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Katzenmond

Katzenmond

Titel: Katzenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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wichtig es war, noch einmal mit den Familien der Opfer zu reden, aber manchmal musste man eben Nein sagen. »Und wehe, du kommst nicht zur Hochzeitsfeier. Iris hat viel für dich getan.«
    Er schloss die Augen und seufzte tief und laut. »Natürlich komme ich, kein Problem. Ist ja sowieso erst abends. Aber kannst du nicht vormittags kommen, nur für ein paar Stunden? Ich brauche wirklich deine Hilfe, Delilah. Ich setze dich ungern so unter Druck, aber …«
    »Aber mir kannst du vertrauen.« Nun war ich es, die sich mit einem Seufzen den Pony aus der Stirn blies. Er wusste, dass ich doch Ja sagen würde, das sah ich ihm an.
    Shade schlang die Arme um meine Taille. »Du könntest am Vormittag doch mal weg. Das macht Iris bestimmt nichts aus.«
    »Also gut. Ich bin gegen zehn hier, aber spätestens um eins muss ich nach Hause. Hoffentlich merkt Iris vor lauter Aufregung gar nicht, dass ich weg bin.« Würden wir uns je wieder etwas vornehmen können, ohne dass irgendein Drama uns den Spaß verdarb? Durften wir denn nie einfach mal Pause haben?
    Chase umarmte mich zum Abschied, gab Shade die Hand, und dann gingen wir hinaus zu Bruces Limousine. Ich konnte den Gedanken kaum fassen, dass wir noch vor zwei Stunden auf der Bühne gestanden, Karaoke gesungen und uns betrunken hatten – und schon hatte die nächste Fahrt in der Dämonen-Achterbahn begonnen. Ich stieg ein und streckte mich auf dem Rücksitz aus, und dann rollten wir schweigend durch die Dunkelheit.

[home]
    Kapitel 4
    D er Wecker plärrte mitten hinein in meine Träume, und ich blinzelte ärgerlich ins Licht, das durch die geschlossenen Vorhänge drang. In meinem Kopf tobte ein Gewitter wie frisch aus der Hölle, das ich nun als Nebenwirkung der Damishanya-Wurzel erkannte. Dieses Dröhnen war schlimmer als jeder Kater, den ich mir vorstellen konnte.
    Da war noch etwas … irgendwas war heute, woran ich mich dringend erinnern sollte …
    »Hoch mit dir, Weib!« Shades Stimme drang zu meinem vernebelten Verstand durch. Er riss mir die Bettdecke weg und setzte meinen allzu nackten Körper der kühlen Luft aus. »Ab in die Dusche. Du kannst weder mit Chase losziehen noch Iris’ Hochzeit feiern, wenn du müffelst wie eine nasse Katze.«
    Iris’ Hochzeit!
Ja, richtig, die war heute, und wir mussten noch alles dekorieren und vorbereiten. Ich versuchte noch, die Augen zu öffnen, da packte Shade mich am Arm, zog mich recht unsanft auf die Füße und schob mich ins Bad, wo ich Wasser rauschen hörte.
    Mit verzerrtem Gesicht zwang ich meine verklebten Augenlider, sich zu öffnen. Ich hatte mich nicht abgeschminkt, ehe ich ins Bett gefallen war. Der Spiegel zeigte mir ein Bild des Grauens.
    Warmes Wasser, das auf meine Haut prasselte, traf mich wie ein Schock. Ich hasste es, nass zu werden, aber die Vorstellung, schmutzig zu sein, ertrug ich auch nicht lange. Manchmal wünschte ich, ich könnte mich einfach in Katzengestalt putzen, mich dann quietschsauber wieder zurückverwandeln und müsste so nie wieder duschen. Ich verweigerte sogar Schaumbäder – beim Gedanken an eine volle Badewanne hätte ich Zustände kriegen können. Nein, duschen war eindeutig das geringere Übel. Prustend hielt ich den Kopf unter die Brause und seifte mich ein, um Schmutz, Schweiß und Wimperntusche so schnell wie möglich loszuwerden. Sobald ich mich sauber fühlte, stieg ich hastig aus der Dusche, drückte das Gesicht in ein weiches Handtuch und wischte mir das Wasser aus den Augen.
    »Besser?«
    Ich lugte über den Rand des Handtuchs hinweg. Shade lehnte in der Tür, unerträglich sexy und ordentlich. Mit eins fünfundachtzig war er zwei Fingerbreit größer als ich. In seinem langen, honigblonden Haar glänzten bernsteinfarbene Strähnen. Er trug die langen Locken zum Pferdeschwanz gebunden, der ihm bis zur Taille reichte. Seine Haut hatte einen warmen Bronzeton, der an eine Mischung aus asiatischen und schwarzen Vorfahren denken ließ, aber dieses exotische Aussehen hatte nichts mit menschlicher Genetik zu tun. Er war halb Schattendrache, halb Stradoner – Schattenwandler. Mir war nicht ganz klar, was diese Seite seiner Abstammung bedeutete, aber ganz allmählich, im Lauf der Tage und Wochen, lernte ich immer mehr über ihn.
    Er trug eine braune Cargo-Hose und hielt einen olivgrünen, gerippten Rollkragenpulli in der Hand. Sein muskulöser Bauch, hier und dort von Narben der Vergangenheit gezeichnet, ging in eine Brust über, die stark genug aussah, um damit Eisenstangen zu

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