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Katzenkrieg

Katzenkrieg

Titel: Katzenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Mendoza
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kommen, das ich ihr eben gegeben habe. Und würden Sie bitte so nett sein und mir einen Milchkaffee und ein paar churros bringen.»
    Mit einem Nicken verließ der Mann im Regenmantel den Raum und zog hinter sich die Tür zu. Als sie allein waren und der andere ihn weiterhin wortlos anschaute, sagte Anthony: «Darf ich mich erkundigen, weswegen man mich hierher gebracht hat, Señor …?»
    «Marranón. Oberstleutnant Gumersindo Marranón, zu dienen. Ich dachte, vielleicht würden Sie sich an mich erinnern, so wie ich mich an Sie erinnere. Aber ich nehme Ihnen Ihre Vergesslichkeit nicht übel – mich an Gesichter zu erinnern gehört zu meinem Job, nicht zu Ihrem. Wenn es Ihnen hilft: Wir haben uns vor einigen Tagen im Zug kennengelernt. Sie sind von der Grenze gekommen und, wie Sie sagten, aus Ihrer Heimat England. Wir haben uns auf dem Bahnhof von Venta de Baños getroffen und uns kurz, aber freundlich miteinander unterhalten. Aus ebendiesem Grund bin ich gestern Abend, nachdem ich zufälligerweise erfahren hatte, wo Sie wohnen, in Ihr Hotel gegangen, um Sie zu begrüßen und mich zu Ihrer Verfügung zu stellen. Ich habe auf Sie gewartet, aber da Sie nicht kamen und ich nicht noch einmal hingehen konnte, habe ich diesen Morgen einen meiner Mitarbeiter geschickt, um Sie herzubitten. Wie Sie sehen, bin ich mit Arbeit überhäuft. Hauptmann Coscolluela ist meines Erachtens ein wacher, wohlerzogener Mann. Wir haben gemeinsam in Afrika gekämpft. Eine Wunde am Bein hat ihm den weiteren Dienst unmöglich gemacht. Ein heldenhaftes Verhalten – man hätte ihm um ein Haar die Tapferkeitsmedaille verliehen, aber seine politischen Ideen … Sie verstehen schon. Ich bin überzeugt, er hat Sie freundlich behandelt, wie es sich gebührt.»
    «Oh, doch, doch, natürlich», sagte Anthony eilig. «Aber … dieser … an sich sehr angenehme Besuch kommt mir im Augenblick höchst ungelegen. Ich bin nämlich mit einigen Leuten verabredet …»
    «Donnerwetter, daran hatte ich überhaupt nicht gedacht. Wie ungeschickt von mir, ich bitte tausendmal um Entschuldigung. Aber das lässt sich zum Glück leicht regeln. Nehmen Sie mein Telefon, rufen Sie Ihre Freunde an, und sagen Sie ihnen, Sie würden mit einigen Minuten Verspätung kommen. Sie werden es bestimmt verstehen – leider nehmen wir es hier in Spanien mit der Pünktlichkeit nicht so genau wie Sie in England. Und falls Sie die Nummer nicht wissen, dann sagen Sie mir den Namen der bestimmten Person oder Personen, und ich werde sie im Nu herausfinden.»
    «Nein, vielen Dank», sagte Anthony rasch. «Im Grunde war es keine feste Verabredung. Es lohnt sich nicht, dass Sie sich die Mühe machen.»
    Das Telefon klingelte. Der Oberstleutnant nahm den Hörer ab und legte ihn gleich wieder auf die Gabel, ohne sich zu melden und die Augen von seinem Gesprächspartner abzuwenden. «Wie Sie wollen», sagte er heiter. «Ah, da ist ja Pilar schon. Pilar, das ist Señor Vitelas. Er ist Engländer, aber er spricht besser Spanisch als Sie und ich zusammen.»
    Pilar war die dicke Frau, die Anthony beim Eintreten gesehen hatte, und auch der Aktendeckel, den sie mitbrachte, schien derselbe zu sein. Daraus schloss er, dass das Verfahren, dem er unterzogen wurde, schon vorher minutiös vorbereitet worden war. Während Pilar den Aktendeckel auf den Schreibtisch ihres Chefs legte und dieser das Band aufknüpfte und darin blätterte, hinkte Hauptmann Coscolluela mit einem Alpakatablett wieder herein, auf dem sich eine dampfende Tasse und eine Tüte fettiger churros befanden. Gemeinsam schoben sie die Blätter auf dem Schreibtisch beiseite, um Platz für das Tablett zu schaffen. Dann hängte Coscolluela Regenmantel und Hut an den Garderobenständer und setzte sich; Pilar tat es ihm gleich. Sie zog ein Stenographieheft und einen Bleistift aus der Tasche, als wollte sie Notizen von dem Gespräch machen. Nach dieser Zeremonie schaute der Oberstleutnant Anthony fest an und sagte: «Ich weiß nicht, ob Ihnen Hauptmann Coscolluela klar genug gesagt hat, dass Ihre Anwesenheit in diesen Räumen keinen offiziellen Grund hat. Mehr noch, Ihre Anwesenheit hier ist absolut freiwillig und, um es irgendwie zu benennen, freundschaftlich. Damit das ganz klar ist. Nichts von dem, was wir hier besprechen, wird festgehalten werden», fügte er hinzu, als hätte er die Vorbereitungen Pilars nicht bemerkt, die weiterhin mit gezücktem Bleistift dasaß, aber nichts aufschrieb. «Aus dem Gesagten ergibt sich, dass Sie jederzeit

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