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Katzenkrieg

Katzenkrieg

Titel: Katzenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Mendoza
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letzte Wort sei bei Gott, und im Laufe seiner langen Karriere sei er Zeuge nicht weniger Wunder geworden.
    Bei diesen Worten wurde Paquita von großer Verwirrung gepackt. Aus dem Zimmer kamen Nonnen mit Becken, deren Inhalt sie verborgen zu halten versuchten, während sie Stoßgebete murmelten, die nichts Gutes verhießen. Der Arzt begleitete den Herzog und Pater Rodrigo, der alles Nötige für die Letzte Ölung mitgenommen hatte, ans Bett des Schwerverwundeten; Paquita blieb draußen und zog sich dann in einen Winkel zurück, wo niemand sie sehen konnte, fiel auf die Knie nieder und versenkte sich in ein tiefes Gebet.
    Der Tag hatte die unglückliche junge Frau sehr mitgenommen. Zwar hatte sie im Garten des Palais Lilí ihr Herz ausgeschüttet, doch die Erleichterung, sich verständniswilligen Ohren gegenüber ausgesprochen zu haben, half ihr nur den Nebel vertreiben, der sie den Ernst ihrer Lage bis dahin nicht klar hatte erkennen lassen. Wenn sie Anthony retten wollte, der in kurzer Zeit in Lebensgefahr geriet, falls die Aussage der Toñina stimmte, musste sie ohne Verzug handeln und ohne auf mögliche Folgen zu achten. In extremen Situationen war Paquita unerschrocken. Sie ging ins Haus zurück, rief im Sitz der Falange an und fragte nach José Antonio. Eine Telefonistin der Frauenabteilung sagte, er sei nicht da, man erwarte ihn erst gegen Abend.
    Sie war immer noch im Mantel. Ohne lange zu fackeln, trat sie auf die Straße hinaus, hielt ein Taxi an und ließ sich zur Calle Serrano 86 fahren. Als sie die luxuriöse Eingangshalle betrat, erhob sich der Portier von seinem Stuhl und zog die Mütze. Ein Dienstmädchen mittleren Alters öffnete ihr die Wohnungstür. Bei Paquitas Anblick zuckte sie vor Überraschung und Angst zurück. Aber sogleich fasste sie sich wieder, deutete einen respektvollen Knicks an und senkte den Kopf. «Señora Marquise, welche Ehre!»
    Paquita wedelte mit dem Handschuh. «Keine Umstände, Rufina. Ist er zu Hause?»
    «Nein, Señorita.»
    «Kommt er zum Mittagessen?»
    «Das hat er nicht gesagt.»
    «Ist egal. Ich werde auf ihn warten. Willst du mich hier mitten im Durchzug stehenlassen?»
    Mit besorgtem Ausdruck machte das Dienstmädchen Platz. Ohne sie anzusehen, trat Paquita ein und ging in den angrenzenden Salon. Die Möbel waren groß, edel, in verschiedenen Stilen gehalten, da aus verschiedenen Erbschaften stammend. Auf einer Konsole sah sie in einem silbernen Rahmen ihr Porträt.
    Kurz nachdem es von einer Wanduhr zwei geschlagen hatte, trat der Hausherr ein. Paquita blätterte zerstreut in einem kleinen Gedichtband aus dem Bücherregal. Als er sie erblickte, leuchtete sein Gesicht auf, um sich gleich wieder zu verdüstern. «Ich bin gekommen, um dir etwas zu sagen», sagte Paquita ohne Umschweife. «Etwas, was du wissen musst.»
    José Antonio schlüpfte aus dem Mantel und ließ ihn auf einen Stuhl fallen. «Du kannst dir die Peinlichkeit ersparen, ich weiß Bescheid», sagte er knapp. «Diese Ratte in Soutane, die ihr im Haus habt, hatte nichts Eiligeres zu tun, als es mir brühwarm zu erzählen. Es sei denn, du hast noch etwas beizufügen.»
    Paquita öffnete den Mund und klappte ihn gleich wieder zu. Sie hatte ihre plötzliche Liebe zu dem Engländer gestehen wollen, doch als hätte ein helles Licht die sie umgebende Dunkelheit verscheucht, ging ihr auf, was für einen Unsinn sie zu begehen im Begriff war, und sie brachte keine Silbe hervor. Auf einmal war alles so klar, dass sie lächeln musste. Jetzt war es an ihr, die Augen zu senken. Als sie wieder aufschaute, sah sie die Züge des Mannes vor sich, der sie fest anschaute, ohne etwas zu begreifen, tränenverschwommen. «Es war ein Wahnsinn», murmelte sie wie zu sich selbst. «In meinem ganzen Leben habe ich nur einen Mann geliebt. Nie werde ich einen anderen lieben können. Ich habe mich wie eine Idiotin benommen. Jetzt ist es zu spät, um es wiedergutzumachen. Ich bin nicht gekommen, um dich um Verzeihung zu bitten. Wenn du mir dein Taschentuch leihst, bin ich schon zufrieden.»
    Er reichte es ihr eilig, ohne Anstalten zu machen, sie zu berühren. Sie trocknete sich die Tränen und gab ihm das Taschentuch zurück. Sie musste sich anstrengen, um beim Gedanken an Anthony Whitelands nicht unpassend loszuprusten; in der Erinnerung kam ihr die Szene zwischen ihnen im Hotel wie aus einer Filmkomödie vor, in der Gefühle und Handlungen bloß ausgeklügelte Mechanismen sind, um ein den Konventionen des Schwanks ergebenes Publikum

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