Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kauft Leute

Kauft Leute

Titel: Kauft Leute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Korssdorff
Vom Netzwerk:
abrupt in die Runde: »Wieso macht er sich überhaupt die Mühe, so lange zu schwafeln, wenn er mir dann sowieso nur den zeigt?« Caro präsentierte den Kollegen ihren hübschen gebräunten Mittelfinger. »Er hört sich gerne reden, oder?«
    Draußen auf der Terrasse lieh sich Doktor Moffat eben die zweite Zigarette von Magister Fiala.
    Caro packte ihre Sachen zusammen und fragte in Richtung Bernd: »Wo finde ich den Kommodore?«
    Bernd zeigte in Richtung des anderen Hauses: »Zweiter Stock, im
Boys Club

    Im Hinausgehen machte Caro noch einmal Halt, drehte sich um und sagte: »Im Übrigen werde ich herausfinden, warum Mona nicht redet und ob so ein Scheiß wie die
Montagskrankheit
überhaupt existiert. Adieu.«
    Als Caro dann draußen am Gang stand, immer noch wütend, aber auch unglaublich erschöpft, taten sich drei Wege vor ihr auf: Der eine führte in ihr Büro, genauer auf die Couch ihres Büros, wo sie, nachdem sie die Tür versperrt hatte, ihren Kopf ins Leder fallen lassen und friedlich aus der Welt dämmern wollte. Der zweite Weg endete vor einer Imbissbude am Gastro-Ring, es gäbe Kebab, Bier und einen bunten Jahrmarkt des Selbstüberdrusses. Der dritte Weg führte hinauf zum Kommodore, den sie heute im Hof ja schon an seinem Kuckucksfenster gesehen hatte, und der ihr vielleicht etwas über Boris und Mr. X erzählen konnte.
    Sie entschied sich für den letzten Weg, auch wenn es sie große Überwindung kostete, aber alles erschien ihr besser, als wieder eine Situation heraufzubeschwören, wo es nur um Caro, Einsamkeit und Essen ging.
    Sie überquerte also erneut den Hof und checkte bei Dennis ein, den sie bei einem Playstation-Spiel unterbrach. Er schlüpfte schnell zurück in seine Schuhe und fuhr sich mit der Hand über die Augen, die so müde aussahen wie Caros, bevor er sie erneut darum bat, ihre Taschen zu leeren.
    »Jedes Mal?«, rief Caro desperat.
    »Jedes Mal!«, bestätigte Dennis. Dabei lächelte er sie mit seinem kleinen Schnäbelchen an wie ein Spatz am Fenstersims, und Caro musste sich zwingen, ihm nicht die blonden Haare zu verwuscheln.
    Sie folgte dem Jungen eine Treppe in den zweiten Stock hinauf. Dort öffnete Dennis eine Sicherheitstür mit einer elektronische Karte und einem sechsstelligen Zahlencode. Zur rechten Hand befand sich ein Besucherzimmer, ähnlich dem Interviewzimmer im Erdgeschoß, auf das Dennis hindeutete. Caro schüttelte den Kopf.
    »Nein, nicht wieder in so was. Ich will zu ihm rein. In sein Zimmer!«
    Dennis erwiderte: »Das können Sie nicht, das macht nie wer.«
    Caro sagte: »Ich hab ja selbst so einen elektronischen Zutrittspass.«
    »Aber keinen Code!«
    Caro hielt ihre Keycard an den Sensor. Als sie aufgefordert wurde, den Pincode einzugeben, gab sie eine sechsstellige Zahlenkombination ein und die Tür öffnete sich.
    »
Tada
!«, machte Caro und schob sich selbst durch den Türspalt in den Aufenthaltsbereich der männlichen Bewohner des Hauses. Sie verschloss die Tür wieder und spürte im selben Moment die Blicke der Männer auf sich.

11
    D IE MEISTEN SASSEN UM EINEN RIESIGEN T ISCH herum, der den Aufenthaltsbereich großteils ausfüllte. Einige aßen, andere lasen Zeitung oder in einem Buch, ein paar spielten Karten. Alle unterbrachen, was immer sie taten, als Caro den Raum betrat. Ein Radio, dem vorher niemand Beachtung geschenkt hatte, düdelte nun in die Stille hinein. Jemand schaltete es aus.
    Es waren junge und ältere Männer da, athletische und schmächtige, Arbeiter genauso wie die Talente aus HAUS 4.
    Einer sagte: »Ich hab zwar ausdrücklich eine Blonde bestellt, aber
dein Wille geschehe

    Caro erkannte den Komiker vom Vormittag wieder. Auch ein paar der anderen Männer hatte sie bei ihren Gängen durch die Häuser schon gesehen. »Kann man helfen?«, fragte einer der älteren Knaben. Sie sagte, wen sie suchte.
    Der Mann wies ihr mit einem Fingerzeig den Weg zu den Zimmern. Caro durchquerte den Gemeinschaftsraum ruhig und stur wie ein Igel die Autobahn. Die Männer folgten ihr mit den Blicken, wollten nichts von ihren Bewegungen und dem Spektakel ihres
Frau-Seins
verpassen. Wenn sie im Schaufenster waren, sahen sie Kunden beiderlei Geschlechts, und einige der Frauen (jüngere vor allem, aber nicht nur) entblößten sich sogar vor ihnen – vielleicht weil es sie selbst erregte, vor allem aber, um irgendeine Reaktion bei den Männern zu sehen. Im Zoo wollte man ja auch die Aufmerksamkeit des Viehs wecken, es ging doch darum, dass der Jaguar

Weitere Kostenlose Bücher