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Katzenmond

Katzenmond

Titel: Katzenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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wohl etwas nachholen wollte. Ich eilte zu ihm hinüber, ehe er den Leichnam völlig zu Brei schlagen konnte, legte ihm eine Hand auf die Schulter und sagte ruhig: »Er ist tot, Chase. Er ist tot.«
    Chase riss den Kopf hoch, das Gesicht in purer Wut verzerrt. Dann verrauchte sein Zorn, er ließ den Arm sinken und starrte auf die Leiche des Dämons hinab. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch ich schüttelte den Kopf. Er brauchte nichts zu sagen. Wir alle hatten unsere Dämonen zu exorzieren.
    »Wo sind die anderen?«, fragte Camille mit gedämpfter Stimme.
    »Ich weiß es nicht, aber sie sind bestimmt noch irgendwo in der Nähe.« Ich klopfte an die Stahltür. So laut ich es wagte, ohne unerwünschte Aufmerksamkeit zu erregen, sagte ich: »Alles in Ordnung. Wir sind das Rettungsteam.«
    Ein Klicken war zu hören, und langsam öffnete sich die Tür. Eine Gruppe ÜW s spähte uns ängstlich entgegen, und ich sah, dass mehrere sich verwandelt hatten – wahrscheinlich aus Angst. In dem Raum befanden sich zwei Hunde, eine Eule und drei menschliche Gestalten. Ganz in der Nähe war ein Ausgang – dorthin hatten sie wahrscheinlich fliehen wollen, es aber nicht mehr geschafft. Shamas lugte durch die Tür nach draußen.
    »Wisst ihr, wie viele von diesen …
Bikern
 … hier waren?«, fragte ich das Grüppchen.
    »Neun, glaube ich«, antwortete Jade, die Inhaberin des Davinaka. »Mehr habe ich nicht gesehen.«
    Shamas kehrte zurück. »Scheint sicher zu sein.«
    »Bring sie raus – und weit genug weg.« Ich wandte mich wieder den Geiseln zu. »Wir kümmern uns um die übrigen. Es sind noch vier von denen irgendwo im Gebäude. Officer ob Olanda bringt euch raus, bitte folgt ihm und tut, was er sagt.«
    Die Eule flatterte herab und ließ sich auf der Schulter eines der Männer nieder, und die Hunde folgten brav den anderen, als Shamas sie in Sicherheit brachte. Sobald sie die Streifenwagen erreicht hatten, schloss ich die Tür und kehrte mit den anderen in den Pausenraum zurück. Falls die übrigen Treggarts wiederkamen, konnten wir uns notfalls hier verbarrikadieren – wir wussten ja jetzt, dass die Tür ihnen standhielt.
    Im Pausenraum gab es einen Tisch und Stühle und eine Teeküche mit Spüle, Mikrowelle und Kühlschrank. Eine Tür führte zu einer kleinen Toilette, hinter der anderen war der Besenschrank. An einer Wand hing ein Motivationsposter – ein Werpuma mitten in der Verwandlung mit dem Spruch
Sei ganz, was du bist.
    »Okay, wir müssen die anderen finden und so schnell wie möglich erledigen. Wenn Jade recht hat, sind noch vier übrig. Hoffen wir, dass sie noch im Kaufhaus sind und nicht sonst wo im Einkaufszentrum, sonst wird es verdammt schwierig, sie aufzuspüren.« Mit einem Küchentuch wischte ich meinen Dolch ab und verzog das Gesicht, als ich verschmiertes Blut und Hirnmasse auf dem Papier sah. Ich warf es in den Mülleimer und wusch mir mit Geschirrspülmittel die blutbespritzten Hände.
    »Wo würde ich hingehen, wenn ich ein Treggart wäre?« Morio blickte sich um. »Wie groß ist dieses Kaufhaus?«
    »Nicht gerade riesig.« Ich runzelte die Stirn. »Wir gehen wohl besser gleich raus ins Einkaufszentrum. Aber erst, wenn Shamas wieder da ist. Ich will wissen, ob dieser – wie war der Name gleich wieder? Feris – ob der Treggart, der ihn ausgebildet hat, unter den fünfen ist, die wir getötet haben.«
    Camille gab einen erstickten Laut von sich. »Ich kann es immer noch nicht fassen, dass er tatsächlich bei diesem Abschaum in die Lehre gegangen ist. Doch nicht Shamas. Er war der einzige von all unseren Cousins und Cousinen, der uns anständig behandelt hat …«
    Kopfschüttelnd hob ich die Hand. »Er hat
dich
anständig behandelt, Camille. Für Menolly oder mich hatte Shamas nie viel übrig. Ich glaube, entweder war er in dich verknallt, oder er fand dich toll, weil du mit Magie gearbeitet hast.«
    Sie verzog das Gesicht. »Nein. Das will ich nicht glauben. So ist er nicht …« Ihre Stimme erstarb, als Shamas den Pausenraum betrat. »Wie geht es den Geiseln?«
    »Sie sind in Sicherheit. Völlig verängstigt. Und ich habe Thayus gefunden – er hat es nach draußen geschafft, kurz nachdem ich die Geiseln rausgebracht habe. Er hatte sich vor den restlichen Treggarts versteckt, sie aber im Auge behalten. Anscheinend haben sie mitbekommen, dass wir ihre Freunde niedergemacht haben, denn sie sind verschwunden. Er weiß nicht genau, wie. Sie haben sich einfach bei den Händen

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