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Katzenmond

Katzenmond

Titel: Katzenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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genommen … und weg waren sie.«
    »Wunderbar.
Teleportation.
Dass sie die beherrschen, hat uns gerade noch gefehlt. Ach, übrigens, war Feris unter denen, die wir getötet haben?« Ich starrte ihn herausfordernd an. Aus irgendeinem Grund war bei mir ein beinahe territorialer Beschützerinstinkt erwacht. Camille klang so verletzt – ich wollte nicht, dass er ihr wehtat. Sie enttäuschte, wie unser Vater.
    »Nein. Er ist entkommen. Ich würde sogar wetten, dass er derjenige war, der sie hier rausteleportiert hat.« Shamas zog sich einen Stuhl heran, schwang ein Bein darüber und ließ sich rittlings nieder. Sein Haar war zu einem festen Zopf geflochten, und seine Augen blitzten in demselben Violett wie Camilles, nur ohne die silbernen Sprenkel. Er war ein gutaussehender Mann und litt keinen Mangel an weiblicher Gesellschaft – Shamas gabelte so leicht Frauen auf, wie ich Haarballen auswürgte.
    »Erzähl uns mehr über ihn. Seine Fähigkeiten.« Camille versetzte ihm einen leichten Klaps auf den Hinterkopf. »Nicht zu glauben, dass du das getan hast, Shamas. Ich kann es nicht fassen, dass du bei den Feinden meines Ordens studiert hast.«
    Er seufzte tief, während Smoky ihn finster anfunkelte und Morio ihn mit einem kalten Blick bedachte. »Es tut mir leid. Ehrlich. Ich wollte dich nicht verletzen, Camille. Ich … ich habe dich immer beneidet. Du hast Magie studiert. Du warst halb menschlich, und trotzdem haben sie dich unter dem Schutz der Mondmutter ihre Magie studieren lassen. Und ich … keine der Gilden wollte mich als Studenten annehmen.«
    »Was ist mit Tante Rythwar und Onkel Foss?«
    »Wenn meine Ziehmutter mich unterstützt hätte, wäre ich vielleicht irgendwo reingekommen. Aber ihr Mann – Onkel Foss – hat darauf bestanden, dass ich in den Hof eintrete und der Krone diene. Ich sollte der Sohn eines Edelmanns sein. Er wollte, dass ich mich stets am Rand von Lethesanars Hof aufhalte, nie etwas von Bedeutung tue und nur den Speichellecker spiele. Und Tante Rythwar wollte sich deswegen nicht mit ihm anlegen.«
    Camille und ich nickten. Das kannten wir von Vaters Familie. Alle bis auf Tante Rythwar und unseren Vater waren eng mit dem Hof der ehemaligen Königin verbunden gewesen. Die Opiumfresserin – Königin Lethesanar – war von ihrer Schwester Tanaquar gestürzt worden, die nun ein Verhältnis mit unserem Vater hatte.
    »Und das wolltest du nicht?« Vielleicht hatte ich ihn falsch eingeschätzt.
    Shamas stützte das Kinn auf die Arme, die auf der Stuhllehne ruhten. »Nein. Ich wollte mit Magie arbeiten. Mein ganzes Leben lang habe ich mich dazu berufen gefühlt. Aber ich durfte meinem Herzen nicht folgen. Ihr wisst nicht, wie sehr ich euch drei beneidet habe – euer Vater hat euch immer tun lassen, was ihr wolltet. Eure Mutter hat euch so sehr geliebt. Ich hätte alles darum gegeben, zu eurer Familie zu gehören.« Er warf Camille einen Blick voll kaum verhohlener Sehnsucht zu, der meinen Verdacht bestätigte. Shamas war in sie verliebt gewesen.
    Camille neigte den Kopf. Dann beugte sie sich vor und küsste ihn auf die Wange. Smoky erstarrte, und sie bedachte ihn mit einem Blick, der ihn einen Schritt zurückweichen ließ.
    »Lieber Shamas, du
gehörst
zu unserer Familie. Und es tut mir leid, aber Hexerei … das ist einfach nicht in Ordnung. Du hättest einfach tun sollen, was du wirklich wolltest.«
    Er tätschelte ihre Hand und lachte heiser. »So wie du? Von dir wurde praktisch erwartet, dass du schwierig und anders warst. Du bist ein Halbblut. Der Großteil der Familie hatte dich sowieso von vornherein abgeschrieben. Ich fand es abscheulich, wie sie dich behandelt haben, aber ich habe mich nicht getraut, mich gegen die Traditionen aufzulehnen. Ich war Mutters Goldstück, und das hat sie Onkel Foss sehr klar gemacht. Von mir wurde erwartet, dass ich eine gute Partie mache – eine Frau aus dem Hochadel, eine Verwandte der Königin. Ich habe mich bemüht … aber ich wollte einfach keine von denen. Ich wollte …«
    »Verständlich«, fiel ich ihm ins Wort, um ein möglicherweise gefährliches Bekenntnis zu verhindern.
    Als eine Art preisgekröntes Zuchtvieh betrachtet zu werden, war zu Hause in der Anderwelt ganz normal. Ehen wurden normalerweise aus wirtschaftlichen und politischen Gründen geschlossen, weniger aus Liebe. Vater hatte diesen Druck völlig ignoriert, aber er war ja auch nur Soldat in der Garde des’Estar und gesellschaftlich nicht von hohem Rang. Dennoch war

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