Kauft Leute
bereits solidarisiert …«
Caro zuckte die Schultern. »Ich muss meinen Job machen.«
»Nein, das müssen Sie natürlich nicht. Sie könnten irgendeinen Job machen, aber dieser muss es nicht sein. Sie sind smart, sehen gut aus, haben Erfahrung. Ihnen steht alles offen. Aber sie wollen hier arbeiten.«
»Ihnen ist schon klar, dass
mein
Profil nicht neu geschrieben werden muss, mit dem stimmt alles«, lachte Caro, aber es klang nicht sehr echt.
Der Kommodore lehnte sich wieder zurück und drehte an seinem Zauberwürfel herum. »Ich wette, Ihre Freunde finden es seltsam, dass Sie bei HÜMANIA angeheuert haben. Ich habe eine Weile nicht mehr unterrichtet, aber ich weiß, wie meine Studenten dieses Unternehmen wahrgenommen hätten. Niemand in einem kreativen, linksliberalen Umfeld, in dem Sie sich zweifellos bewegen, heißt gut, was hier stattfindet. Stört Sie das nicht?«
Caro lächelte. »Nein, das stört mich tatsächlich nicht.«
»Und Sie finden die Art und Weise, wie wir hier vermittelt werden, auch
heldenhaft
?«
»Ich habe nicht gesagt, dass ich mit allem einverstanden bin, was hier passiert! Das ist mein erster Tag, ich verschaffe mir erst ein Bild, vielleicht werde ich nicht länger als den Probemonat hierbleiben.«
»Oh, ich bin sicher, Quintus Danesita wird alles tun, damit Sie bleiben.«
»Da könnten Sie recht haben.«
»Soll ich Ihnen etwas über Danesita erzählen, Caro?«
Caro zog die Augenbrauen hoch, als wäre es ihr einerlei.
Der Kommodore stellte das Radio an und drehte die Lautstärke fast bis zum Anschlag auf. Er neigte sich zu Caro vor und sagte: »Da, wo Augen sind, sind meist auch Ohren!« Er zeigte auf die Kamera an der Decke des Raums. Dann begann er zu erzählen:
»Die Geschichte beginnt mit einem Mann namens Thomas Schuster. Dieser junge Mann hatte gerade eine nicht eben hoch im Kurs stehende Wirtschaftsausbildung abgeschlossen und war auf der Suche nach einem Job. Er hatte als Student selbst so einige Geschäftsideen entwickelt und versucht, diese gemeinsam mit verschiedenen Kommilitonen umzusetzen. Mit mäßigem Erfolg. Um sich selbst ein Netzwerk aufzubauen, schloss er sich verschiedenen Vereinen, Clubs, Verbindungen, ja sogar religiösen Gruppen an, aber er kam nicht recht weiter. Man traute ihm einfach nicht, und man traute ihm auch nicht viel zu. Als er seine Ausbildung dann beendet und sich bereits bei verschiedenen Firmen ohne Erfolg beworben hatte, wurde er auf ein Inserat aufmerksam, das ihn ausgesprochen interessierte. Es ging um irgendeine Stelle im Marketing, für die er sich wie geschaffen fühlte. Er bewarb sich mit einem Schreiben, das voller Ideen steckte und vor Engagement nur so sprühte. Und er wurde tatsächlich zu einem Gespräch eingeladen. Das Unternehmen hatte allerdings auch vier weitere Kandidaten zu dem Termin eingeladen. Der Marketingleiter hatte keine Lust darauf, fünf Gespräche zu führen, also ließ er alle Kandidaten nebeneinander im Besprechungsraum Platz nehmen. Da saßen sie wie aufgefädelt: Ein Thomas Schuster neben dem anderen. Alle im Anzug, jung, ehrgeizig, dynamisch. Jeder mit einer Tasse Kaffee vor sich, und einem Keks am Tellerrand. Einen nach dem anderen ließ der Marketingleiter zu Wort kommen. Und alle sagten sie mehr oder weniger dasselbe: Ich will, ich kann, ich muss … Als Fünfter und Letzter kam unser junger Mann an die Reihe. Er wusste, dass er sich abheben musste. Er war um nichts klüger oder besser ausgebildet als die anderen vier, also musste er sich auf eine andere Art von ihnen unterschieden. Und wenn es nur durch seinen Namen war. Er war der Fünfte in der Reihe. Und vor ihm lag ein Keks. Er kannte die Kekssorte. Als ihn der Marketingleiter nach seinem Namen fragte, antwortete unser junger Mann:
Mein Name ist Quintus Danesita
. Er war der fünfte Keks.«
Caro hatte die Arme über die Brust verschränkt. »Dies ist die Geschichte, wie mein Boss zu seinem Namen kam?«
»Unter anderem, ja.«
»Und sie ist verbürgt?«
»Oh nein, aber sie ist wahr!«
Caro musste lachen. »Ich finde sie gut. Sie passt zu ihm.«
»Nicht wahr? Und von dieser Sekunde an erzählte unser junger Mann nur noch die Unwahrheit, wenn es ihm einen beruflichen Vorteil verschaffte.«
Caro lachte immer noch, als der Inhalt der letzten Botschaft sie wirklich erreichte. Dann verging ihr das Lachen ein wenig, auch wenn sie immer noch fand, es passte zu ihm.
»Aber wegen Danesita sind Sie eigentlich nicht hier, oder Caro?«
»Ich sollte Sie vom
Weitere Kostenlose Bücher