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Kautschuk

Kautschuk

Titel: Kautschuk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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die Worte auf ein Stück Papier stenographierte. Dann eilte er zurück und hängte seinen Rock an die alte Stelle; der Brief wanderte wieder unbemerkt in Embachers Tasche. Wittebold trat gerade zurück, als Schappmann seinen Namen zum Kegeln aufrief.

Wittebold warf so ungeschickt, daß Schappmann, zu dessen Partei er gehörte, ihm einen grollenden Blick zuschleuderte.
    »Na – nu sind wir verratzt! Das hat uns gerade noch gefehlt: zwei Holz schmeißt der Mensch!«
    Und noch öfter im Laufe des Abends mußte Schappmann seinem Mieter den Vorwurf machen, er kegle ja unter aller Sau ...
    Als sie beide dann zusammen nach Hause gingen, kamen sie am Werk vorbei. Schappmann deutete nach Fortuyns Zimmer. »Na – ist der aber fleißig heut abend! Hat ja noch Licht da oben. Will sich wohl jetzt doppelt auf die Hosen setzen? Von wegen der Konkurrenz?« —
    Fortuyn war mit Fräulein Dr. Gerland beschäftigt, eine Reihe von Schriftstücken in einer großen Ledertasche zusammenzupacken. »So, das wäre wohl alles«, sagte er. »Diese Sachen da« – er deutete auf einen Stoß, den Tilly vor sich hatte – »müssen leider hierbleiben, da sie im Labor doch hin und wieder verlangt werden könnten. Ich möchte es, wie gesagt, vorläufig vermeiden, von unsern verstärkten Hausarbeiten viel bekannt-werden zu lassen.«
    »Wie steht es denn mit den bestellten Apparaten?« fragte Tilly.
    »Zum Teil sind sie schon unterwegs; zum Teil kommen sie gegen Ende der Woche. Ich werde mich dann gleich an die Aufstellung machen, brauche dazu allerdings eine Hilfskraft.«
    »Vielleicht frag’ ich mal unsern Diener Wittebold. Als ordentlicher, fleißiger Mann wird der sich gern ein paar Groschen nebenbei verdienen.«
    »Kein übler Gedanke, Tilly ... Verzeihung –: Fräulein Gerland! Ich gerate in den Laboratoriumsjargon.«
    Tilly wandte den Kopf zur Seite. Eine leichte Röte – Verlegenheit, Freude – huschte über ihr Antlitz. Dann sprudelte sie vergnügt los: »Ach, Herr Doktor, genieren Sie sich, bitte, nicht! Ich muß sagen, das ›Fräulein Doktor Gerland‹ kommt mir selber so fremd vor. Die Kollegen alle ...«
    »Na, wenn Sie’s gerne möchten –? ›Tilly‹ ist natürlich schneller gesagt. Ich mache also von Ihrer gütigen Erlaubnis Gebrauch und werde Sie auch so nennen, solange wir unter uns sind.«
    Mit frohem Gesicht und glänzenden Augen nickte sie ihm zu. Fortuyns Blick ging noch mal in die Runde. »So hätten wir denn alles, was wir brauchen. Es trifft sich günstig, daß ich mit meinen rechnerischen Vorbereitungen in der Hauptsache fertig bin. Und auf die praktische Arbeit daheim, wo ich mich ganz ungestört mit den Versuchen beschäftigen kann, freu’ ich mich jetzt schon. Das im Labor verarbeitete Material ist umfangreicher, als mancher glaubt. Ich habe mich bei meinen gelegentlichen Exposés an das Direktorium immer sehr zurückhaltend ausgedrückt, um keine vorzeitigen Hoffnungen zu erwecken. Als heute morgen Kampendonk andeutete, daß ein Abschluß meiner Forschungen wohl noch im weiten Felde stünde, lag es mir auf der Zunge, ihn eines Besseren zu belehren. Aber ich unterdrückte es, und das war gut. Jedenfalls darf ich auch künftig weiter auf Ihre mir wertvolle Hilfe rechnen, Tilly – nicht wahr? Schicken Sie mir, bitte, morgen mittag diese Sachen durch Wittebold in meine Wohnung! Gute Nacht – und herzlichen Dank!«
    Als Tilly die Treppen zu ihrer Behausung hinaufstieg, sah sie in Schappmanns Zimmer noch Licht. Na – die Alten schlafen doch schon längst, dachte sie; wird also wohl ihr Mieter Wittebold sein ...
    Der hockte an einem Tisch, den abgeschriebenen Wettauftrag für Paris vor sich; und neben sich einen Haufen Zettel, die voll mit Zahlen und Buchstaben bedeckt waren.
    »Geht nicht – geht alles nicht! Der Teufel soll mich holen, hier steht doch noch ganz was anderes drauf als Wettaufträge. Was bedeuten die Ziffern hinter den Pferdenamen?« Der Sinn blieb ihm unklar, ein Teil war Chiffreschrift.
    »Da gibt’s noch ‘ne harte Nuß zu knacken, eh in dies Kauderwelsch Sinn gebracht ist. Aber gelingen muß es!«
    Dolly Farley hatte den dringenden Wunsch, sich in ihrer neuen Pariser Robe Hopkins zu zeigen. Als geeigneten Schauplatz dafür wählte sie den Fünfuhrtee eines vornehmen Hotelrestaurants, wo die letzte Kreation des Pariser Meisters auch noch andere Augen auf sich lenken mußte.
    Kurz nach Dollys Anruf wurde Hopkins von Bronker angeklingelt. Der brauchte ihn zu einer dringenden Unterredung und war

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