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Kautschuk

Kautschuk

Titel: Kautschuk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Wenn ich das viele Geld kriege, dann fahren wir zusammen in den Schwarzwald, wo meine Luise her ist, und gucken uns alles an, was wir da mal in unsrer Jugend gesehen haben.« Schappmann hob sein Glas, trank seiner Frau und Wittebold zu. »Na, prost! Daß wir noch recht oft so frisch und munter Geburtstag feiern können!«
    Er wollte Wittebold leeres Glas wieder füllen, doch der wehrte ab. »Genug, Herr Schappmann! Es wird Zeit, ins Bett zu gehen.«
    Er stand auf und ging in sein Zimmer hinüber. Bald darauf lag er im Bett, doch der Schlaf kam nicht.
    Das, was er eben von Schappmann über Dr. Abt gehört hatte, wollte ihm nicht aus dem Kopf gehen. Immer wieder tauchte ihm die Frage auf: Woher bekam Abt das Geld für seinen kostspieligen Lebenswandel? Das alte Rezept? Die schwache Seite eines Menschen auszunutzen, um ihn gefügig zu machen und in die Hände zu bekommen? Er hielt in seinem Gedankengang inne. Ein Schauer überflog ihn. War er doch auch ... damals ...
    Abt bezahlter Agent in fremden Diensten? Je länger Wittebold grübelte, desto stärker wurde der Verdacht in ihm. Schon seit einiger Zeit glaubte er bemerkt zu haben, daß zwischen Dr. Abt und dem Büfettier Meyer gewisse Beziehungen bestanden, die zwar keineswegs besonders auffällig waren, die ihm aber, der ja Meyer als längst Verdächtigen im allgemeinen und in seinem Verkehr mit anderen scharf beobachtete, nicht entgangen waren.
    Meyer! ... Fast jede freie Minute, jeder freie Gedanke Wittebolds waren diesem Büfettier gewidmet. Daß der ein unehrliches Spiel trieb, war ihm klar. Besser gesagt: davon war er überzeugt; denn trotz aller Überwachung, trotz schärfster Überlegung konnte er keine Klarheit gewinnen, worin das unehrliche Spiel Meyers bestand. Der war ohne Zweifel ein Spion. Aber in wessen Diensten stand er? Worauf erstreckte sich seine Spionage?
    Wittebolds Streben zielte ja, wie er sich bei seiner Abfahrt von London zugeschworen hatte, darauf hin, Hopkins entgegenzuarbeiten, ihm Paroli zu bieten. Nun wußte er durch Fortuyn, daß Hopkins ein ausgedehntes, mit bestem Erfolg arbeitendes Agentennetz unterhielt. Seit einiger Zeit hatte er sich den Kopf zermartert, um einen Anhaltspunkt zu finden, diesen Leuten auf die Spur zu kommen.
    Meyer!? Vielleicht, daß hier eine Spur war. Der Verkehr des Büfettiers mit dem englischen Kaufmann Boffin, der sich in so absonderlichen Formen abspielte! Boffin – eine Kreatur Hopkins?
    Seitdem er jene Beziehungen Meyers zu Dr. Abt festgestellt zu haben glaubte, war sein Verdacht, daß Meyer ein Glied dieses Spionagesystems, jener Boffin vielleicht der Leiter sei, immer stärker geworden. Daß nämlich die eigentliche aktive Spionage – das heißt, der Diebstahl Fortuynschen Materials – nur von jemandem, der damit durchaus Bescheid wußte, ausgeübt werden konnte, war ihm klar. Dr. Abt hatte bis vor kurzem in Fortuyns Abteilung gearbeitet. Auch jetzt, in seiner Stellung bei Moran, konnte es Abt nicht allzu schwerfallen, sich bei unauffälligen Besuchen in der Registratur, wo sich immer mal Gelegenheit fand, Forruynsche Arbeiten einzusehen, wichtiges Material zu verschaffen.
    Aber wie darüber Gewißheit erlangen? Schon mehrmals hatte Wittebold, verzweifelt bei dem Gedanken, daß seine eigenen Kräfte nicht ausreichten, Dr. Wolff Mitteilung machen wollen. Doch immer wieder hatte er den Gedanken fallen lassen. Nicht nur, weil ihn der Ehrgeiz trieb, allein derjenige zu sein, der Hopkins bekämpfte und besiegte. Nein, auch weil er das Ungewisse Gefühl hatte, daß dann übereilt gehandelt würde. Wahrscheinlich würden dann Meyer und Abt verhaftet werden. Aber das konnte nur eine Schwächung des Feinds, niemals seine Vernichtung bedeuten.
    Dr. Moran? Blitzartig zuckte in Wittebold ein Gedanke auf: Auch der? Doch ebenso schnell, wie er gekommen, war der Gedanke verworfen. Nein! Gänzlich ausgeschlossen! Moran war ja gewissermaßen ein Opfer Hopkins. Der hatte ihm ja doch bei jener Fusion der Central und der Western Chemical den Stuhl vor die Tür gesetzt.
    Stundenlang lag Wittebold schlaflos in unfruchtbarem Grübeln. —
    Als er dann am Morgen ins Büro kam, fand er zu seinem Erstaunen Dr. Fortuyn anwesend.
    Der empfing ihn mit großer Herzlichkeit. Er hatte Wittebold zwar schon, als er ihn einmal im Krankenhaus besuchte, seinen Dank für die Hilfe in jener Nacht ausgesprochen. Aber jetzt wiederholte er ihn noch einmal mit herzlichen Worten und schloß: »Wenn ich jetzt wieder hier erscheinen konnte, so

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