Katzenmond
hinreißend aus. Er lächelte uns an und half Mariah, die Torte auf das Wägelchen zu laden.
»Moment«, sagte ich. »Wir hätten gern noch sechs Cupcakes, bitte.« Ich sah Camille fragend an. »Schoko?«
»Ja, die mit der Creme obendrauf.« Ihr Blick klebte förmlich an der Glastheke mit dem Gebäck. »Damit sollten wir zumindest bis nach Hause kommen.«
Nachdem Mariah die Cupcakes – mit dicken Häubchen Schokocreme und bunten Zuckerstreuseln darauf – eingepackt hatte, reichte Camille ihr ihre Kreditkarte. Dann folgte Jorge uns zur Tür hinaus. Vorsichtig schob er den Wagen mit der Hochzeitstorte in einer riesigen Schachtel.
Als wir uns meinem Jeep näherten, hielt ich inne. Die Typen an der Ecke starrten uns an, als warteten sie auf etwas. Aber sie rührten sich nicht, also versuchte ich das Gefühl abzuschütteln, dass die irgendetwas vorhatten. Doch als ich seitlich um mein Auto herumging, blieb ich abrupt stehen, wie gelähmt vor heißer, zäher Scham. Camille schnappte nach Luft.
Auf der Beifahrertür stand in grellroter Graffiti-Sprühfarbe
Feenschlampen raus!
Eine Woge schmerzlicher Verlegenheit erfasste mich – genau wie früher, als die anderen Kinder uns wegen unserer halb menschlichen Abstammung schikaniert hatten. Doch dann straffte ich entschlossen die Schultern. Ich war nicht mehr dieses kleine Mädchen. Und das hier würde ich mir nicht einfach gefallen lassen.
Die Farbe roch ganz frisch. Unwillkürlich schaute ich wieder zu den Männern an der Ecke hinüber. Einer von ihnen erwiderte meinen Blick mit einem hämischen Grinsen, und ich wusste Bescheid. Ich war mir hundertprozentig sicher, dass er und seine Kumpels hierfür verantwortlich waren.
Camille folgte meinem Blick. »Was sollen wir tun? Ihnen den Arsch versohlen?« Sie wartete ab, bereit, sich nach mir zu richten.
»Nein, ich rufe Chase an. Aber wir warten nicht hier auf ihn. Ich will keine Konfrontation mit denen. Nicht heute. Pass nur auf, dass du nicht an die Farbe kommst. Jorge, könntest du die Torte auf den Rücksitz legen?«
»Diese Schweine haben das gemacht?«, knurrte Jorge mit wütender Miene, hob die Torte hinten rein und legte die Schachtel Cupcakes daneben.
»Lass es gut sein, Jorge. Am Ende passiert dir noch etwas.« Ich wollte nicht, dass er sich da einmischte – oder die Ambrosia Bakery zum Ziel solcher Attacken wurde. Also behielt ich die Männer nur im Auge, während ich mein Handy zückte und Chase anrief.
»Das ist aber nicht in Ordnung, Miss. Nicht richtig.«
»Nein, ist es nicht, aber im Moment ist es mir wichtiger, Iris’ Hochzeitstorte heil und pünktlich nach Hause zu schaffen. Bitte, Jorge, geh wieder rein. Die Polizei wird dich vielleicht dazu befragen, aber ich will nicht, dass du hier herumstehst. Bitte?«
»Ich will die Damen aber nicht allein hier lassen.« Ärgerlich scharrte er mit einem Fuß auf dem Boden. »Sind Sie wirklich sicher?«
»Uns passiert schon nichts. Ich rufe die Polizei. Also los.« Als er mit dem Wägelchen in Richtung Konditorei abschob, ging Chase endlich ans Telefon.
»Chase, schickst du bitte einen Wagen zur Ecke Vine und Wilder? Jemand hat gerade unser Auto beschmiert. Eine nette Beleidigung in knallroter Sprühfarbe. Ich schicke dir ein paar Handyfotos von den Leuten, die ich für die Täter halte. Und von meinem Jeep.«
»Bleibt, wo ihr seid – legt euch ja nicht mit denen an. Streifenwagen ist schon unterwegs.« Chases Stimme klang so besorgt, wie ich ihn schon lange nicht mehr gehört hatte.
»Keine Sorge, wir müssen sowieso schleunigst nach Hause. Wir kommen noch zu spät zu Iris’ Hochzeit. Außerdem fürchte ich, wenn wir hierbleiben, wird es doch noch eine Schlägerei geben. Ehrlich, wenn ich diese Arschlöcher noch eine Minute länger sehen muss, raste ich aus.«
Ich legte auf, hob das Handy vors Gesicht und machte ein schönes Foto von den Pennern an der Ecke. Die gerieten in Bewegung, als sie sahen, dass sie fotografiert wurden, und verdrückten sich die Straße entlang. Wie die meisten intoleranten Idioten waren sie im Grunde Feiglinge. Und offenbar eilte uns unser Ruf voraus.
Anschließend machte ich ein paar Fotos von meinem Jeep und schickte alles an Chases Handy. Dann sagte ich zu Camille: »Steig ein. Wir fahren.«
Doch schon hielt Shamas mit quietschenden Reifen vor uns und sprang aus dem Streifenwagen. Inzwischen hatte sich ein kleiner Menschenauflauf gebildet, denn einige Leute waren aus dem Restaurant gekommen, um zu gaffen.
Shamas
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