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Katzenkrieg

Katzenkrieg

Titel: Katzenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Mendoza
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Wohnzimmer kommen.»
    Allein saß Anthony in dem Raum, wo er vorher mehrmals mit der Familie Kaffee getrunken und Paquita ihn mit ihrem Gesang erfreut hatte. Jetzt war der Flügel geschlossen, und auf dem Ständer waren keine Noten aufgeschlagen. Unruhig wie ein Gefangener tigerte er im Raum auf und ab. In den durchnässten Schuhen hatte er ein unangenehmes Gefühl an Füßen und Knöcheln. Das Rokokoglockenspiel schlug sechs Uhr. Als beim nächsten Viertelstundenschlag immer noch niemand gekommen war, wurde Anthonys Nervosität zu Beunruhigung. Etwas Wichtiges musste vor sich gehen, wenn der Herzog ihn noch nicht empfangen hatte, obwohl er ihn am Vortag so nachdrücklich zu einem Urteil über das Bild gedrängt hatte. Als sich der Engländer mit viel Fingerspitzengefühl geweigert hatte, sich zu etwas so Heiklem spontan zu äußern, und vorgeschlagen hatte, am nächsten Vormittag wiederzukommen und in Ruhe dieses Werk zu studieren, dessen erster Anblick sein Urteilsvermögen außer Gefecht setzte, hatte der Herzog die Vertagung verständnisvoll akzeptiert, aber auch nicht mit seiner Ungeduld hinter dem Berg gehalten, das Geschäft ohne weiteren Aufschub abzuschließen. Was war inzwischen geschehen, was eine so radikale Veränderung herbeigeführt hatte? Was auch immer es war, er konnte nicht den ganzen Abend hier eingeschlossen bleiben.
    Behutsam öffnete er die Wohnzimmertür und spähte in die Diele hinaus. Da niemand zu sehen war, ging er durch den Gang zum Arbeitszimmer des Herzogs. Durch die Tür hörte er Stimmen. Zum Glück schreien die Spanier immer beim Sprechen, dachte er. Er erkannte die Stimme des Herzogs und die seines Sohnes Guillermo, nicht aber die eines dritten Gesprächspartners, und er konnte auch nicht verstehen, was gesprochen wurde. Da er nichts in Erfahrung bringen konnte und befürchtete, ertappt zu werden, kehrte er zum Wohnzimmer zurück, um den Butler um den Mantel zu bitten und dann zu gehen. In der Tür hielt ihn eine weibliche Stimme zurück. «Anthony! Niemand hat mir gesagt, dass du da bist. Was machst du?»
    Es war Lilí, die jüngere Tochter des Herzogs. Der Engländer räusperte sich. «Nichts. Ich habe auf deinen Vater gewartet, und da er nicht kommt, bin ich den Butler suchen gegangen.»
    «Schwindle nicht. Im ganzen Haus sind deine Fußspuren zu sehen. Du hast rumgeschnüffelt.»
    Die beiden waren ins Wohnzimmer getreten, Lilí schloss die Tür und setzte sich sehr gesittet auf einen Stuhl, zog die Rockfalten zurecht und sagte: «Es tut mir sehr leid, dass dich mein Vater versetzt hat. Etwas Gewichtiges muss ihn zurückgehalten haben, dass er so rücksichtslos ist. Als ich am Arbeitszimmer vorbeigekommen bin, habe ich einen Streit gehört. Ich getraue mich nicht zu fragen, aber ich kann dir Gesellschaft leisten.»
    «Das wird mir ein Vergnügen sein», antwortete der Engländer ironisch, dem die Aussicht nicht besonders verlockend erschien, eine Weile mit diesem übermütigen Geschöpf allein zu sein, das ganz offensichtlich die dieser Familie innewohnende Gabe, ihn zu verwirren, ebenfalls geerbt hatte.
    «Ich sehe schon, dass es nicht so ist», sagte sie. «Aber das ist mir egal. Ich bleibe bei dir, weil ich dich mag, Tony. Nennt man dich in deinem Land Tony?»
    «Nein. Anthony.»
    «Einen Cousin von mir in Barcelona nennt man Toni. Tony passt gut zu dir, es macht dich sympathischer. Nicht, dass du als Anthony nicht sympathisch wärst, versteh mich nicht falsch», sagte sie fröhlich. Dann wurde sie übergangslos ernst: «Heute Vormittag bin ich in dein Hotel gegangen und habe dir einen Brief gebracht. Der Herr in der Rezeption ist ein Flegel.»
    «Darin sind wir uns einig. Und ich danke dir für den Botengang.»
    Das Mädchen machte eine Pause und sagte dann, zu Boden blickend, mit hauchdünner Stimme: «Hast du eine Affäre mit meiner Schwester?»
    «Nein! Wie kommst du denn auf diese Idee! Du weißt doch ganz genau, dass ich mit deiner Familie in beruflichen Verhandlungen stehe. Der Brief hatte damit zu tun und mit nichts sonst.»
    Lilí schaute auf und blickte den Engländer traurig an. «Behandle mich nicht wie ein Dummchen, Tony. Meine Schwester hat mir den Brief selbst gegeben, und ihrem Gesicht und ihren Worten habe ich entnehmen können, dass sie mir keine Handelskorrespondenz anvertraut hat.»
    Anthony ging auf, dass er kein kleines Mädchen mehr vor sich hatte, sondern eine erblühende Frau, intelligent, sensibel und von umwerfender Schönheit. Unwillkürlich

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