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Kauffahrers Glück

Kauffahrers Glück

Titel: Kauffahrers Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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dort rein!«
    Er schob sie in den Schlitz. Das Gerät registrierte sie.
    DANKE, sagte der Bildschirm. Er starrte darauf wie auf eine heranbrausende Masse im All. Nahm die Karte wieder entgegen.
    Allison tätschelte seine Schulter. »Jetzt ein Haarschnitt für uns beide«, sagte sie. »Und Feinmachen. Wir treffen jemanden zum Essen.«
    »Wen?«
»Die anderen von uns, wen sonst? Und warum besorgst du dir nicht auch gleich einen passenden Aufnäher, wenn wir schon dabei sind? Ich habe im Verzeichnis nachgeschaut.
    Hier werden sie nach Spezifikation gefertigt, alles per Computer. Alles, was du willst, und auf der Stelle. Erstaunlich, wie das funktioniert.«
    »Himmel, Reilly... spielt das eine Rolle?«
»Ich dachte, das würde es. « Sie fasste an die schlecht gestickte Nymphe auf seinem Ärmel.
    »Du könntest ein erstklassiges Produkt bekommen. Oder aber auch das Zeug nehmen, das so über den Ladentisch geht. Wenn du wirklich möchtest.«
    Das war geschmacklos. Er machte ein finsteres Gesicht, aber sie reagierte in keiner Weise darauf. »Kümmere dich um deine Angelegenheiten!« sagte er. »Wenn ich das schäbige Ding hier mag, so ist das meine Sache.«
    »Auf die Weise wirkst du aber wirklich unauffällig. Sie werden dich mit Sicherheit für einen Piraten halten.«
    »Ich werde mir einfach eine Handvoll von den schäbigen besorgen. Danke.«
    Sie schürzte die Lippen. Also wusste sie, wie weit sie gegangen war.
    »Du heißt nicht Stevens«, sagte sie.
»Das ist es, was du wissen möchtest, nicht wahr?« 
    »Vielleicht.«
»Es ist meine Sache. «Und einen Moment später: »Ich werde mir ein paar verfluchte Aufnäher besorgen. Ist mir egal, was für welche. Aber kein Kleeblatt, das verspreche ich dir.«
    »Habe ich auch nicht anders erwartet. «
    Er nickte, sammelte seine Pakete auf; die Sachen, die sie nach Katalog bestellt hatten, würden auf das Schiff geliefert werden, wenn sie den Verladeplan aufgestellt hatten.
    Wenn...

NEUNTES KAPITEL
    Er hatte seine Zweifel - hegte sie, während er Allison zum Schneider für die Aufnäher folgte, während er beim Friseur hergerichtet und rasiert und eingerieben wurde - was zum erstenmal überhaupt geschah, dieser Haarschnitt, der ihm ein gepflegtes, blondes Aussehen nach Wohlstand gab. Zweifel hegte er im Übernachtungsheim wieder und verdarb damit die Stunde, die er zum Schlafen hatte abzweigen können; seine Privatsphäre, dachte er fortwährend, das Leben, das er geführt hatte - ein elendes Leben, aber eines, das von ihm kontrolliert worden war; da gab es den Computer mit seinen Eigentümlichkeiten und die abgeschlossenen Kabinen, deren Öffnung diese Dubliner mit Sicherheit verlangen würden.
    Sie würden Dinge hören und sehen, die für ihn schlimmer waren als öffentliche Nacktheit; das untergrub seinen Stolz und wühlte in seinen Erinnerungen.
    Aber es musste sein, redete er sich zu. Nie zuvor hatte sich ihm eine solche Möglichkeit geboten. Nie zuvor hatte er von einer solchen Möglichkeit träumen können. Er blickte zu Allison, die ihn im Spiegel betrachtete - und die Wärme dieses Anblicks vertrieb die Kälte.
    »Du siehst gut aus«, sagte sie zu seinem silberbekleideten Abbild, und er wandte sich ihr mit einem Aufwallen von Vertrauen zu, das auch in seinen Händen und Füßen wieder ein Gefühl erzeugte. »Findest du?« fragte er.
    »Keine Frage.«
    Das lockte seinen Mut zurück. Er atmete tiefer und schätzte sich selbst neu ein, sich und die pathetische Lächerlichkeit, das Kindische an den im Computer gespeicherten Sachen, das Wesen der abgeschlossenen Kabinen und der Relikte, zwischen denen er lebte. Wenn Allison das also dachte, wenn sie so fühlte, dann würde sie nicht über ihn lachen... und die anderen, diese Fremden, denen sie gleich begegnen würden... mit denen konnte sie fertig werden. Solange sie bei ihm war, solange sie nichts komisch fand an einem Mann, der sich bemühte, etwas zu sein, das er nicht war... der Stimmen lauschte, anstatt eine Familie zu haben, der nie die Kraft gefunden hatte, allen Schutt der Vergangenheit wegzuräumen, den eine geheime Stimme unterhielt, die mit einem Kind sprach, das schon lange hätte erwachsen werden sollen; grässliche Dinge. Ein Leben der Illusionen und der Einsamkeit.
    Die Alternative blieb bestehen, erinnerte er sich. Er konnte auf das Militär warten; in seinem Bewusstsein hörte er das Gelächter der Docksinspektoren, die vielleicht von solchen privaten Dingen erfuhren; oder der Techs, die möglicherweise

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