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Katzenkrieg

Katzenkrieg

Titel: Katzenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Mendoza
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Jahrhundert.»
    «Ich meine die Kirche.»
    «Ich weiß, wo sie ist.»
    «Dann gehen Sie dorthin, ohne eine Sekunde zu verlieren, und setzen Sie sich in eine der hintersten Bänke rechts. Ich werde auch so schnell wie möglich dasein.»
    «Geben Sie mir eine halbe Stunde, um mich zurechtzumachen und umzuziehen. Ich sehe aus wie ein Bettler.»
    «Umso besser, dann fallen Sie nicht auf. Und verlieren Sie keine Zeit mit Kindereien», sagte die junge Frau, die zu ihrer üblichen Nonchalance zurückgefunden hatte.
    Das schiefe Gesicht des Empfangschefs übersehend, hängte er auf, bedankte sich, ging wieder in sein Zimmer hinauf, zog warme Kleider an, nahm den Schirm, ging wieder hinunter, legte den Schlüssel auf den Empfangstisch und trat auf die Straße hinaus.
    Durch die Calle Huertas gelangte er sehr schnell zum Treffpunkt. Es hatte weitergeschneit, und dort, wo es keine Passanten gab, blieb der Schnee liegen. Vor der protzig-unharmonischen Kirchenfassade blieb er einen Augenblick stehen, um wieder zu Atem und Gelassenheit zu kommen. Sein Herz schlug heftig wegen des Laufens, des Risikos und des unmittelbar bevorstehenden Treffens mit der rätselhaften Marquise von Cornellá. Vom gegenüberliegenden Gehsteig aus beobachtete er die lange Schlange der Gläubigen, die sich von den Unbilden der Witterung nicht hatten einschüchtern lassen und gekommen waren, um zu beten oder irgendeine Gnade zu erbitten. In der trübseligen Menge fanden sich Vertreter jeden Alters und Standes. Anthony pries Paquitas Klugheit, ihn gerade dahin zu bestellen, wo nichts und niemand Aufsehen erregte. Er überquerte die Straße und stellte sich spontan hinten an, um geduldig darauf zu warten, bis er an die Reihe käme, aber sogleich ging ihm auf, wie unpraktisch sein zivilisiertes Verhalten war, und er beschloss, sich durch eine Seitentür hineinzuschmuggeln, ganz zuversichtlich, dass sein ausländisches Aussehen den kleinen Verstoß entschuldigen würde. Dazu musste er durch den Vorhof gehen, wo sich Blinde, Krüppel und eine gegen Kälte und Schnee in einen schwarzen Umhang gemummte Blumenhändlerin drängten. Das Wehklagen und Flehen der Bettler verschmolz zu einem dissonanten Chor. Der Engländer überwand problemlos alle Hindernisse und fand sich erleichtert im Inneren der Kirche. Unzählige brennende Altarkerzen warfen ihr flackerndes Licht auf die grellen Farben an den Wänden. Die nach Schweiß, Rauch, Weihrauch und geschmolzenem Wachs riechende Luft vibrierte unter den unablässigen Bittgebeten. Unschwer fand er in einer der vereinbarten Bänke einen Platz, denn die meisten Gläubigen strebten dem Altar zu, um dort ihr Weihgeschenk zu deponieren oder dem verehrten Bildnis ihre Fürbitte aus nächster Nähe zuzumurmeln. Der Zustrom spiegelte die in der Stadt herrschende Besorgnis.
    Bei seinem Interesse für die spanische Kunst jener Epoche hatte Anthony auch den Christus mehrmals studiert, und immer wieder hatte der ihn bis zum Ekel verdrossen. Der künstlerische Wert der Skulptur war unbestreitbar, doch die Haltung des Christus, seine prunkvolle Gewandung und vor allem die natürlichen Haare gaben ihm das Aussehen eines Schürzenjägers und Betrügers. Vielleicht war es das, hatte er damals gedacht, was dem einfachen Volk Vertrauen einflößte: die in einem vulgären Dandy verkörperte Gottheit. Als Student in Cambridge hatte er einmal einen Experten in der Materie sagen hören, der Katholizismus der Gegenreform sei eine Rebellion des meridionalen Christentums der Sinne gegen das kopflastige Christentum des Nordens gewesen. In Spanien hatte sich ein Christentum der schönen Müttergottes mit schwarzen Augen und roten, in fleischlicher Dramatik geöffneten Lippen durchgesetzt. Der Christus der Gläubigen war der Christus der Evangelien: ein mediterraner Mann, der isst, trinkt, mit den Freunden plaudert und auch zu Frauen Kontakt hat und dann unter körperlichen Foltern stirbt und dessen Gedanken vom Guten zum Bösen, von der Lust zum Schmerz und vom Leben zum Tod wandern, ohne den Schatten metaphysischer Zweifel oder mehrdeutiger Erwägungen. Das war eine Religion von Farben und Düften, prächtigen Kleidern, Volksfesten, Schnaps, Blumen und Liedern. Dem von Natur aus und aus Überzeugung ungläubigen Anthony, positivistisch durch seine Erziehung und argwöhnisch gegenüber dem geringsten Anzeichen von Mystik oder Hokuspokus, war diese Erklärung damals befriedigend, aber irrelevant erschienen.
    Noch in diese Überlegungen versunken,

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