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Katzenkrieg

Katzenkrieg

Titel: Katzenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Mendoza
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ist außer Gefahr.»
    Lilí ließ sich auf einen Stuhl sinken. Das Dienstmädchen fragte, ob es ihr gut gehe. Lilí bejahte und sagte, sie solle sämtliche Bediensteten im Musikzimmer zusammenrufen. Als sie alle um sich hatte, erzählte sie ihnen von Guillermos unerwarteter Genesung. Nachdem jedermann seine Zufriedenheit geäußert hatte, sagte sie, sie sollten alle den Rosenkranz beten und Gott für seine Gnade danken, und schickte den Butler hinaus, um ein Taxi zu holen und sie ins Krankenhaus zu begleiten. Dann ging sie in ihr Zimmer und zog sich zum Ausgehen um.
    Erst nach zwanzig Minuten kam der Butler mit einem Taxi zum Eingang des Palais zurück. Wegen der Unruhen im Zentrum hätten sich viele Taxifahrer zurückgezogen, um ihren Wagen zu schützen. «Die fackeln dir die Karre ab, und dann bist du am Arsch», habe der Fahrer gesagt. Tatsächlich sah man am Himmel den rötlichen Widerschein eines Brandes.
    Mitternacht war vorüber, als Lilí endlich ohne Zwischenfälle in Atocha eintraf und das Zimmer ihres Bruders betreten konnte, wo verhaltene Freude herrschte. Obwohl er außer Lebensgefahr war, war sein Zustand immer noch sehr ernst, und man durfte sich nicht vorzeitig vom Optimismus mitreißen lassen; ein Rückfall war nicht auszuschließen, und es musste auch noch geklärt werden, ob die Verwundung und der chirurgische Eingriff allenfalls Folgeerscheinungen hatten.
    Lilí stimmte in den Jubel der übrigen Familienmitglieder ein, nahm dann Paquita beiseite und erzählte ihr von dem Anruf wegen Anthony. Die Schwester reagierte gleichgültig auf die Nachricht, ganz offensichtlich interessierte sie der Engländer nicht mehr. Lilí fragte sich, was diesen plötzlichen Wandel verursacht, und auch, wo wohl die Herzogin die ganze Zeit gesteckt haben mochte, bevor sie ins Krankenhaus gekommen war.
    Die Antwort auf diese Frage war ebenso einfach wie ungewöhnlich und erfordert einen kurzen Exkurs.
    Noch vor seinem sechzigsten Geburtstag fand Niceto Alcalá Zamora, seine Zeit als aktiver Politiker sei nun abgeschlossen. Er war der erste gewählte Präsident der Zweiten Republik gewesen und hatte sich während der fünf Jahre ihres bewegten Bestehens in diesem höchst verantwortungsvollen Amt gehalten. Konservativ und katholisch, hatte er mit linkem und rechtem Extremismus zu kämpfen gehabt, mit den Arbeiterbewegungen, mit den Forderungen der Nationalisten, mit dem Druck von Kirche und Armee, die in ihm den Garanten der öffentlichen Ordnung, des internen Friedens und der Einheit Spaniens sahen, mit der Presse, für die immer seine Entscheidungen an sämtlichen Übeln des Landes schuld waren – und, das war das Schlimmste von allem, mit den Intrigen, dem Neid und den Schäbigkeiten, wie sie zur Macht gehören. Es war ihm nicht möglich gewesen, alle zufriedenzustellen, ja, in Wahrheit hatte er sich die Feindschaft der meisten eingehandelt. Aber er war stolz darauf, die Demokratie beharrlich, geschickt und mit glühendem Wort vor den Zielen und Delirien seiner Verleumder geschützt zu haben. Jetzt aber sah er das Ende seines Mandats nahen. Seine Person und seine Methoden gefielen der Volksfront nicht und Manuel Azaña noch weniger. Der bevorstehende Rücktritt vom Amt und vielleicht von der Politik überhaupt stimmte ihn zwar traurig, stürzte ihn aber auch nicht in Verzweiflung; da er pessimistisch war, sah er die Katastrophe kommen und mochte nicht der Totengräber eines Regimes sein, für das er alles gegeben hatte und das er oft noch in seinen letzten Zügen gerettet hatte. Zu allem Überfluss hatte er eine Tochter, die mit einem Sohn von General Queipo de Llano verheiratet war – im Falle eines Aufstands hätte er den Krieg in den eigenen vier Wänden. In seinem Alter und mit dem Problem der beginnenden Erblindung dachte er an den bevorstehenden Rücktritt immer öfter freudig statt melancholisch.
    Als er an diesem Abend eben sein Tagewerk beenden wollte, meldete ihm ein Adjutant, eine Dame begehre ihn unbedingt zu sehen. Auf der Visitenkarte prangte eine Herzogskrone; ein Gehilfe las ihm den Namen vor, und unverzüglich bat der Präsident die Dame herein. Mit seinen schwachen Augen erkannte er die verschwommene Silhouette der Herzogin von Igualada und umschiffte mit dem Geschick dessen, der jede Handbreit seines Habitats auswendig kennt, Möbel und Adjutanten, um der lieben Freundin die Hand zu küssen.
    «Marujín!»
    «Niceto!»
    Er schickte das Personal hinaus und bat sie, Platz zu nehmen. Die Herzogin und

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