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Kautschuk

Kautschuk

Titel: Kautschuk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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glaub’ ich, es nicht zum geringsten Teile Ihnen, Herr ...« Hier machte er eine kleine Pause und fuhr dann fort: »Ihnen, Herr Kollege Doktor Hartlaub, zu verdanken!«
    In Wittebolds Zügen regte sich nichts bei Fortuyns Worten, doch in seinem Herzen schrie es, dem Mann zu danken, der seinen alten Namen wieder in vollen Ehren nannte.
    »Mich drängt es«, fuhr Fortuyn jetzt fort, »von Ihnen etwas über unsern gemeinsamen Feind zu erfahren. Haben Sie vielleicht ...?«

Wittebold wiegte wie verneinend den Kopf und sprach dann langsam, zögernd: »Leider kann ich Ihnen, Herr Doktor Fortuyn, da keine wichtige Mitteilung machen ... Möglich allerdings wäre es, daß ich eine Spur gefunden hätte, die vielleicht – vielleicht zu einem Ziel führen könnte.«
    Über Fortuyns Gesicht zuckte es hell auf. Er wußte, wie verschlossen Wittebold war, wie vorsichtig er sich auszudrücken pflegte. Fortuyn war überzeugt, daß sicherlich mehr hinter den Worten steckte, als er – Fortuyn – merken sollte. Er sagte: »Die Schwierigkeiten, die Sie da haben, sind die vielleicht mit Geld zu beheben? Sie wissen: Jede Summe steht Ihnen zur Verfügung.«
    Wittebold schüttelte den Kopf. »Geld? Mit Geld ist hier nichts zu machen. Aber ...« Ein Gedanke schien ihm zu kommen. Er trat näher an Fortuyn heran. »Wäre es möglich, Herr Doktor Fortuyn, daß Sie mir einen Generalausweis ausstellten, der mir gestattet, zu jeder Tages- und Nachtzeit das Verwaltungsgebäude und die Laboratoriumsanbauten zu betreten?«
    Fortuyn machte eine abwehrende Handbewegung. »Ein Ausweis, von mir ausgestellt, der würde doch nicht anerkannt werden.«
    Wittebold verneigte sich lächelnd. »Gewiß: der Name ›Doktor Fortuyn‹ darunter allein würde ja wohl nicht genügen. Aber die Unterschrift des Herrn Direktors Doktor Fortuyn würde wirksam sein.«
    »Direktor? Was sagen Sie da? Bin ich Direktor?« Fortuyn trat lachend einen Schritt zurück.
    Wieder machte Wittebold seine komische Reverenz. »Noch nicht, Herr Doktor Fortuyn! Aber die Sonne wird wohl nicht untergehen, ehe Sie’s sind.«
    »Was Sie da sagen!« fiel Fortuyn ihm fröhlich ins Wort. »Woher kommt denn Ihre Weisheit?«
    »Nun – das pfeifen doch die Spatzen von den Dächern! Ich würde mich jedenfalls freuen, wenn es Ihre erste Amtshandlung sein sollte, dem Bürodiener den besagten Ausweis zu unterschreiben.« —
    Und es war so, wie Wittebold prophezeit hatte. In der noch am selben Morgen stattfindenden Direktionssitzung erfolgte Fortuyns Ernennung zum Direktor.

Während einer kleinen Pause nahm Kampendonk ihn beiseite und sagte: »Mein lieber Herr Doktor, wenn Sie nun Ihre Arbeiten wieder aufnehmen, möchte ich Sie bitten, doch mit Ihrem Material und demjenigen Ihrer Assistenten recht vorsichtig umzugehen. Alles, was nicht unmittelbar gebraucht wird, hat seinen Stand im Sicherheitsarchiv, zu dem außer dem Archivar Doktor Hempel nur Sie einen Schlüssel bekommen. Daß Sie wichtige Tagesergebnisse Ihrer Assistenten nach Schluß der Dienststunden ebenfalls in den Sicherheitsraum bringen, ist wohl selbstverständlich. Ich möchte Sie ferner bitten, jede häusliche Arbeit zu unterlassen. Sollten Sie in Ihrem Schaffensdrang, mein lieber Doktor«, – der Generaldirektor begleitete die Worte mit einer konzilianten Bewegung – »auch außerhalb der Dienstzeit arbeiten wollen, so steht Ihnen dafür im Werk alles, auch das erforderliche Personal, jederzeit zur Verfügung.«
    Hier fiel Fortuyn der Wunsch Wittebolds ein. »Dann wäre ich auch berechtigt, Herr Generaldirektor, von Fall zu Fall entsprechende Ausweise auszustellen?«
    »Gewiß! Auch darin haben Sie freie Hand. Ich werde Ihnen Blankoausweise gegenzeichnen.«
    In diesem Augenblick trat Dr. Wolff ins Zimmer. »Bitte, meine Herren«, rief Kampendonk, »wir können jetzt fortfahren! Herr Doktor Wolff ist da ... Wollen Sie, bitte, berichten, Herr Doktor Wolff!«
    Der räusperte sich ein paarmal und begann dann: »Ich habe gestern dem letzten Verhör des Bernhard beigewohnt. Zu meinem Erstaunen legte sich Bernhard plötzlich aufs Leugnen, nachdem er bisher alles, soweit es seine Person betrifft, zugestanden hatte. Ich hatte sofort das Gefühl, daß da irgendein Manöver dahintersteckte, um eventuell die Untersuchung noch länger hinauszuziehen. Ich sage ›eventuell‹ ... für den Fall nämlich, daß der Versuch, den Gefangenen an diesem Tage zu befreien, nicht glückte ... Leider, meine Herren, ist er geglückt! Als der Gefangene nach

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