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Kauft Leute

Kauft Leute

Titel: Kauft Leute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Korssdorff
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kräftig aus, aber nach einem Tag auf der Baustelle oder nach der Arbeit im Garten da blühen sie auf, die Beschwerden! Übelkeit, Hypotonie, Schwindel, Kopfschmerzen, dazu eine schöne Tachykardie, und am Nachmittag haben sie dann auch schon ihren diensthabenden Notarzt kennengelernt. Verstehen Sie, die Dame mit der seelischen Verstimmung, die fängt sich, wenn sie ihr neues Platzerl gefunden hat, aber der ältere Herr, mit dem hat niemand mehr eine Freude. Man muss sich ja in unsere Kunden hineinversetzen. Da investiert jemand ein kleines Vermögen für diesen älteren Herrn und denkt bei sich: Der wird mir noch zehn, fünfzehn Jahre die Gartenarbeit machen und das Auto von meiner Frau waschen, und für die Kinder ist er ein bisserl wie ein Opa und vielleicht nehmen wir ihn sogar mal zum Camping mit. Und nach dem ersten Mal Laubrechen liegt der Opa mit dem Krankheitsbild einer Angina Pectoris in der Wiese und schnauft um sein Leben. Vielleicht vor den Augen der Kinder … Das ist doch nicht schön! Deswegen schreibt mir meine ärztliche Integrität in diesem Fall vor: leider nein, abgelehnt. Und jetzt noch ein Wort zu unserer allerliebsten Patientin, unserer allerliebsten Mona. Mona Lisa möchte man fast sagen, denn was sich hinter ihrem Lächeln und ihrem Augenspiel verbirgt, hat sich wohl auch schon mancher Mann gefragt! Was für ein Spiel treibt sie eigentlich mit uns? Mit uns allen nämlich: den Männern, die einen Narren an ihr fressen, mit diesem Team hier, das alles tut, damit sie einen guten Platz findet, mit den anderen Hausbewohnerinnen, die sie immer wieder kollegial aufnehmen! Sie spricht nicht, das ist eine Sache, da gibt es Wilderes, aber sie
versteht
auch nicht! Sie versteht nicht, dass man bei diesem Spiel nicht unendlich oft ein neues Blatt verlangen kann. Ich weiß, liebe Ursula, du hast mich deswegen schon ein, zwei Mal ermahnt, aber ich kann nicht von dem Vergleich lassen: Ich kauf mir kein Fahrzeug, wo im Zulassungsschein hinten gar kein Platz mehr ist, weil sich dort schon acht oder zehn Vorbesitzer verewigt haben. Allein was wir dauernd für Laser-Eingriffe ausgeben müssen, um die Namen der Besitzer zu entfernen, die den Mädchen auftätowiert werden! Wenn Sie also sagen, Caro, dann können wir Mona ja gleich als Draufgabe mit nach Rumänien geben, dann ist das vielleicht der einzige Punkt, wo wir einer Meinung sind. So, mein Standpunkt liegt am Tisch. Ich bringe hiermit einen Antrag auf eine Zigarettenpause ein. Und … angenommen! Martin, du hilfst mir mit einer Tschick aus, gell?«
    Doktor Moffat erhob sich und marschierte in seinen roten Laufhosen Richtung Terrasse, Magister Fiala knapp neben ihm. Caro sah, wie Fiala dem Arzt draußen Feuer gab und beide ein Lachen unterdrückten.
    »Wow«, sagte Caro, »das war jetzt so richtig vollinhaltlich beschissen …«
    Ursula versuchte abzuschwächen: »Ach, Caro, er ist halt ein bisschen Chauvi, aber meistens liegt er nicht ganz daneben.«
    Bettina nickte: »Du hast gleich ein paar wunde Punkte erwischt, dann lässt er gern den Primar raus.«
    Caro sah zu den zwei Multimedia-Jungs hinüber. »Und was ist mit euch, irgendeine Meinung?«
    Bernd, Hornbrille und Baseballkappe, zuckte die Schultern und murmelte: »Business as usual«. René, rasierter Kopf und Vollbart, sagte bloß: »Ich halte mich da raus, eine Meinung hab ich nach Feierabend.«
    »Cool«, konstatierte Caro, »eine coole, runde Sache.« Die anderen sahen jetzt etwas betreten ihre Unterlagen an oder beschäftigten sich mit ihrem Jackensaum. »Könnt ihr mir vielleicht verraten, was ich jetzt schreiben soll?«
    Bettina antwortete sofort, Caro könne einen Text für den Rumänen schreiben, der zu seinem Auftritt im Wiener Café passe, oder auch ein paar neue Zeilen für Mona.
    Ursula entwich ein genervtes »Wozu? Die Story für Florin haben sich Fiala und der Doc doch schon aus den Fingern gezuzelt, und die Texte für die Mädchen im UHU-Haus hat noch keiner je gelesen.«
    Jetzt meldete sich Bernd zu Wort: »Was wir bräuchten, wäre ein neuer Aufmacher für den Kommodore. Als Hausfreund und Märchenonkel kriegen wir ihn nicht an den Mann, das ist nicht sein Ding. Ich möchte auch gerne das Webmovie neu machen, er kommt da einfach nicht authentisch rüber. Ich schick dir das mal, Caro, ok?«
    »Ja, schick mir das mal«, seufzte Caro und überlegte, ob sie raus auf die Terrasse gehen und dem Doc eine Kostprobe von Carolin am Rande des Nervenzusammenbruchs geben sollte.
    Sie fragte

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