Regime im Dienst der Großbanken und Großgrundbesitzer einführen. Es ist zu viel unschuldiges Blut geflossen, als dass sich alles in einer schlichten Rhetorik von gloriosen Fahnen und frohen Friedensschritten auflösen kann. Entweder bist du Kolja, oder Kolja ist dein Verbindungsmann.»
    «Phantastisch!», rief José Antonio fröhlich.
    «Ja, nicht schlecht, aber damit der Plan Erfolg hat, braucht er zwei elementare Voraussetzungen: Die erste ist, dass die Falangisten nicht schnallen, welche Rolle ihnen in der Pantomime zukommt; die zweite ist, so schnell wie möglich zu handeln, bevor sich die Rechtsgruppierungen einig werden oder ein unvorhergesehenes Ereignis das Ganze zu Fall bringt. Natürlich geht wie immer alles schief. Die internationale Lage entwickelt sich sehr schnell; Stalin macht Hitlers Säbelrasseln Sorgen, so dass er sich mit den europäischen Demokratien lieber nicht entzweit. Zweitrangige Abenteuer werden besser aufgeschoben. Moskau gibt den Befehl aus, die spanische Republik in allem zu unterstützen. Der Plan des jungen Anwalts scheitert. Doch da der Schritt schon getan ist und es für ihn kein Zurück gibt, entschließt er sich, die Revolte ohne Hilfe von außen voranzutreiben, und Waffen und Geld zu beschaffen, wo immer es möglich ist. Ein junger Falangist entdeckt Unregelmäßigkeiten, und da er im Traum nicht auf die Idee kommt, sie könnten aufs Konto des Landeschefs höchstpersönlich gehen, den er verehrt, bittet er mich, mit ihm zu sprechen. Um das zu verhindern, ordnest du an, mich aus dem Weg zu schaffen. Danach wirst du dafür sorgen, dass der Denunziant für immer schweigt. Es gelingt mir zu fliehen, und du bringst mich hierher, um mich auszuhorchen und schließlich die Aufgabe zu Ende zu bringen.»
    Schlagartig hörte er auf zu schwatzen. Sein Hals war ausgetrocknet, und der Kopf

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