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Kauffahrers Glück

Kauffahrers Glück

Titel: Kauffahrers Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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seinen Geist auseinander nahmen, wenn ihn seine Schwindeleien einholten, und das entstellte Kind in seinem Innern entdeckten. Sie würden alles zusammenfügen, alles in Einzelteile zerlegen. Und der Gedanke daran... an die Fragen, die Bloßstellung seiner selbst Er trug einen neuen Aufnäher am Ärmel: LUCY stand darauf in weißen Buchstaben auf einem schwarzen Kreis mit blauem Zentrum; das lag so dicht am alten Aufnäher, wie er zu kommen wagte. Er sah auch nackt aus ohne den fliegenden Schwan, der dorthin gehörte.
    Aber irgend jemand kannte vielleicht noch die Le Cygne und den Namen Krejas, und er und Ross und Mitri hatten immer darin übereingestimmt, bei allen Betrügereien den Namen herauszuhalten. Also war es jetzt nicht möglich, zum Stationsamt zu gehen und zu sagen:
    Ich habe gelogen, ändern Sie den Namen, richten Sie alles so, wie es sein sollte. Das wäre das Ende von allem.
    Und vielleicht, überlegte er, würde er sich im Verlaufe des Lebens daran gewöhnen, den Aufnäher so zu betrachten.
    »Kommst du?« fragte Allison ihn.
    Arm in Arm mit Allison betrat er das Restaurant - einen jener Plätze, den er von ihr erwartete, prunkvoll und teuer, wo schicke und feine Kleidung hingehörte und wo Stationsleute neben Raumfahrern von den großen Schiffen die Tische bevölkerten, Männer und Frauen mit Offiziersstreifen. Viel silbernes Haar war hier zu sehen. Viel Geld. Ein Kellner fing sie ab...
    »Reilly«, sagte Allison, und der Kellner nickte respektvoll und führte sie zwischen schlangenförmigen Säulen hindurch zu den Nischen, tiefen Schatten entlang der Wände.
    Eine silberne Gesellschaft saß an dem Tisch, zu dem er sie geleitete, eine Gesellschaft, die bei ihrer Ankunft aufstand. Sandor betrachtete rasch und forschend die lampenbeleuchteten Gesichter. Sein Herz pochte heftig, und er hatte die Hand bereits ausgestreckt als Reaktion auf angebotene Hände und gemurmelte Höflichkeiten - als er sich von Angesicht zu Angesicht Curran Reilly gegenübersah.
    Von ihm keine angebotene Hand. Überhaupt nichts. »Curran«, sagte Allison, »Ruder 22 von der Dublin, meine Nummer Zwei. Käpt‘n Stevens von der Lucy. Aber ihr kennt euch sicherlich schon.«
    »Ja«, sagte Sandor. Das Adrenalin ließ alles andere wie im Nebel erscheinen. Mit Verspätung ergriff Curran Reilly schließlich seine Hand, eine trockene Handfläche, die seine schweißbedeckte umklammerte. Ein Griff, den Sandor so erwartet hatte, hart und unfreundlich wie der Blick. Und dann andere Hände, die früher ausgestreckt worden waren.
    »Deirdre«, sagte Allison, »Nummer Drei... « Eine sommersprossige, untersetzte Frau mit denselben dunklen Haaren wie alle Reillys, aber mit einem Grinsen, das direkt zum Herzen durchdrang, seinen Zorn überwand und Curran zur Hälfte wieder ausglich. Glück. Er war nicht daran gewöhnt, so etwas in Menschen zu erzeugen.
    »Neill«, stellte Allison den dritten vor, wiederum eine ausgestreckte Hand; ein dünner und bärtiger Mann mit einer Ernsthaftigkeit, die Sandor davon überzeugte, dass Curran wenigstens einzigartig war in der ganzen Gruppe. »Neill«, murmelte er in Erwiderung und betrachtete dann die anderen. Der Kellner trieb sich bei ihnen herum und bot Stühle an. Sie setzten sich alle wieder, wobei Sandor zwischen Allison und Deirdre Platz nahm, Neill und Curran gegenüber.
    »Möchten Sie Cocktails?« fragte der Kellner.
»Drinks zum Essen«, sagte Allison. »Ist das allen recht?«
    Überall wurde genickt. Der Kellner zauberte die Speisekarten hervor, und eine gnädige Zeitlang waren sie mit deren Durchsicht beschäftigt.
    Er erkaufte sich etwas, überlegte er. Die hiesigen Preise reichten aus, sein Blut gefrieren zu lassen, aber er riss sich zusammen und bestellte das Beste, lächelte, solange es auch seine Gäste taten. Letztlich ging es nur um eine Nacht, eine einzelne Gelegenheit. Er konnte es sich leisten, redete er sich gut zu, diesen Menschen einen Gefallen zu tun, ihnen zu geben, was sie gewohnt waren. Für ihr eigenes Geld...
    Der Kellner ging. Schweigen hing im Raum. »Habt ihr alles besorgt?« wollte Curran endlich von Allison wissen.
    »Alles erledigt.«
»Megan lässt ihren Gruß ausrichten.«
    Schweigen. Ein Blick nach unten. Sandor hatte keine Idee, wer Megan sein mochte; niemand bot an, ihn darüber zu unterrichten. »Ich werde mit ihr reden«, sagte Allison.
    »Schließlich ist es kein Abschied. Auf den Schleifen sehen wir uns wieder.«
    »Ich glaube, sie begreift«, meinte Deirdre.

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