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Katzenmond

Katzenmond

Titel: Katzenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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hinausplatzten, stellten wir fest, dass die Demonstration gewaltige Ausmaße angenommen hatte. Es waren dreimal so viele Leute vor dem Gebäude wie vorhin, als wir hineingegangen waren. Aber jetzt waren die Gegendemonstranten in der Mehrheit. Die Presse stürzte sich auf das Spektakel, überall wimmelte es von Reportern und Kamerateams, die den relativ friedlichen Protest filmten. Ich entdeckte Tim, der mit seinem Megafon ganz vorn stand. Neely neben ihm hielt ebenfalls eines in der Hand. Ich winkte ihnen zu, hüpfte hastig in meinen Jeep und legte schon den Gang ein, als Shade einstieg.
    »Wenn ich doch nur Lysanthra dabeihätte«, brummte ich. »Silber wirkt so gut gegen Untote.«
    »Ja, aber immerhin haben wir überhaupt Waffen.« Shade nickte. »Wir müssen eben mit dem zurechtkommen, was da ist. Wir haben keine Zeit, erst nach Hause zu fahren.«
    »Ja, ich weiß. Aber ab sofort gehen wir nur noch bewaffnet aus dem Haus. In den letzten paar Tagen war ich schon zweimal darauf angewiesen, was gerade da war. Das passiert mir nicht noch einmal.«
    Ich gab Gas und raste hinter Camille her vom Parkplatz. Mein Leben fühlte sich entschieden zu chaotisch an. Ich sehnte mich nach früher, als wir noch eine kleine Truppe gewesen waren, die gegen scheinbar recht harmlose Bösewichte angetreten war.
     
    Der Freeburg-Friedhof war die letzte Ruhestätte der Armen und der Unbeweinten – hier wurden die Toten beigesetzt, die sich keine teure Beerdigung leisten konnten oder um die niemand trauerte. Mehrere Kirchen, darunter die Vereinigte-Welten-Kirche, trugen zu den Kosten bei, damit auch die Mittellosen, Obdachlosen und Namenlosen in Würde bestattet wurden.
    Der Friedhof war etwa so groß wie ein durchschnittlicher Häuserblock und von einem schmiedeeisernen Zaun umgeben, der hier und da beinahe umgekippt war. Das Budget reichte offenbar nur für das Nötigste. Aber das Gras war ordentlich gemäht, und zwischen den Ahornen, Zedern und Tannen waren hier und da ein paar Rosenbüsche angepflanzt. In der Mitte ragten drei Engelsstatuen auf, die über die Toten wachten.
    Ich ließ den Blick über den Friedhof schweifen. Hinter den Baumgruppen hätte sich leicht jemand verbergen können, aber jetzt, mitten am Morgen, waren kaum Besucher hier. Wahrscheinlich kam selten jemand hierher, um Blumen auf ein Grab zu legen oder ein Gebet für einen Toten zu sprechen, wenn die Beerdigung erst vorbei war.
    »Da – hinter den Zedern dort drüben.« Camille deutete nach rechts. Angestrengt starrte ich in die Richtung. Mehrere Gestalten wimmelten um ein paar beieinandergruppierte Gräber herum.
    »Das müssen sie sein. Außer, irgendeine Familie hat plötzlich festgestellt, dass ein vermisster Angehöriger hier gelandet ist. Kommt. Bleibt hinter den Bäumen.« Wir huschten geduckt von Baum zu Baum. Mit ein wenig Glück hatten sie uns noch nicht entdeckt.
    »Verdamm mich«, flüsterte Camille. Sie kniete hinter einem großen Farn zwischen zwei mächtigen Douglasien. Der Farn musste schon viele Jahre lang hier wachsen, denn er war mindestens einen Meter zwanzig hoch. Camille teilte vorsichtig die Wedel vor ihr und spähte durch die Lücke.
    »Was siehst du?«
    »Das ist Jaycee. Van und Jaycee sind tatsächlich hier. Und es ist noch jemand bei ihnen.« Mit blassem Gesicht drehte sie sich zu mir um. »Ich glaube, das ist Telazhar.«
    »Telazhar? Wie sollen wir jetzt mit
dem
fertig werden?« Ich überlegte kurz. »Aber keine Spur von Newkirk?« Das Letzte, was wir in diesem Moment brauchen konnten, war ein Koyanni, der ein Geistsiegel besaß – und es zu benutzen wusste.
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, und nur zwei weitere Treggarts, die Wache stehen. Aber ein paar andere Gestalten wanken da herum.«
    »Wanken klingt nicht gut.« Wanken klang nach eingeschränkter Feinmotorik, und derart mangelnde Koordination war typisch für Untote. Entweder das, oder Van und Jaycee hatten ein paar betrunkene Kumpel mitgebracht, und das fand ich eher unwahrscheinlich.
    »Moment – Telazhar ist … einfach verschwunden.« Sie schüttelte den Kopf. »Er kann teleportieren.«
    »Vielleicht hat er auch einen Torzauber benutzt. Wir haben doch schon vermutet, dass er derjenige war, der Stacia hier herübergeschleust hat. Wenn er jetzt erst mal von der Bildfläche verschwunden ist, können wir es wahrscheinlich mit Van und Jaycee aufnehmen. Bist du bereit?« Ich zog den Dolch, den Shamas mir gebracht hatte, aus seinem Futteral. Die Klinge war sehr scharf und

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