Katzenmond
Putzmittel, eine Mülltüte und eine Menge Küchenpapier bringen?«
Sie nickte und lief die Treppe hinauf. Ich schloss die Tür und ließ Martin vorerst drinnen sitzen. Während Shade und ich neben dem Portal saßen und auf Kendra warteten, war auf einmal ein langes, tiefes Summen zu hören, und ein Kristall auf dem Tisch leuchtete auf. Ich sprang auf die Füße. Das Portal war aktiviert worden – ich kannte es gut, denn durch dieses Portal waren meine Schwestern und ich vor ein paar Jahren hier herübergekommen.
Shade ließ Jaycee auf dem Sofa im Wartebereich liegen und trat zu mir. Ich holte tief Luft. Wahrscheinlich war gar nichts Besonderes. Sicher nur irgendein Reisender aus der Anderwelt.
Schimmernd erschien eine Gestalt, und ich kniff gespannt die Augen zusammen. Dann trat ein Bein aus dem Portal heraus, und noch eines, und vor mir stand ein Mann, von dem ich geglaubt hatte, dass ich ihn nie wiedersehen würde.
Der dunkelblonde Mann mit Pferdeschwanz und den Raubtieraugen blieb stehen. Seine Augen leuchteten auf, als er mich sah. Es war Venus Mondkind, der ehemalige Schamane des Rainier-Puma-Rudels. Inzwischen war er in die Anderwelt übersiedelt und diente dort als einer der Keraastar-Paladine unter Königin Asteria.
»Venus! Was machst du denn hier? Du hast dein Siegel doch nicht etwa mitgebracht, oder?«
»Nein, keine Sorge. Ich würde es nie hierher mitnehmen.« Er lächelte traurig. »Ich hole Zachary ab. Er kehrt mit mir zurück. Für immer. In der Anderwelt ist es viel sicherer für ihn, frei herumzustreifen, als hier. Und ich kann auf ihn aufpassen. Er hat Kontakt zu mir aufgenommen und mich gebeten, ihn abzuholen.«
Ich starrte ihn an und las zwischen den Zeilen. »Er will die endgültige Verwandlung vollziehen?« Zach war ein Werwesen, und er konnte nur noch in seiner Pumagestalt laufen oder auch nur stehen.
Venus Mondkind legte mir eine Hand auf den Arm. »Ja, Liebes. Er hat seine Entscheidung getroffen. Ich werde ihm helfen.«
Mithilfe gewisser Rituale konnte ein Werwesen für immer seine Tiergestalt annehmen. Ich rang nach Luft und biss mir auf die Lippe. Tränen traten mir in die Augen. Das hier war ernst. Zach verließ uns, endgültig. Er würde mit Venus in die Anderwelt gehen und das Ritual vollziehen. Und dann würde er ein Puma bleiben.
Für immer.
Ich hätte Zach so gern geliebt, als er sich damals so sehr in mich verliebt hatte, aber es ging nicht. Ich hatte mich zu ihm hingezogen gefühlt, und der Sex mit ihm war toll gewesen. Doch ich hatte einsehen müssen, dass ich ihn zwar als Freund sehr gern hatte, mich aber nicht in ihn verlieben konnte.
Bei einem Kampf gegen Karvanak, einen der Dämonengeneräle, die wir besiegt hatten, war Zachary schwer verletzt worden, als er Chase das Leben gerettet hatte. Seither war er gelähmt. Er hatte alles verloren. Sein Rudel hatte ihn praktisch verstoßen, weil er einen VBM gerettet hatte. Er hatte seinen Job verloren und war auf die widerstrebend gewährten Almosen seines Puma-Clans angewiesen.
Venus sah den Ausdruck auf meinem Gesicht und zog mich in eine Umarmung. »Niemand ist schuld daran. Zach hat mich gebeten, dich aufzusuchen und dir einen Brief zu geben.«
Mir stockte der Atem. Zach hatte alle meine freundschaftlichen Gesten zurückgewiesen. Seit er in die Rehaklinik verlegt worden war, hatte er nichts mehr mit mir zu tun haben wollen. »Er wollte nicht einmal mit mir reden – ich war schon dreimal dort, um ihn zu besuchen. Aber er wollte mich nicht sehen.«
»Zachary musste erst mit den Veränderungen in seinem Leben zurechtkommen.« Venus reichte mir den Umschlag.
Ich nahm ihn an und faltete das Blatt darin auseinander. Das war eindeutig Zachs Handschrift.
Liebe Delilah,
ich habe Venus gebeten, mit Dir zu sprechen und Dir diesen Brief zu geben, ehe er mich abholt und mich in meine neue Heimat bringt. Bitte mach Dir deshalb keine Vorwürfe. Ich tue es auch nicht. Du dachtest, ich sei wütend auf Dich, und ich verstehe, warum. Aber ich habe Zeit für mich gebraucht, ohne Ablenkungen oder äußere Einflüsse, um entscheiden zu können, was das Beste für mich ist.
Und das Beste, was ich für mich tun kann, ist, frei in der Anderwelt zu leben. Nicht die Behinderung ist mein Gefängnis, sondern meine eigenen Erinnerungen, meine Angst und die Tatsache, dass meine Familie sich von mir abgewandt hat.
Das Rudel wirft mir vor, dass ich Chase geholfen habe – dass ich mich in Gefahr gebracht habe, um jemanden zu retten, der
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