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Kauffahrers Glück

Kauffahrers Glück

Titel: Kauffahrers Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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aufgezehrt hatte. Das Jahresende kam näher. Wenn es nicht anders ging, konnte er hier bleiben und bis zum neuen Jahr nichts weiter abschöpfen, aber das würde Verdacht erregen und obendrein auf eine Docksgebühr hinauslaufen, die er vielleicht nie wieder abarbeiten konnte. »Was für ein Geschäft auf Pell?« fragte er. »Ist es das, was die Militärs auf den Plan gebracht hat?«
    »Man hört viel auf den Docks«, meinte sie vorsichtig und mit finsterem Blick. »Aber wieso interessiert dich das?«
    »Ich treffe dich auf Pell.«
»Du bist verrückt. Du sagtest, du müsstest nach Fargone.« 
    »Ich treffe dich auf Pell. «
    Das Stirnrunzeln vertiefte sich. Sie verlagerte sich in seinen Armen, stützte sich auf ihn und blickte auf sein Gesicht herab. »Wir legen heute ab. Wie schnell ist denn deine Lucy? Glaubst du, ein Überschüssler könnte Rennen mit der Dublin veranstalten?«
    »Also werdet ihr Masse verlagern. Ich bin leer. Ich schaffe es schon.«
    »Dein Schiff umlenken? Was wird dein Konzern dazu sagen? Erklär mir das!«
    »Ich werde dort sein.«
    Sie schwieg für einen Moment, zog dann den Kopf ein und lachte leise, glaubte ihm nicht.
    »Wir haben noch ein paar Stunden«, erinnerte sie ihn.
    Sie nutzten die Zeit.
    Und als sie ging, gegen Mittag, begleitete er sie hinaus auf das Dock bis in die Nähe ihres Schiffes und sah zu, wie sie fortging, eine adrette Gestalt im silbernen Overall, so, wie er sie zum erstenmal gesehen hatte.
    Er war jetzt nüchtern und hätte sich eigentlich wieder erholt haben, die Achseln zucken und es genug nennen sollen. Er hätte sich und seine Vorstellungen wieder der Wirklichkeit zuwenden und diesen jungen Systeminternen finden sollen, der vielleicht gern auf einem Sprungschiff lernen wollte. Er hatte Wissen zu verkaufen, zumindest das, zumindest an jemanden, der verzweifelt genug war, bei ihm anzuheuern, obwohl der letzte und einzig verheißungsvolle Neuling, den er eingestellt hatte, von der Sprungdroge abhängig geworden und nicht wieder zu sich gekommen war, auch nicht richtig gewusst hatte, was er denn tat, als er sich selbst eine zu starke Dosis verabreichte und daran starb.
    Es vielleicht wieder mit einem jungen Burschen versuchen, noch einmal die Chance ergreifen? Er hatte gut reden; darin hatte stets seine am stärksten ausgeprägte Fähigkeit gelegen, dass er sich in alles hinein - und aus allem herausschwatzen konnte. Er sollte jetzt eigentlich dort fortfahren, wo er letzte Nacht aufgehört hatte, nämlich die Bars weiter auskundschaften und sich selbst die Hilfskraft verschaffen, die er brauchte. Er hatte Fracht in Aussicht, die Reste, die beim Handelsverkehr der Station abfielen, wenn er nur darauf wartete und wenn es größeren Schiffen nicht gelang, sie sich anzueignen; und wenn ein gewisser alter Mann seine Schwatzhaftigkeit auf das eigene Schiff beschränkte.
    Aber er sah zu, wie Allison Reilly fortging, zu einem Ort, den er nicht erreichen konnte, und er hatte sein ganzes Leben lang noch nichts außer der Lucy selbst gefunden, was sich so tief in sein Inneres gewunden hatte.
    Die Lucy gegen die Dublin Again. Man redete jetzt wieder von Flugwegen, die sich im System von Pells Stern eröffneten, davon, dass von Pell aus die Hinteren Sterne wieder angeflogen werden konnten, vom Handel mit Sol, und obwohl diese Gerüchte im jährlichen Rhythmus auftauchten, besaßen sie diesmal etwas an Substanz. Das Militär war auf der Bühne erschienen. Schiffe waren in diese Richtung geflogen. Die Dublin würde ihnen folgen.
    Haben ein Geschäft laufen, hatte sie gesagt, und dann den Mund darüber gehalten. Die Vorstellung ergriff von ihm Besitz und bewegte ihn zutiefst. Er liebte zwei Dinge in seinem Leben, die noch nicht tot waren, und das eine war die Lucy und das andere der Traum von Allison Reilly.
    Die Lucy war wirklich, sagte er sich, und er konnte sie verlieren, während Allison Reilly noch zu neu war, um sie richtig zu kennen, und bei weitem zu vielschichtig. Die Situation seiner Konten war noch nicht hoffnungslos; er war schon knapper dran gewesen und hatte doch wieder den Ausgleich geschafft. Er hätte jetzt bei dem bleiben sollen, was er hatte, und sich nicht auf irgendein Glücksspiel einlassen sollen.
    Und wohin dann gehen und was machen? Er konnte nicht die Spur der Dublin verlassen, ohne daran zu denken, wie einsam es dort draußen war; und nie an einer Station andocken, ohne zu hoffen, dass - irgendwo und irgendwann - die Dublin seinen Weg kreuzte. Ein Jahr

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