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Katzenmond

Katzenmond

Titel: Katzenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Anlauff
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Lufthauch.
    »Auf Wiedersehen, Herr Kommissar!«
    Liebermann verließ die Schule in angeschlagener Stimmung. Das Gespräch hatte sein Gefühl bestärkt, dass Müller über einer falschen Fährte bellte. Gleichzeitig war ihm klar, dass die letzte halbe Stunde diese Fährte noch vertieft hatte. Er verstand nicht, wie jemand so leidenschaftslos in seinen Untergang rennen konnte. Liebermann hatte nie viel für Märtyrer übrig gehabt.
    Als das erleuchtete Fenster des Katinka in sein Sichtfeld geriet, scheuchte er die maroden Gedanken beiseite. Vor der Bar saß Ralph mit einem in Leder gewandeten Begleiter auf der neuen Raucherbank, Bier trinkend und in ein Gespräch vertieft, das sie bei seiner Ankunft unterbrachen. Durch das Schaufenster sah Liebermann Davids Flachskopf hinter der Theke.
    Ralph stand auf, um ihm ausgiebig die Schulter zu klopfen. »Wir haben uns eine Weile nicht gesehen«, sagte er, als kommentiere er eine längere Regenpause. »Kennst du Timmi?«
    Liebermann nickte dem Kahlköpfigen zu und zog seine Zigarettenschachtel heraus. »Wir sind uns schon mal begegnet.« Als Timmi nicht reagierte, fügte er hinzu: »Draußen bei Frank.«
    »Ach ja, Frank«, sagte Ralph grinsend. »Wie geht es seinen Wölfen?«
    »Es ist nur einer«, erwiderte Liebermann und bot seine Schachtel feil. Timmi bediente sich.
    »Und hat dieser eine Wolf deinen Haveltoten auf dem Gewissen?«
    »Das ist noch nicht heraus. Dafür pflegte der Tote einen direkten Draht zur Aphrodite.«
    Mit ausdrucksloser Miene ließ Timmi sein Feuerzeug schnippen, während Ralph sich triumphierend auf die Schenkel schlug. »Was hab ich gesagt? Gib mir doch einen von deinen parfümierten Stängeln, als Zeichen deiner Reue.«
    »Der Reue, wofür?«
    »Für deine Ignoranz. Allein stand ich wie Kassandra zwischen einem Haufen Ungläubiger und ließ ihr Hohnlachen über mich ergehen. Jetzt habt ihr den Salat«, schloss er und ließ sich von Timmi Feuer reichen.
    »Wenn ich mich richtig erinnere, sprachst du von Lackstiefeln, die die Geschwister-Scholl-Straße hinauf stehen würden«, korrigierte Liebermann.
    Ralph zog seinen Pferdeschwanz aus dem Jackenkragen und legte ihn sich sorgsam über die Schulter. »Das war nur ein Beispiel. Vor allem sprach ich von einer bevorstehenden Katastrophe.«
    »Meinetwegen. Dann kannst du dich jetzt freuen, dass sie eingetreten ist. Aber freu dich nicht zu sehr. Noch ist nicht sicher, wie heiß dieser Draht zur Aphrodite ist. Er könnte sich auch als gekappt herausstellen.«
    Timmi hatte während ihres Geplänkels die Spitze seiner Zigarette betrachtet. Jetzt stand er auf, ging ein paar Schritte, kehrte dann zurück und fragte: »Von welchem verdammten Draht redest du?«
    Liebermann warf ihm einen raschen Blick zu. »Sind dir währenddeiner Arbeit an der Liebesschule keine Gerüchte zu Ohren gekommen?«
    »Ich weiß nicht, was du meinst.«
    »Nicht? Dann muss es wohl ein Doppelgänger von dir sein, der in der Aphrodite seit kurzem das Amt eines Gesellschafters bekleidet.«
    Timmi presste die Lippen zusammen.
    »Die Mädchen dort haben ein geschultes Auge fürs Detail. Sie wissen sogar, dass unter deiner Glatze ein ganzer Wald aus Haaren lauert.«
    Mit finsterer Miene zog Timmi an seiner Zigarette. »Zweimal die Woche«, brummte er schließlich. »Da kriegt man kaum was mit.«
    »Man lernt immerhin das Haus kennen.«
    »Nur den Gesellschaftsraum und die Flure.«
    »Und deren Bewohnerinnen.«
    An Liebermanns Ärmel zupfte es. Als er sich umwandte, sah er in Ralphs blasses Gesicht.
    »Entschuldige, habe ich was an den Ohren, oder behauptest du gerade allen Ernstes, dass Timmi in diesem Vipernnest arbeitet?«
    »Ich weiß es, auch wenn ich die Mädchen kaum als Vipern bezeichnen würde.«
    Ralph stöhnte auf. »Sodom und Gomorrha! Es ist so weit: Sie zersetzen uns von innen.«
    »Sei nicht albern!«, murrte der Kahlköpfige. »Ich brauch das Geld. Der Laden wirft noch nicht genug ab, und zum Stadtführer bin ich nicht geboren.«
    »Erst letzte Woche habe ich ein Rennrad bei dir gekauft!«
    »Reicht aber nicht, wenn einer mal ein Rennrad kauft.« Timmi straffte sich. »Verflucht noch mal! Es ist guter Zaster für vier Stunden die Woche. Und nicht mal unangenehme Stunden. Den will ich sehen, der da kalt bleibt.«
    »Hier!«, sagte Ralph und tippte sich gegen die Brust. »Kalt bis ins Mark. Und das nicht, weil ich etwa in Geld schwimmen würde, sondern weil ich noch einen Begriff von Ehre habe. Lass dir sagen, dass ich zutiefst

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