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Katzensprung

Katzensprung

Titel: Katzensprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Gibiec
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rechnete am Nachmittag gegen vier mit Igor, und Olga bat sie, ihm
nichts von ihrem Besuch zu erzählen.
    Olga pickte Lepple am Präsidium auf und fuhr mit ihm zu der
Spielhalle am Berliner Platz, um den Betreiber zu befragen. Er war ein
verschlossener Mann mit zurückgegelten Haaren, der feindselig reagierte, als
sie sich auswiesen.
    Er sah das Foto kaum an, das Olga ihm vorlegte, und zuckte mit den
Schultern. Erst als Lepple auf das Ordnungsamt verwies, das sehr an Tipps von
der Polizei interessiert sei, wenn sich jemand nicht kooperativ verhalte, gab
er zu, den Jungen schon einmal gesehen zu haben. Aber er wisse nichts von ihm,
er kenne noch nicht mal seinen Namen. Er sei zwei-, dreimal die Woche gekommen,
habe meistens die Automaten beobachtet und nur dann gespielt, wenn lange
niemand etwas herausgeholt hatte und sie gut gefüllt waren.
    »Hat er viel gewonnen?«
    »Kann ich in dem speziellen Fall nicht sagen. Er gehört zu denen,
die sich ab und zu ihr Taschengeld aufbessern, da gibt es ein paar clevere
Bürschchen. Aber wie gesagt, ich kenne den eigentlich nicht, ist ein
zurückhaltender Typ.«
    »Verkehren bei Ihnen häufiger Russen?«
    »Ab und an, kann schon mal vorkommen.«
    »Wir können das leicht feststellen, indem wir Ihre anderen Gäste
befragen, Ihre Stammgäste zum Beispiel. Wenn es Ihnen lieber ist, kommen wir
heute Abend wieder.«
    Sein Blick verfinsterte sich noch mehr. »Es kamen schon mal
Lastwagenfahrer«, brummte er, »aber ich kannte keinen, haben russisch
gesprochen.«
    »Hatte der Junge mit ihnen zu tun?«
    »Das weiß ich nicht, ich führe nicht Buch über meine Gäste. Die
meisten wollen auch, dass man sie in Ruhe lässt. Ich habe zu keinem
persönlichen Kontakt.«
    Auf dem Weg zum Auto rief Ulrike Henseler an, das Krankenhaus habe
gerade mitgeteilt, Igors und Petars Mutter sei gestorben.
    »Halten Sie Igor auf jeden Fall fest, wenn er heute Nachmittag
kommt«, sagte Olga, »wir werden gegen vier wieder bei Ihnen sein.«
    Lepple rief Trudi Sassi an, um zu erfahren, wo Luna sich aufhielt,
und hörte, dass sie bei der Oma krank im Bett lag.
    »Dass die kleine Sassi mit diesem Jungen zusammen ist, ist ja schon
fast unheimlich«, sagte Olga, »so einen Zufall kann es ja kaum geben.«
    »Vielleicht ist es auch kein Zufall«, sinnierte Lepple, »vielleicht
gibt es eine Querverbindung zu der Tat, die wir noch gar nicht sehen.
Vielleicht hasste das Mädchen die Geliebte des Vaters und hat irgendwas
eingefädelt. Wir hatten doch immer den Eindruck, dass sie nicht alles sagt.«
    »Ich weiß nicht«, sagte Olga, »das passt irgendwie nicht zusammen.
Sie ist sauer auf ihre Eltern, sie pubertiert und setzt sich mit allen Mitteln
von zu Hause ab, da heckt man doch kein Mordkomplott gegen die Geliebte des
Vaters aus.«
    »Alles schon da gewesen«, murrte Lepple und sah aus dem Fenster.
    »Übrigens hat Frau Sassi einen Klöngel mit dem Bruder meiner
Freundin, einem türkischen Ladenbesitzer. Der hat auch Beziehungsstress, und
sie trösten sich gegenseitig. Ist doch zum Schreien, oder?«
    »Da kann der Kummer ja nicht so groß gewesen sein.«
    Lepple war schmallippig.
    »Was ist los, Josef, schlechte Laune?«
    »Nee, Frauen«, brach es aus ihm heraus, »manchmal sind sie echt
nervig.«
    Olga verkniff sich eine Replik und suchte einen anderen Radiosender.
    »Der Yogakurs von meiner Frau hat sich geändert, das hat eine Lawine
ins Rollen gebracht«, klagte er. »Der neue Termin ist genau zu der Zeit, zu der
unser Jüngster zum Klavierunterricht gebracht werden muss. Und jetzt sagt sie,
ich sei dafür zuständig, egal, wie mein Dienstplan aussieht. Frauen müssten ja
auch alles irgendwie unter einen Hut kriegen.«
    »Womit sie nicht unrecht hat.«
    Sie bogen in die Herderstraße ein und stoppten vor dem Doppelhaus,
in dem Lunas Oma eine Hälfte bewohnte.
    Olga ging allein zu Luna ins Zimmer, die erkältet und fiebrig im Bett
lag. Ihren Kopf bedeckte ein millimeterkurzer Pelz.
    »Es geht um die Traceur-Szene«, sagte Olga, »du kennst dich doch da
aus.«
    »Gibt keine Szene«, schniefte Luna, »sind Einzelgänger, keine
Cliquentypen.«
    »Kennst du einen Traceur namens Igor, ein Junge, der aus Russland
stammt?«
    Luna drehte sich zur Wand und zog ihre Decke hoch.
    »Ich muss Ihnen gar nichts sagen, ich hab mit dem Scheiß nichts zu
tun.«
    »O doch, der Kripo musst du alles sagen«, sagte Olga. »Und wenn du
das jetzt nicht willst, bestelle ich dich aufs Präsidium, da bleibst du dann so
lange, bis du was

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