Katzenmond
eingeladen.« Camille ließ den Kopf hängen, und ihre Finger spielten mit einer Falte ihres Rocks. »Warum hat er das getan, Kätzchen? Wie konnte er das tun?«
Ich presste die Lippen zusammen. Darauf gab es keine Antwort außer der, die Shamas uns schon gegeben hatte. Ich schnaubte. »Er war einfach dämlich. Impulsiv. Wahrscheinlich hat er sich gar nichts dabei gedacht. Jedenfalls glaube ich nicht, dass er dir wehtun wollte. Daran hat er wohl auch nicht gedacht.«
Sie zuckte mit den Schultern. »Na ja, ist wohl nicht mehr wichtig. Zumindest wissen wir dadurch etwas über einen der Treggarts, mit denen wir es zu tun haben.«
Ich wollte nicht danach fragen, aber es ging nicht anders. »Liebst du Shamas?«
»Was?« Sie fuhr herum und starrte mich an, als wäre mir soeben ein zweiter Kopf gewachsen. »Nein. Ich meine … nicht mehr«, stammelte sie verlegen. »Noch mal von vorn. Ja, okay, ich war in ihn verliebt. Vor vielen Jahren, als wir noch sehr jung waren und mir nicht klar war, dass ich ihn wegen meiner gemischten Abstammung niemals würde heiraten dürfen. Und ich habe nun wirklich kein Problem mit Beziehungen, die mehr als zwei Leute einschließen, aber wenn es um Hof und Krone geht, spielen Geliebte höchstens die zweite Geige. Und damit würde ich mich nie zufriedengeben. Aber jetzt?« Sie schüttelte den Kopf. »Ich mag ihn. Ich habe ihn gern – er ist unser Cousin. Aber ob ich ihn liebe? Nein, das Schiff ist vor langer Zeit ausgelaufen und untergegangen.« Sie lächelte mich an. »Chase macht sich Sorgen wegen einer möglichen Verwandtschaft mit Sharah, die so weitläufig ist, dass man sie nur mühsam nachvollziehen kann. Er wäre entsetzt über die Ehen, die bei uns zu Hause so geschlossen werden. Und jetzt sprechen wir lieber von etwas anderem.«
»Gute Idee. Ich habe Blut und Kämpfe so satt. Ich will mal einen einzigen Abend einfach nur genießen können, mich amüsieren und mir keine Sorgen machen.« Wir erreichten die Scarlet Harlot Boutique – ganz in der Nähe von Camilles Buchhandlung –, und ich parkte direkt davor. Wenn Camille dabei war, fand sich auf magische Weise immer ein guter Parkplatz. Sie war der reinste Glücksbringer bei Shopping-Touren in der Stadt.
Wir sprangen aus dem Jeep und betraten den Laden. Tim stand am Ladentisch. Wir waren ewig nicht mehr dazu gekommen, uns in Ruhe mit ihm zu unterhalten. Er sah gut aus. Er hatte sich das Haar schulterlang wachsen lassen, und die Locken verliehen ihm einen jungenhaften Charme – ein wahrer Schönling. Er trug ein schwarzes Tanktop und eine schwarze Lederhose mit silbernem Gürtel. Als er uns sah, stützte er sich mit einer Hand auf dem Ladentisch ab und schwang sich geschmeidig herüber.
»Du hast trainiert, gib’s zu. Das Sixpack sieht man ja durch dein Top.« Camille legte eine Hand auf seine Brust und küsste ihn flüchtig auf den Mund. Ich drängelte mich dazu und küsste ihn ebenfalls.
»Ich habe zusätzlich zum Webdesign noch nebenbei als Personal Trainer im Fitnessstudio gearbeitet. Jasons Geschäft läuft nicht sonderlich gut, da können wir jeden Hunderter brauchen.« Er zerzauste mir liebevoll das Haar. »Ich finde diesen Look immer noch toll, Süße.«
Ich zwinkerte ihm zu, schwang mich auf die Tischkante und sah zu, wie Camille herumzustöbern begann. Sie gab hier öfter ein kleines Vermögen für Bustiers, Mieder und Dessous aus. Ich hatte auch schon ein paar BH s und Höschen gekauft, aber Spitze und Satin waren nicht so mein Ding. Doch nun fiel mir ein BH mit Leo-Druck ins Auge. Er war aus Mikrofaser, also ziemlich bequem, und hatte nur ganz wenig schwarze Spitze.
Tim nahm ihn mir aus der Hand und entrollte ein Maßband. »Du brauchst mal eine BH -Anprobe, meine Süße. Ich bezweifle, dass dich schon mal jemand richtig vermessen hat.«
Ich starrte ihn an. »Was gibt’s da zu vermessen? Man sucht sich einen aus, in den die Brüste reinpassen, und gut …«
»Nichts da. Streck die Arme seitlich aus.« Er nahm Maß, erst um den Brustkorb, dann um meine Brüste. »Welche Größe kaufst du normalerweise?«
Ich runzelte die Stirn und versuchte mich zu erinnern. »Achtzig B.«
»Du brauchst Größe fünfundsiebzig C.« Er ging die Leo- BH s an der kurzen Kleiderstange durch und nahm dann einen herunter. »Probier den mal an. Ich hole derweil Iris’ Geschenk, es ist hinten.«
Ich schlüpfte in die Umkleidekabine und probierte den BH an. Tim hatte doch tatsächlich recht. Meine Brüste sahen auf einmal
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