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Katzenmond

Katzenmond

Titel: Katzenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Anlauff
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Ahnung, auf wie viel sich die Summe beläuft.«
    Bellins aufglimmende Augen zeigten, dass er ins Schwarze getroffen hatte. Der Alte zog konzentriert die Lippen zusammen. Liebermann gab ihm Zeit, so zu tun, als überschlage er eine Summe, dann zog er einen Zwanzig-Euro-Schein heraus. Es war ein Vielfaches der verbrauchten Stromkosten, aber die Abkürzung dieses lästigen Stelldicheins war es ihm wert.
    Bellin fokussierte den Schein eine Weile mit geschürzten Lippen. Dann schnappte er mit einem Ruck zu. »Na ja«, seufzte er, während er ihn zusammenfaltete und in die Hosentasche schob. »Gnade vor Recht. Aber glauben Sie nicht, dass Sie noch einmal so billig davonkommen.«
    Serrano hatte seinen Schwanz eingezogen, als das alte Fischauge aus dem Haus gekommen war. Nicht an ruhenden Teichen rühren. Der Alte war schlecht auf Katzen zu sprechen, und im Gegensatz zu Bismarck, der über achtzehn Jahre hinweg quasi zu einem Bestandteil des Vorgartens geworden war, konnte Serrano nicht auf ein Gewohnheitsrecht pochen. Zwar führte der Alte inzwischen keine Tänze mehr auf, wenn er zufällig Zeuge seiner abendlichen Fütterung wurde, dafür scheuchte er ihn manchmal mit dem Besen, und Serrano wusste, dass Nico seinetwegen in Abständen Ärger bekam.
    Heute schien auch Liebermann Ärger mit ihm zu haben. Serrano war davon abgekommen, ihn den Fremden zu nennen, seit er begriffen hatte, dass der merkwürdige Mann mit dem schlurfenden Gang eine Verbindung zu seiner Versorgerin unterhielt. Ihr Umgang war deshalb nicht vertrauter geworden, was weniger an den schmerzhaften Umständen lag, unter denen sie sich kennengelernt hatten, als daran, dass beide – Kater wie Mann –wenig für die jeweils andere Spezies übrig hatten. Im Allgemeinen ignorierten sie sich, und darin zeigte sich alle Wertschätzung, die sie füreinander aufbrachten.
    Jetzt stand Liebermann vor seinem Vierrad und betrachtete das Kopfsteinpflaster, als versuche er krampfhaft, etwas darin zu lesen. Wenn es eine Mitteilung gab, dann musste sie beklemmend sein, dachte Serrano. Er schlüpfte durch den Zaun und huschte über die Straße.
    Diesmal hatte er Glück. Er fand Maja hinter einer Orangenkiste damit beschäftigt, eine rote Mütze von Laubresten zu befreien.
    Als er sich an ihrer Seite niederließ, zog sie gleichmütig einen Grashalm aus einer Masche. Dann noch einen. Nach dem dritten fragte sie: »Mal wieder unterwegs?«
    Serrano blickte an ihr vorbei auf die zerrissene Markise des Ladens. »Nur ein wenig die Pfoten vertreten.«
    »Was macht der Flieder?«
    »Er ändert die Farbe.«
    »Und Cäsar?«
    Cäsar war kein gemeinsamer Sohn von ihnen. Seine Mutter war eine Halbkartäuserin, hübsch, aber keine wirkliche Konkurrenz für Maja. Beinahe zeitgleich mit ihr hatte sie selbst einen Wurf von Serrano zur Welt gebracht.
    »Er scheint im Moment ein wenig überfordert.«
    »Das Katzenhaus, wie?«
    Serrano wandte den Blick von der Markise. »Tja. Es wirbelt ziemlich was auf, dieses Haus.«
    Geruhsam hob Maja die Mütze in die Luft und begutachtete sie von allen Seiten. »Wundert dich das?«
    »Sagen wir, es stört den September.«
    An Majas Lächeln erkannte er, dass sie ihn durchschaut hatte.
    Er sah sie an und dachte, dass sie trotz ihrer Leibesfülle noch immer attraktiv war, was sie nicht zuletzt ihren hellgrünen Augenverdankte. Neben der ungewöhnlichen Farbe waren Majas Augen scharf, und ihr Verstand war flink. Sie bewies es, indem sie seufzend die Mütze beiseitelegte. »Was möchtest du wissen?«
    »Dreierlei«, sagte Serrano. »Zunächst, ob dir irgendetwas in deiner menschlichen Umgebung aufgefallen ist. Könnte es zum Beispiel sein, dass jemand fehlt?«
    Majas Augen verengten sich. »Wie kommst du darauf?«
    »Nur so ein Gedanke.«
    Sie nickte. Wenn Serrano einen Gedanken hatte, bedeutete das, dass man in Deckung gehen oder das Weite suchen musste, um nicht mit hineingezogen zu werden. Denn Serranos Gedanken glichen häufig einem Sumpf, dessen Ausdehnungen ihm selbst nicht klar waren. Maja entschied sich aus Gründen des Stolzes für die Deckung.
    »Es ist oben etwas turbulent derzeit, aber ich wüsste nicht, dass einer fehlt. Die Zahl der Ladenbesucher scheint mir im Gegenteil eher angewachsen. Mach mit der zweiten Frage weiter!«
    »Die zweite betrifft das Katzenhaus.«
    »Also doch.« Maja erhob sich schwerfällig. »Komm. Die Ladenfrau ist vorhin in den Keller gegangen. Und ich sehe nicht ein, warum mein Imbiss wegen des Katzenhauses verderben

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