Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Katzenkrieg

Katzenkrieg

Titel: Katzenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Mendoza
Vom Netzwerk:
zu unterhalten. José Antonio bemerkte die Heiterkeit und war verblüfft. Sie wurde wieder ernst. «Entschuldige», sagte sie. «Das Ganze ist überhaupt nicht zum Lachen. Bloß ich fühle mich lächerlich. Aber das ist nicht von Bedeutung. Um ehrlich zu sein, bin ich gekommen, weil ich dich um einen großen Gefallen bitten wollte. Es ist etwas Wichtiges für mein Gewissen. Dieser Typ da, der Engländer … man will ihn umbringen.»
    «Sicherlich irgendein eifersüchtiger Ehemann.»
    Paquita gab sich in ihrer Würde verletzt. «Heb dir den Sarkasmus für die Mädels vom Rimbombín auf», sagte sie knapp. «Wir beide kennen uns zu gut, um einander etwas vorzumachen.»
    «Wer hat dir gesagt, dass man diesen Kerl umbringen will?»
    «Ich weiß es, das reicht. Offenbar ein Befehl von Moskau.»
    «Soll er die Suppe, die er sich eingebrockt hat, doch selber auslöffeln. Das geht mich nichts an, und wenn man ihn über die Klinge springen lässt, werde ich bestimmt nicht tränenüberströmt zu seiner Beerdigung gehen.»
    José Antonios Verärgerung übersehend, nahm Paquita seine Hand zwischen die ihren. «Du dummer Mann, was ich getan habe, habe ich für dich getan», flüsterte sie. «Du wärst ein Narr, wenn du es nicht ausnützen würdest.»
    Er entzog ihr die Hand und tat einen Schritt zurück. «Paquita, du machst mich noch wahnsinnig!»
    Sie errötete. Sie konnte nicht fassen, was sie da tat, und empörte sich, dass sie sich nicht einmal schämte. Wahrscheinlich war sie in die, wie Pater Rodrigo es nannte, Spirale der Sünde hineingeraten – befindet man sich erst einmal auf dem abschüssigen Weg, kann nichts mehr den Sturz aufhalten, wenn nicht die heiligmachende Gnade einspringt. Aber das war nicht der geeignete Augenblick, sich in theologischen Spitzfindigkeiten zu verlieren; die heiligmachende Gnade konnte warten.
    Einige Stunden später kurvte der kleine gelbe Chevrolet mit José Antonio und dem Engländer durch die Straßen des nächtlichen Madrid. In der Calle de Alcalá hielt das Auto beim Postgebäude.
    «Gehen wir was trinken», sagte José Antonio ausgelassen. «Du lädst mich ein. Nach alledem schuldest du mir schließlich etwas.»
    Es war noch früh, und in der Bar befanden sich nur drei schmachtende Paare in den dunkelsten Winkeln. José Antonio und Anthony setzten sich an einen Tisch, und geflissentlich eilte der Kellner herbei. Bis sie den ersten Whisky halb ausgetrunken hatten, fiel kein Wort. José Antonio starrte den Engländer bloß mit einem Ernst an, in den sich ironische Funken mischten. Anthony war unruhig: Er hatte es mit einem Gegenspieler zu tun, der sämtliche Trümpfe in der Hand hatte, während er nur über einen verfügte, von dem vermutlich seine Zukunft, wenn nicht sogar sein Leben abhing. Schließlich ergriff er die Initiative. «Wozu hast du mich in dieses Lokal geführt?»
    «Um zu plaudern. Man hat mir gesagt, du willst mich aus einem wichtigen Grund sehen. Ich finde nicht leicht eine Lücke in meiner Agenda, wie du dir vorstellen kannst.»
    «Das ist mir bewusst, und ich werde dir nicht viel Zeit stehlen», sagte Anthony. «Aber erklär mir eines: Wie hast du mich gefunden?»
    «Eine Gespielin von dir hat Paquita benachrichtigt, und die ist zu mir gekommen und hat mich um Hilfe gebeten. Da ich um eure Geschichte wusste, habe ich mich geweigert, dir aus der Bredouille zu helfen. Aber wie du weißt, ist gegen Paquitas Überredungskünste kein Kraut gewachsen.»
    Anthony wurde noch unruhiger. Diese Wendung hatte er nicht erwartet, sie war seinem Vorhaben nicht sehr förderlich. «Hat sie es dir erzählt?»
    «Das ist doch egal. Über Paquita sprechen wir später. Bring du jetzt deine Phantasie zu Ende.»
    Etwas weniger selbstsicher, nahm Anthony den Faden wieder auf. «Vor ein paar Tagen ist ein Falangist zu mir gekommen, dessen Identität ich nicht preisgeben möchte. Er dachte, er habe in der Partei einen Fall von Hochverrat entdeckt, und bat mich, es dir mitzuteilen. Als Ausländer bin ich mutmaßlich neutral, und das würde, wie er dachte, meine Worte glaubwürdiger machen. Ich habe gesagt, eben gerade weil ich Ausländer sei, wolle ich mich nicht in die spanische Politik einmischen, vor allem nicht ohne inkriminierende Beweise. Er verstand meine Haltung und verpflichtete sich, diese Beweise aufzutreiben, und da er so darauf beharrte, willigte ich ein, mit dir zu sprechen, sobald er sie hätte. Zweimal hat er sich mit mir in Verbindung zu setzen versucht, immer erfolglos. Nach

Weitere Kostenlose Bücher