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Kautschuk

Kautschuk

Titel: Kautschuk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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recht ärgerlich, als Hopkins ihm sagte: »Unmöglich, Bronker! Wenn ich heute Dolly sitzenließe, würde ich’s erst in Wochen wiedergutmachen können. Sie verstehen mich?«
    »Nun – dann komm’ ich eben auch hin!« hatte Bronker geknurrt. »In den Kampfpausen werden wir unsre Sache wohl besprechen können.« —
    Hopkins war an diesem Abend in bester Stimmung. Er hätte gern dem französischen Meister seine Anerkennung ausgesprochen. Was aus Dolly zu machen war, hatte der fertiggebracht. Und das wollte etwas heißen! Der Mann mußte später sein Hoflieferant werden.
    Seine Komplimente klangen daher heute so überzeugend, daß die zeitweise etwas mißtrauische Dolly ihnen glatt erlag. Wahrend er mit einem Geschick, um das ihn ein berufsmäßiger Eintänzer hätte beneiden können, ihre massige Gestalt durch die Tanzenden dirigierte, eroberte er eine Position nach der anderen bei ihr.
    Schon wollte er zum letzten Sturm ansetzen, da begegnete er letztem Widerstand. Der kaufmännische Geist ihres Vaters mußte wohl aus ihr sprechen, als sie ihm in kühlem Geschäftston sagte, es sei üblich, in gewissen Zeitabständen, besonders vor wichtigen neuen Unternehmungen, die Bilanz zu ziehen, einen Strich zu machen.
    Er hatte sich schnell gefaßt und meinte lächelnd: »Selbstverständlich, teure Dolly! Sollte ein Konto noch nicht ganz abgebucht sein, so werde ich den kleinen Rest alsbald in Ordnung bringen.«
    Als Dolly für kurze Zeit den Saal verließ, nutzte Bronker die Gelegenheit, um Hopkins beiseite zu ziehen. »Halten Sie die Wiener Sache jetzt für sicher?« raunte er hastig.
    Hopkins zuckte die Achseln. »Der Anfang ist vielversprechend. Was draus wird – wer weiß? Jedenfalls werde ich trotzdem noch andere Wege im Auge behalten.«
    Das Gespräch wandte sich dann anderen Fragen zu. Hopkins tanzte noch hin und wieder mit Dolly.
    Als sie endlich müde war, wünschte sie, von Hopkins nach Hause gebracht zu werden. Im Wagen versuchte er noch einige kleine Angriffe, doch vergeblich. Dollys Gedanken schienen noch beim Tanztee zu weilen.
    Buchen wir also das letzte Konto ab! sagte sich Hopkins, als er allein weiterfuhr. In Gedanken sah er Juliette vor sich. Gewiß: ihr Verhältnis zueinander war im Lauf der letzten Zeit lockerer geworden. Aber der Entschluß, ganz mit ihr zu brechen, ward ihm nicht leicht. Wie oft war er, wenn geschäftlicher Ärger ihn drückte, zu ihr geeilt! Und ihre muntere Laune half ihm über manche graue Stunde hinweg.
    Gewohnt, alles in Zahlen auszudrücken, überschlug er, welche Mittel nötig wären, um Juliettes Zukunft sicherzustellen. Machte einen Kalkül nach dem andern. Begann mit sich selbst zu handeln. Legte zu, zog wieder ab, nannte schließlich eine Summe, die ihm durchaus fair vorkam.
    Nun blieb noch die Frage: Wohin mit ihr? Aus London jedenfalls mußte sie fort. Andere Städtenamen schwirrten ihm durch den Kopf. Das Ausland ... Deutschland? Ja – Deutschland natürlich, ihre Heimat! Das heißt, wenn sie wollte. Zwingen konnte er sie natürlich nicht.
    Und es war auch billiger. Was würde sie aber dort anfangen? »Ah!« raunte er plötzlich. Ein neuer Einfall – seine Stirn krauste sich. Ja, wenn das gelänge: zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, und in der Hauptsache auf Kosten der United Chemical ...
    Der Gedanke, daß dies die beste Lösung sei, beherrschte ihn so völlig, daß er nicht an die Schwierigkeiten der Durchführung dachte, als er die Treppe zu Juliettes Wohnung emporstieg.
    Es war ein guter Tag heute für Hopkins. Zunächst zwar nahm die Szene die erwartete tragische Wendung. Juliette vergoß viele Tränen, als er von Scheiden und Meiden sprach. Doch überließ sie sich willig den Liebkosungen, mit denen er sie zu trösten versuchte.
    Auch der zweite Teil seines Schlachtplans traf anfänglich auf starken Widerstand. Doch auch der erlahmte, als Hopkins in blendenden Farben ausmalte, welch angenehmes und abwechslungsreiches Leben ihrer harrte: unbeschränkte Mittel zu ihrer Verfügung ... Berlin, Paris – häufige Reisen – beste Hotels ...
    In Juliettes Gedanken schlichen sich Bilder, Träume ein, die schon ziemlich feste Gestalt gewonnen hatten, als sie endlich mit einem gut gespielten Seufzer Hopkins’ Wünschen nachgab.

Jener Berliner Zeitungsartikel über die Berufung Dr. Morans nach Langenau hatte den Streit zwischen dem mit dem Namen Fortuyn verbundenen Heptanverfahren und den Kautschuksynthesen Wiederaufleben lassen. Der lauteste Rufer im Kampf für

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