Katzenmond
fester und runder aus. Und der BH saß viel besser. Als ich die Kabine verließ, hielt Camille einen wunderschönen, kornblumenblauen Morgenmantel hoch. Er war perfekt für Iris.
»Wunderschön«, flüsterte ich. Die Spitze war von Hand auf die zarte blaue Seide genäht. »Der wird Iris gefallen. Bruce mit Sicherheit auch.«
Tim nickte. »Ich packe ihn euch noch als Geschenk ein. Und, hat dir der BH gepasst?«
»Ja. Ich nehme gleich noch ein paar in dieser Größe.« Während er den Morgenmantel wieder nach hinten brachte, um ihn zu verpacken, zeigte Camille mir das Bustier in Granatrot und Schwarz, das sie gefunden hatte. Sie legte es zu meinem Häuflein – der BH und vier schwarze Baumwollhöschen – auf den Ladentisch. Bis Tim wiederkam, hatte ich mir noch vier BH s und ein Negligé in Dschungelfarben ausgesucht. Normalerweise schlief ich am liebsten in Sleepshirts, aber das Ding war einfach zu schön.
»Kommt du und Jason denn nachher zur Hochzeit?«
Tim lachte, und Camille zückte ihr Portemonnaie. »Die würden wir um nichts in der Welt versäumen. Wir werden die Puppen tanzen lassen, das kann ich euch versichern.«
»Vielleicht finden wir auch kurz Zeit, um uns einen Termin für die ÜW -Gemeindeversammlung zu überlegen. Die sollte so bald wie möglich stattfinden.«
»Ich hatte an den Siebzehnten gedacht, abends? Die Anonymen Bluttrinker haben uns ihren Versammlungssaal angeboten, inklusive Security, sozusagen. Wir können die Leute über die Telefonkette benachrichtigen. Was hältst du von acht Uhr? Ich könnte das noch heute Nachmittag anleiern.«
Camille warf mir einen Blick zu. Ich nickte langsam. »Die AB , dein Freund und Helfer. Klingt gut. Mach mal. Wir haben noch einiges zu erledigen, also sollten wir jetzt los.«
Als wir den Laden verließen, war Tim schon dabei, die ersten Nummern der Telefonkette zu wählen. Heute Nachmittag würden so einige Leitungen glühen.
Zweiter Halt: Ein ziemlich abgelegener, reizender kleiner Laden, in dem es das schönste Kristallglas gab, das ich je gesehen hatte. Wir hatten für Bruce und Iris ein Service aus Kobaltglas ausgesucht, für ihren zukünftigen gemeinsamen Haushalt. Nachdem wir uns vergewissert hatten, dass alle Stücke in Ordnung waren, warteten wir, während die Inhaberin die Schachteln mit zauberhaftem Leinenpapier und eleganten Bändern verpackte. Dann trugen wir alles zum Auto und fuhren weiter, um Iris’ Hochzeitstorte abzuholen.
Ich fand einen Parkplatz an der Ecke, nur drei Häuser von der Ambrosia Bakery entfernt. Als ich ausstieg, überkam mich ein merkwürdiges Gefühl, eine Art sechster Sinn. Ich zögerte und sah mich um.
Ein erster Blick die Straße hinauf und hinunter zeigte mir nichts Ungewöhnliches. Passanten eilten mit Einkaufstüten vorbei, die Schultern gegen den kalten Regen hochgezogen. Ein Grüppchen jüngerer Männer in engen Jeans und bauschigen Jacken lungerte an der Ecke gegenüber um einen Laternenmast herum. Aber die Blicke, die sie uns zuwarfen, waren dieselben wie überall. Nun, da die Leute sich größtenteils an uns gewöhnt hatten, maskierten wir unseren Glamour nur noch selten, und Camilles Outfits und meine Größe erregten überall Aufmerksamkeit.
Camille sah mich fragend an. Ich schüttelte den Kopf. »Müssen wohl meine Nerven sein. Also los.« Wir eilten an dem Thai-Restaurant an der Ecke und einem kleinen Secondhandladen vorbei zur Konditorei.
Als wir die Tür öffneten, bimmelte ein Glöckchen, und die Verkäuferin winkte uns zu. Wir waren mit Iris hier gewesen, als sie die Torte nach ihren und Bruces Wünschen bestellt hatte.
Sie hatten sich für ein dreistöckiges Wunderwerk in Weiß entschieden, mit eleganten blauen und silbernen Rosenranken aus Zuckerguss. Die untere und obere Schicht bestand aus Schokotorte, die mittlere aus einem Vanilleteig, mit einer Füllung aus Himbeer-Schoko-Creme dazwischen. Das Ganze war überzogen mit Vanillebuttercreme und einer zarten weißen Glasur. Beim Duft, der hier in der Luft hing, knurrte mir der Magen.
»Wir haben einen Parkplatz ein paar Meter weiter, aber ich traue mir nicht ganz zu, die Torte heil ins Auto zu bringen«, sagte ich.
»Kein Problem«, entgegnete Mariah. »Ich hole Jorge – wir haben extra einen kleinen Wagen, damit wir sie unbeschadet ein Stück transportieren können.«
Jorge kam in den Verkaufsraum. Er war etwa zwanzig Jahre alt, gebräunt und durchtrainiert, und in seiner Schürze mit dem Logo der Konditorei sah er einfach
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