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Katzenmond

Katzenmond

Titel: Katzenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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aber du wirst ihnen beim Übergang helfen. Das ist eine große Verantwortung. Du hast gelernt, die Kontrolle über dich auch in deiner Panthergestalt zu behalten. Du hast die Befürchtung abgelegt, dass du deine Kräfte als Todesmaid nutzen könntest, um deine Gegner ohne Erlaubnis zu töten. Jetzt musst du diese Kräfte auch einmal bewusst einsetzen.«
    Sie nahm meine Hand, und wir begannen unsere Reise. Wir rasten durch die Straßen, viel schneller, als ich mich außerhalb des Astralraums je bewegen könnte. Der Regen prasselte unablässig um uns herab. Bei dieser Geschwindigkeit wirkten die Tropfen wie einzelne Kugeln, die sich auf dem Pflaster brachen. Wir rasten durch die Nacht, zwei finstere Schatten, die Botinnen des Todes.
    Die Welt blieb unter uns zurück, und wir verließen die Stadt in Richtung Puget Sound. Es war so dunkel, dass ich nicht sicher war, wo genau wir uns befanden, doch die Gegend kam mir bekannt vor. Wir flogen an einem riesigen Park vorbei, und ich bekam ein flaues Gefühl im Magen. Ich kannte mehrere Werwesen, die in dieser Gegend wohnten, und ich wollte gar nicht mehr daran denken, was mir bevorstehen könnte. Katrina und Siobhan wohnten hier in der Nähe.
    Bitte,
flüsterte ich im Stillen vor mich hin,
bitte lass keine von ihnen unser Ziel sein.
Ich könnte es nicht ertragen, wenn ich eine gute Freundin holen und durch den Schleier bringen müsste. Mein Gesicht sollte nicht das Letzte sein, was sie sah.
    Doch ehe wir die Straße zu Katrinas Haus erreichten, bogen wir ab, und Siobhan wohnte noch ein Stück weiter weg. Ich holte tief Luft – obwohl ich hier auf der Astralebene eigentlich nicht zu atmen brauchte – und folgte Greta zu einem kleinen Haus an der nächsten Ecke. Das Grundstück war von einem Maschendrahtzaun umgeben. Im Vorgarten standen eine Polsterliege und ein Tisch, beide klatschnass. Am Gartentor hielt Greta inne und wandte sich mir zu.
    »Erkennst du dieses Haus?« Sie wartete, während ich es mir ansah. Stirnrunzelnd musterte ich das Haus. Ich konnte mich nicht erinnern, je hier gewesen zu sein, und schüttelte den Kopf.
    »Ich glaube nicht, aber trotzdem kommt mir hier irgendetwas bekannt vor.«
    »Das liegt daran, dass du den Besitzer kennst und seine Energie bis hierher spüren kannst. Auf der Astralebene ist seine Signatur in das Haus eingebettet, in den Garten und alles, was du sonst noch siehst.« Sie gab mir einen Wink, und ich folgte ihr. Wir glitten einfach durch das geschlossene Gartentor zum Haus. Gleich darauf standen wir drinnen neben einem Mann, der sich so spät in der Nacht einen Science-Fiction-Film im Fernsehen ansah. Und da wusste ich es.
    »Wylie.« Ich schluckte schwer. Wylies Mutter hatte mit dieser Namenswahl Sinn für Humor bewiesen. Sie war eine Werkojotin. Und Wylie ebenfalls. Er kam regelmäßig zu den Versammlungen des ÜW -Gemeinderats. Stark, mager und ein wenig ungepflegt war er, aber er hatte eifrig mitgeholfen, in verschiedenen Planungskomitees und wo immer er sonst gebraucht wurde. Er war ein Einzelgänger. Soweit ich wusste, hatte er keine feste Freundin, aber ich hatte nie erlebt, dass er auch nur ein barsches Wort an irgendjemanden gerichtet hätte.
    »Ist seine Zeit wirklich schon gekommen?« Ich wollte es nicht glauben. Wylie war noch jung, für ein Werwesen.
    Greta wandte sich mir zu. »Du musst noch mehr tun«, erklärte sie leise, und ihre Augen waren dunkel wie das Meer. »Du musst seine Seele durch deine führen. Diese hier kannst du nicht einfach dem Jenseits übergeben. Ihm steht kein leichtes Ende bevor, Delilah.«
    Ich fuhr zusammen. »Was? Du willst, dass ich …« Ich versuchte mich zu erinnern, was sie mich darüber gelehrt hatte. Manche Seelen sammelten wir im Auftrag der Götter ein, wenn diese es aus irgendeinem Grund nicht selbst tun konnten. Anderen halfen wir, ins Jenseits hinüberzugehen, weil sie es verdienten. Und wieder andere waren verdammt, und wir sandten sie in die Vergessenheit. All das taten wir, wie der Herbstkönig es anordnete.
    »Wylie Smith hat das Gleichgewicht gestört und zu viel Chaos in eine bestimmte Angelegenheit gebracht. Die Ewigen Alten haben entschieden, dass seine Seele durch die Feuer gereinigt werden muss.« Sie trat zurück und verschränkte die Arme. »Du musst seine Seele holen, Delilah. Und du musst noch etwas erfahren. Großmutter Kojote hat mit dem Herbstkönig gesprochen, und so hat er es angeordnet.«
    Großmutter Kojote
und
Hi’ran? Das musste eine große Sache sein. Ich

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