Kautschuk
Gesicht.
»Ihr Plan, Ihr Plänchen, Herr Meyer! Hm! Schöne Schweinerei! Hm!«
»Was kann ich dafür«, brauste Meyer auf, »daß die Sache schief gegangen ist? Die Dummheit muß doch hier in Berlin gemacht worden sein! Die Frau Terlinden ist doch aus Berlin gekommen!«
Boffin zog ärgerlich die buschigen Brauen zusammen. Dasselbe hatte er sich auch schon gesagt. Hatte aber nicht die geringste Spur entdecken können, wo der Fehler gemacht worden war. Ärgerlich brummte er: »Damit ist noch lange nicht gesagt, daß sie in Berlin irgend etwas erfahren hat. Dieser Kerl von Bürodiener – wie hieß er doch gleich? Wittebold? – ist doch nicht in Berlin gewesen und muß trotzdem auf irgendeine Art Wind von der Sache gehabt haben. Was ist denn das eigentlich für ein Mensch?«
Meyer verzog das Gesicht. »Der Teufel weiß es!« knurrte er vor sich hin. »Der Kerl kommt mir schon seit einiger Zeit nicht ganz geheuer vor. Es war mir doch ein paarmal so, als wenn der hinter mir herspürte.«
Boffin machte ein bedenkliches Gesicht und sagte gedehnt: »Soo?! Dann wär’s vielleicht gut, wenn wir ihm einen von unseren Leuten auf die Fersen setzten. Gegenspionage ist manchmal lohnender als eigene.«
»Können Sie ruhig tun, Herr Boffin! Ich traue dem Kerl nicht über den Weg. Wo stecken denn die beiden Bewußten?«
»Feldmann und der andere? Die sind längst über die Grenze. Hoffe, daß da nichts weiter nachkommt ... Eins wird aber auf jeden Fall nachkommen«, setzte er nach einer Weile hinzu, »der Anranzer von ...« – ›Mr. Hopkins‹, wollte er sagen, verbesserte sich aber schnell: »... aus England!«
Meyer betrachtete gleichgültig die in Erwartung dieses Anranzers schon einigermaßen zerknirschte Miene Boffins und meinte mit deutlichem Hohn: »Es wäre doch besser gewesen, Herr Boffin, wenn Sie mich ein bißchen mehr hätten in Ihre Karten gucken lassen. Aber bei so großen Sachen, die viel Pinke-Pinke bringen, läßt man Franzen nicht mitspielen. Und ...
große Sache, sagte ich. Na, wissen Sie, mein lieber Boffin: ›große Sache‹ ist ja gar kein Ausdruck dafür. Was ich so neulich im Kasino gehört habe ... Doktor Fortuyn hat ja ausgerechnet den ganzen Klumpatsch da oben bei sich gehabt!«
»Was ... was heißt hier Klumpatsch?« fuhr Boffin hoch.
»Na, den – den ganzen Kram von seiner Erfindung!«
Boffin prustete und schnaufte eine Weile bedenklich. »Ist das wirklich wahr, Meyer?«
»Es ist wahr, wenn die Herren im Kasino, die heute mittag darüber sprachen, nicht gelogen haben.«
»Und wo ist das Material jetzt hingekommen? Fortuyn ist doch im Krankenhaus.«
»Ist alles in den Sicherheitsraum vom Archiv gebracht worden.«
Boffin rang verzweifelt die Hände. »Zum Blödsinnigwerden! Jetzt ist das natürlich alles vermasselt. Eisenbetonwände – meterdicke Stahltüren – Alarm Vorrichtungen ... na, kann’s mir schon denken!«
Meyer lächelte überlegen. »Durchaus nicht, Herr Boffin. Da denken Sie eben eklig falsch!«
Boffin trat dicht vor ihn, riß den Kneifer ab, schaute ihn mit großen Augen an. »Sie sagten doch eben: in den Sicherheitsraum! Was heißt denn ›Sicherheitsraum‹?«
»Sicherheitsraum ist ... gar nichts!« sagte Meyer mit einer großspurigen Handbewegung. »Was Sie meinen, das heißt doch Tresor. Das haben wir im Keller ... Hätte eigentlich schon immer mal gerne gewußt, was da drin ist«, sagte er sinnend.
»Na, was ist denn nun eigentlich Ihr Sicherheitsraum?« fuhr Boffin auf ihn los.
»Gar nichts weiter wie das Zimmer hier auch. Nur, daß Boden, Wände und Decken feuersicher gebaut sind.«
»Und die Türen?« fragte Boffin interessiert.
»Na, eiserne Türen natürlich. Von ganz anständiger Dicke.«
»Hm!« Boffin bot Meyer eine Zigarre an und verschwand für einige Augenblicke. Als er wiederkam, sagte er: »Nun schießen Sie mal los, Meyer! Sie haben todsicher was auf der Pfanne?«
Nach einigen Präliminarien, die sich um die Sicherung Meyerscher Ansprüche bei einem guten Ausgang des Unternehmens drehten, begann dieser, seinen Plan im einzelnen zu entwickeln. Je weiter er sprach, desto mehr glätteten sich die Sorgenfalten auf Boffins Stirn. Als Meyer geendet hatte, verschwand Boffin wieder auf einige Augenblicke. Hatte aber vorher seinem Gast ein Glas Wein vorgesetzt.
Diesmal wurde die Unterhaltung zwischen Boffin und der Collins noch kürzer als das erstemal. »Die einzige Möglichkeit für Sie, sich bei Hopkins wieder ehrlich zu machen, mein lieber
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