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Kautschuk

Kautschuk

Titel: Kautschuk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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gröblichst mißhandelt. Bald saß er auf der Nase; bald rettete nur ein schnelles Zugreifen ihn vor jähem Sturz in die Tiefe; bald wurde er wie ein Dirigentenstab gehandhabt; bald rotierte er wie eine Feuerwerkssonne an der langen Schnur um Boffins Zeigefinger.
    »Das müßte doch wirklich mit dem Teufel zugehn«, sagte Fräulein Collins, »wenn das nicht alles programmäßig verliefe.« Mit großer Zungenfertigkeit fügte sie eine Serie von Flüchen aus Boffins Repertoire hinzu, um der Sache den richtigen Abschluß zu geben.
    »Ich hätte aber doch noch lieber ein paar Wochen gewartet«, fiel Moran ein, »da sicher über kurz oder lang die Patentschriften fällig werden. Bis jetzt ist jedenfalls noch nichts geschehen. Ich habe mich darüber sehr eingehend nach allen Seiten erkundigt. Aber immerhin, die Sache ist zweifellos spruchreif.«
    »Und warum wollten Sie nicht noch länger warten?« fragte Boffin. »Auf ein paar Wochen weniger oder mehr kann es doch nicht ankommen?«
    Moran verzog das Gesicht zu einer Grimasse, »‘s ist mir nicht ganz geheuer mehr in der letzten Zeit im Werk. Weiß der Teufel, ob das die Aufregung macht? Hab’ so manchmal den Eindruck, beobachtet zu werden. Auch Abt sagte mir noch gestern, er hielte es nicht länger aus, er fühle sich in seiner Haut nicht mehr wohl. Na, ich weiß nicht so recht, wie ich’s sagen soll. Mir scheint da irgendwas faul zu sein. Ich schlafe kaum noch. Ein paar Wochen länger hätte ich nicht mehr durchgehalten.«
    Boffin starrte Moran betroffen an. »Meinen Sie etwa diesen verdammten Bürodiener?«
    »Bürodiener? Was? Ja, wen meinen Sie denn da?« kam es erschrocken aus Morans Mund.
    »Na, den ... den ... wie heißt er doch gleich? Na, sagen Sie’s doch, Collins!«
    »Wittebold heißt der Mann, wie Herr Meyer sagte.«
    »Wie? Was? Der Bürodiener Wittebold, der das Labor von Doktor Fortuyn und uns bedient? Der?« Morans Hand trommelte nervös auf der Tischplatte. »Mein Gott, nun sitzen Sie doch nicht so stumm da! Sagen Sie doch ein Wort! Was ist denn mit diesem Bürodiener?«
    Boffin rutschte verlegen auf seinem Stuhl und warf Fräulein Collins einen vorwurfsvollen Blick zu. »Hab’ ich’s Ihnen nicht schon immer gesagt, wir müßten Herrn Doktor Moran auf irgendeine Weise von dem in Kenntnis setzen, was Meyer uns sagte? Hab’ ich’s oder hab’ ich’s nicht?«
    Fräulein Collins zuckte die eckigen Schultern. »Na – was hat denn Meyer groß gesagt, als er das letztemal hier war? Gewiß, er meint, der Bürodiener Wittebold wäre ihm so manchmal zu außergewöhnlicher Zeit begegnet. Wäre auch in Berlin gewesen, wie er gerade hier war. Irgendwas Bestimmtes konnte er doch nicht sagen. Außerdem haben wir Mücke und Wasmuth den Auftrag gegeben, den Kerl mal eine Zeitlang zu beobachten. Wenn Sie wollen, hole ich die Briefe von denen her. Die haben nichts Auffälliges gesehen und gemerkt.«
    »Unangenehm!« Moran machte ein verdrießliches Gesicht. »Unangenehm, Herr Boffin! Ich muß sagen, es war ein Fehler, daß Sie mir davon keine Mitteilung gemacht haben. Und wenn es der leiseste Verdacht gewesen wäre, Sie hätten mir davon Kenntnis geben müssen. Bedenken Sie doch, was alles auf dem Spiele steht!«

Er sprang auf und ging erregt im Zimmer auf und ab. Boffin wollte ein paar beruhigende Worte sprechen, doch Moran fuhr ihm barsch über den Mund. »Unerhört finde ich das, Herr Bof-

fin! Unglaublich! Durch Zufall, gerade erst jetzt, in diesem gefährlichen Augenblick, erfahre ich das. Geben Sie sofort Wasmuth und Mücke den Auftrag, diesen Menschen wieder unter schärfste Beobachtung zu nehmen! Wenn ich denke ...« Er fuhr sich nervös durch die Haare. »Dieser Wittebold ist Bürodiener bei mir! Kann da natürlich eventuelle Beobachtungen – ich denke da an Abt und meine Post – sehr bequem und unauffällig anstellen. Es muß da unbedingt irgend etwas geschehen. Selbst auf die Gefahr hin, daß alles nur ein falscher Verdacht ist. Ich habe schon sowieso den Kopf voll und muß nun auch noch sehen, wie ich diese unglaubliche Dummheit wieder einigermaßen reparieren kann.«
    Boffin und seine Sekretärin gaben sich die größte Mühe, ihn zu besänftigen. Meyer spräche manchmal allerlei unverdautes Zeug. Moran dürfte beruhigt sein: Mücke und Wasmuth würden auf jeden Fall auf ihrem Posten sein.
    »Wie steht’s mit den Pässen, Herr Boffin?« fragte Moran.
    Boffin gab der Colling einen Wink. Sie öffnete den Schreibtisch und holte mehrere Pässe

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