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Katzenmond

Katzenmond

Titel: Katzenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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unsere Familie wegen seiner Entscheidung, Mutter zu heiraten, von vielen ausgegrenzt worden.
    »Wir verstehen dich gut«, fügte Camille hinzu. »Erzähl ruhig weiter.«
    Shamas fing ihren Blick auf, und die beiden starrten einander einen Moment lang an. Dann fuhr er langsam fort: »Als ich die Chance dazu sah, bin ich geflohen. Nach Süden, nach Ceredrea. Dort bin ich Feris begegnet, und er war bereit, mich für einen gewissen Preis zu unterrichten. Ich habe ihn gut bezahlt, und er hat mich in die Lehre genommen.«
    »Was ist dann passiert?«
    »Wir haben uns zerstritten. Er war auf einem Rachefeldzug. Ich habe mich geweigert, daran mitzuwirken, und er hat damit gedroht, mich umzubringen. Also bin ich geflohen, zurück nach Y’Elestrial, wo Lethesanar inzwischen einen Bürgerkrieg am Hals hatte. Feris hat der Königin eine Nachricht geschickt und behauptet, ich sei ein Spion, obwohl das nicht stimmte.«
    »Daraufhin hat Lethesanar dich verhaften lassen …«
    »Und den Rest der Geschichte kennt ihr ja. Ehe man mich foltern konnte, sollte die Jakaris-Triade meine Seele freisetzen. Ich hatte genug gelernt, um ihre Energie zu nutzen und mich damit in Sicherheit zu teleportieren. Das ist ein extrem kraftraubender Zauber, und danach ist man mehrere Monate geschwächt. Hexer nutzen die Teleportation nur im absoluten Notfall, oder wenn sie ihrem Zielort schon sehr nahe sind.«
    »So bist du also entkommen.« Ich überlegte. »Aber wenn Feris Teleportation dazu benutzt hat, sich und die anderen Treggarts wegzuschaffen, müsste er jetzt völlig erschöpft sein.«
    »Nicht unbedingt. Wenn man nur eine kurze Strecke überwunden hat, ist man danach nicht annähernd so fertig wie ich, als ich den Zauber nutzen musste. Und vergiss nicht, er ist ein Dämon. Die haben eine viel stärkere Konstitution als Feen.« Shamas atmete tief durch. »Ich weiß nicht, warum er hergekommen ist, aber jetzt weiß er, dass ich auch hier bin. Er wird sich für das, was er als meinen Verrat betrachtet, an mir rächen wollen.«
    Ich spielte nervös mit einer Serviette herum. Der Drang, den restlichen Dämonen nachzujagen, machte mich kribbelig, aber das konnten wir wohl vergessen. »Was war das für ein Rachefeldzug? Was hatte er vor, dass du dich ihm so widersetzt hast? Sich einem Dämon zu verweigern, ist praktisch ein Todesurteil, vor allem, wenn du ihn vorher um Hilfe gebeten hattest.«
    Irgendetwas passte da nicht ganz zusammen. Shamas war nicht dumm. Ihm musste klar gewesen sein, dass eine solche Weigerung bei Feris eine heftige Reaktion hervorrufen würde. Und wenn er so verzweifelt Magie hatte lernen wollen, hätte er dann nicht jeden Auftrag dafür erfüllt?
    »Das will ich euch nicht sagen.« Shamas schürzte die Lippen. Diesen trotzigen Schmollmund kannte ich noch von früher, als wir klein waren. Damit hatte er nur zu oft seinen Willen durchgesetzt.
    »Sag schon, Shamas. Wir müssen das wissen. Es könnte etwas mit der Frage zu tun haben, warum die Treggarts hier sind.«
    »Also gut. Von Versteckspielchen habe ich die Nase voll. Aber ihr werdet mich hassen.« Er wandte den Blick ab, errötete und zog den Kopf ein. »Feris hatte vor, eine Gruppe Hexer nach Y’Elestrial zu führen und den Hain der Mondmutter anzugreifen.«
    Camille schnappte nach Luft, und ihre Augen glühten vor Zorn. »Shamas, wie konntest du nur!«
    »Ich konnte eben nicht. Ich bin geflohen, aber vorher habe ich deinem Orden eine Nachricht geschickt und sie gewarnt. Und ich habe dafür gesorgt, dass Feris erfährt, wer ihn verpfiffen hat, wie ihr sagen würdet – nämlich ich. Er sollte wissen, dass der Angriff sinnlos wäre, denn bis er und seine Leute dorthin gekommen wären, hätte Derisa eine ganze Armee mobilisiert. Also hat er den Plan fallen lassen. Ich wollte nach Hause gehen und mich eine Weile bedeckt halten. Aber Feris hat sich gerächt, indem er mich bei Lethesanar als Spion angeschwärzt hat. Sie hat ihm geglaubt, und das hätte mich beinahe das Leben gekostet.«
    Ich sah zu Camille hinüber, die ihn kalt anstarrte. Das zu verzeihen, würde ihr sehr schwer fallen. Obwohl er letzten Endes die richtige Entscheidung getroffen hatte – dass er bei einem Todfeind ihrer Göttin studiert hatte, könnte für sie Grund genug sein, ihn für immer zu verachten.
    »Danke, dass du es uns gesagt hast.« Mein Blick fiel auf die Uhr an der Wand. Fast halb zwei. »Mist – wir müssen nach Hause! Iris wird einen Tobsuchtsanfall kriegen, wenn wir nicht bald da sind,

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