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Katzenmond

Katzenmond

Titel: Katzenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Anlauff
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seine Schnurrhaare zuckten leicht. »Maja wird dir von mir erzählt haben, ich bin Serrano.«
    Trudi entspannte sich etwas. Das also war er, der berühmte Ehemalige ihrer Freundin und der Princeps, der sein Amt freiwilligan seinen Sohn abgetreten hatte. Cäsar kannte sie, er kreuzte in letzter Zeit häufig hier in der Gegend auf. Serrano dagegen war sie noch nie begegnet, was vielleicht an ihrer Jugend lag oder – wahrscheinlicher – an der Lage ihres Heims.
    Sein Blick streifte ihren geschwollenen Leib. »Gratuliere. Wie ich hörte, war es einer der Nachbarn.«
    »Einer von der Grenze, wie ich«, entgegnete Trudi abweisend. Sie wusste wohl, wie über revierübergreifende Vereinigungen geurteilt wurde. Ihre Jungen würden nicht nur Herbstlinge werden, sondern auch Bastarde, aber verdammt, es waren ihre Jungen, und wenn es sein musste, würde sie sie zu verteidigen wissen.
    Serrano lächelte. Die Kleine war ihm sympathisch. Kaum eine halbe Portion, aber sie hatte Charakter, sie würde kämpfen und beim nächsten Mal, so hoffte er, besser aufpassen. »Aus einem bestimmten Grund«, sagte er freundlicher, »interessiert mich, wie ihr euch begegnet seid, du und der Vater deines Wurfs.«
    »Vor dem Haus auf dem Weg. Ich kam aus dem Park und wollte nach Hause, er kam von … anderswo.«
    »Vom Katzenhaus?«
    »Vielleicht«
    »War er intakt?«
    Sie blinzelte. »Wie bitte?«
    »Ich meine, hatte er eine Wunde, vielleicht nur eine leichte, eine der Art, die auf Konkurrenzkämpfe schließen lässt?«
    »Nein, warum? Da war kein anderer Kater weit und breit. Das heißt …« Sie stieg über einen zerbrochenen Ziegel und setzte sich behutsam. »Einer lief an uns vorbei, als wir fertig waren. So ein knochiger, die Farbe kann ich nur raten, Grau oder Schwarz.« Sie musterte Serrano. »Jedenfalls nicht getigert.«
    Der Knöterich, dachte Serrano. »Wann war das?«
    »Eine Weile vor Mitternacht.«
    »Ich meine nicht die Zeit, sondern den Tag.«
    »Ach so«, sagte sie und richtete ihren Blick zärtlich auf die umfangreichste Stelle ihres Körpers. »Heute vor sechs Wochen.«
    Sechs Wochen. Also lange bevor die Anschläge begonnen hatten.
    »Aber wie gesagt, er ist nur vorbeigelaufen«, fuhr Trudi fort. »Die Schnauze steif geradeaus. Er hat uns nicht einmal bemerkt, glaube ich, der hatte ganz was anderes im Sinn, genau wie alle, die seitdem hier herumstromern.« Sie krauste die Nase.
    Serrano fragte sich, ob sie zeitweilig auch darüber nachdachte, was ihr Liebster im Sinn gehabt hatte, ehe er auf sie getroffen war. »Seltsam, dass der Strom der Kater nicht abreißt, nicht wahr?«, meinte er. »Man würde annehmen, dass die Perserinnen bei der Fülle von Verehrern inzwischen längst trächtig wären, womit ihre Attraktivität sich schnell gelegt hätte.«
    »Die werden nie trächtig«, knurrte Trudi.
    »Verstehe.«
    Trudis Schwanz klopfte zweimal energisch den Boden. Jedes Mal wirbelte ein Staubwölkchen auf. »Das bezweifle ich. Du denkst wahrscheinlich, dass sie unfruchtbar sind. Als gäbe es keinen anderen Grund, aus dem eine Katze ihr Leben ungeschwängert verbringt.«
    »Nämlich welchen?«, fragte Serrano, dem tatsächlich kein weiterer einfiel.
    Sie stellte beruhigend eine Pfote auf ihren Schwanz. »Mangelnde Gelegenheit.«
    Serrano fiel ein, was Maja über vorübergehende Schwangerschaftsblödheit gesagt hatte. Deshalb blieb er gelassen. »Entschuldige, aber Mangel an Gelegenheit ist das Letzte, was ich bei den Perserinnen entdecken kann. Sie bietet sich praktisch jeden Abend.«
    »Wo denn?«, meinte Trudi. »Ich habe noch kein Paar durch einen Gartenzaun kopulieren sehen. Du musst dir das so vorstellen: In der Mitte steht ein Zaun, jenseits die drei Perserinnen mitihrer Anführerin, diesseits die Kater. Es finden keine Überschneidungen statt.«
    »Es sei denn, die Perserinnen verlassen den Garten.«
    »Niemals.«
    »Oder die Kater betreten ihn.«
    »Das würde das Vieh nicht zulassen.«
    »Der dreimal gekochte Hund?«
    »Drei Hunde zusammengekocht«, sagte Trudi. »Kurz: Dreigekocht. Es ist meine Wortschöpfung, und ich lege Wert darauf, dass sie korrekt ausgesprochen wird. Ja, seinetwegen. Hast du ihn schon mal gesehen?«
    »Ich hab davon reden hören.«
    »Dann weißt du ja, dass er riesig ist. Aber du hast keine Vorstellung davon, wie! Wie …«
    »Drei zusammengekochte Hunde«, schlug Serrano vor.
    »Das ist nur eine Wortschöpfung, nichts weiter, das Erste, was mir in den Sinn kam, als ich Maja von ihm erzählt habe.

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