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Kay Scarpetta 16: Scarpetta

Titel: Kay Scarpetta 16: Scarpetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Kaufrauschs stellen mussten. Als Scarpetta an einem Bus Werbung für Gotham Gotcha sah, traf sie die Wut wie ein Nadelstich.
    Im nächsten Moment bekam sie es mit der Angst zu tun. Benton schien das zu spüren und griff beim Weitergehen nach ihrer Hand.
      »Das geschieht mir ganz recht«, sagte sie, als sie an die Klatschkolumne dachte. »Über zwanzig Jahre lang habe ich es geschafft, mich bedeckt zu halten. Dann kam CNN, und jetzt habe ich den Salat.«
      »Das hat nichts mit dir zu tun«, widersprach er. »Die Dinge sind eben so, und die Welt ist ungerecht. Deshalb gibt es auch den Ort, zu dem wir jetzt unterwegs sind. Wir sind nämlich Fachleute für Ungerechtigkeit.«
      »Ich werde aufhören zu jammern«, erwiderte sie. »Du hast absolut recht. Ob man eine Leichenhalle betritt oder hineingetragen wird, sind zwei Paar Stiefel.«
    »Du kannst jammern, so viel du willst.«
      »Nein, danke«, sagte sie und zog seinen Arm an sich. »Ich bin jetzt fertig damit.«
      Die Scheinwerfer der vorbeifahrenden Autos streiften die leeren Fenster der alten psychiatrischen Klinik Bellevue. Gleich gegenüber dem Eisentor erhob sich das aus blauen Backsteinen erbaute Gerichtsmedizinische Institut. Zwei weiße Transporter mit verdunkelten Scheiben parkten davor am Straßenrand, bereit für den nächsten traurigen Einsatz. Benton läutete. Dann warteten sie frierend auf der obersten Stufe vor dem Eingang. Ungeduldig läutete er ein zweites Mal.
      »Offenbar ist sie schon fort«, meinte er. »Oder sie hat beschlossen, nicht zu kommen.«
      »Daran hätte sie keinen Spaß«, wandte Scarpetta ein. »Sie lässt andere Leute nämlich gern schmoren.«
      Überall hingen Überwachungskameras. Scarpetta stellte sich vor, wie Dr. Lenora Lester sie auf einem Bildschirm beobachtete und sich amüsierte. Einige Minuten später - Benton wollte gerade gehen - erschien Dr. Lester hinter der Glastür, schloss auf und ließ sie herein. Sie trug einen langen grünen OP-Kittel und eine runde Brille mit Metallrahmen. Das graue Haar hatte sie hochgesteckt. Ihr Gesicht war unscheinbar und faltenlos. Nur eine tiefe Furche verlief von der Nasenwurzel senkrecht über die Stirn. Ihre kleinen, dunklen Augen huschten hin und her wie Eichhörnchen, die herannahenden Autos ausweichen.
      In der schäbigen Vorhalle nahm ein Foto des Ground Zero beinahe die ganze Wand ein. Dr. Lester wies Scarpetta und Benton an, ihr zu folgen, als wären sie noch nie hier gewesen.
    Wie immer sprach sie nur mit Benton.
      »Letzte Woche ist Ihr Name gefallen«, meinte sie, während sie ein Stück vor ihnen herging. »Das FBI war wegen eines Falls hier. Einige Agenten und ein Profiler aus Quantico. Irgendwie sind wir auf Das Schweigen der Lämmer zu sprechen gekommen, was mich daran erinnert hat, dass Sie damals die Abteilung für Verhaltensforschung geleitet haben. Waren Sie nicht einer der wichtigsten Berater bei den Dreharbeiten? Wie viele Tage hat das Filmteam an der Akademie verbracht? Wie waren Anthony Hopkins und Jodie Foster denn so?«
      »Ich war irgendwo mit einem Fall beschäftigt«, erwiderte er.
      »Jammerschade«, entgegnete sie. »Damals war es wirklich erfrischend, dass Hollywood endlich Interesse an unserem Beruf zeigte. Es war in vielerlei Hinsicht von Vorteil, da die Öffentlichkeit so eine schrecklich falsche Vorstellung von uns und unserer Arbeit hatte.«
      Scarpetta verkniff sich die Bemerkung, der Film habe nicht unbedingt zum Abbau dieser gruseligen Vorurteile beigetragen, denn schließlich spielte die berühmte Szene mit der Motte in einem Bestattungsinstitut, nicht in einem modernen Autopsiesaal. Sie hätte auch hinzufügen können, dass Dr. Lester genau das verzerrte Bild bestätigte, was die meisten Leute von Gerichtsmedizinern hatten.
      »Inzwischen erhalte ich fast jeden Tag Angebote, bei einer Fernsehsendung oder einem Film als Beraterin tätig zu werden. Autoren, Drehbuchschreiber, Produzenten, Regisseure. Alle wollen einmal eine Autopsie oder einen richtigen Tatort sehen. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie mir das inzwischen zum Hals heraushängt.«
      Der lange Kittel um flatterte ihre Knie, als sie rasch ausschritt.
      »Allein wegen dieses Falls hatte ich mindestens ein Dutzend Anrufe«, fuhr sie fort. »Vermutlich, weil es sich um eine Zwergin handelt. Offen gestanden, meine erste. Sehr interessant. Leichte Wirbelsäulenverkrümmung, 0- Beine, gewölbte Stirn und Megalenzephalie, also eine Vergrößerung des Gehirns«,

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