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Kay Scarpetta 16: Scarpetta

Titel: Kay Scarpetta 16: Scarpetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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fügte sie hinzu, als ob Scarpetta die Bedeutung dieses Wortes nicht gekannt hätte. »Kommt bei Menschen mit Achondroplasie häufig vor, hat allerdings keinen Einfluss auf die Intelligenz. Was den IQ betrifft, unterscheiden sie sich nicht von uns anderen. Also ist es nicht so, dass es die Frau aus lauter Dummheit erwischt hätte.«
      »Ich bin nicht sicher, worauf Sie hinauswollen«, sagte Benton.
      »Hinter diesem Fall könnte mehr stecken, als man auf den ersten Blick vermutet. Vielleicht liegen Sie mit Ihrer Theorie ja falsch. Wie ich hoffe, haben Sie sich die Fotos vom Tatort bereits angesehen. Ich werde Ihnen noch die geben, die während der Autopsie entstanden sind. Typischer Tod durch Ersticken, herbeigeführt durch Erdrosselung mit einer Schnur oder einem ähnlichen Gegenstand. Vorausgesetzt, es handelt sich um ein Tötungsdelikt.«
    »Vorausgesetzt?«, wiederholte Benton.
      »In einem ungewöhnlichen Fall wie diesem muss man sich alle Möglichkeiten offen halten. Eine kleinwüchsige Frau wie sie hatte ein viel höheres Unfallrisiko als wir andere. Eins zwanzig groß. Zweiundvierzig Kilo. Falls es ein Unglück gegeben hat - zum Beispiel bei heftigen Sexspielen -, war die Gefahr, zu weit zu gehen, bei ihr um einiges größer.«
      »Auf einigen Fotos habe ich Blut und Abschürfungen an ihren Beinen bemerkt«, stellte Scarpetta fest. »Wie könnte das zu Ihrer Theorie von heftigen Sexspielen passen?«
      »Möglicherweise Schläge, bis die Sache aus dem Ruder gelaufen ist. So etwas ist mir schon öfter untergekommen. Auspeitschungen, Tritte und andere sadistische Praktiken, bei denen es viele übertreiben.«
      Inzwischen hatten sie die Verwaltung erreicht. Alte graue Linoleumfliesen auf dem Boden und hellrote Türen.
      »Ich konnte keine Abwehrverletzungen entdecken«, erzählte Dr. Lester weiter. »Falls sie ermordet wurde, muss der Täter sie sofort überwältigt haben. Vielleicht hat er sie mit einer Pistole oder einem Messer bedroht, so dass sie seinen Befehlen gehorcht hat. Allerdings kann ich die Alternative nicht außer Acht lassen, dass sie und ihr Freund - oder der Mann, mit dem sie den gestrigen Abend verbracht hat - irgendwe1che sexuellen Praktiken ausgeübt haben, die außer Kontrolle geraten sind.«
      »Was genau weist für Sie darauf hin, dass wir es hier mit sogenannten Sexspielen zu tun haben?«, erkundigte sich Benton.
      »Erstens die am Tatort sichergestellten Gegenstände. Soweit ich informiert bin, stand sie auf Rollenspiele. Außerdem befiehlt der Täter bei einer versuchten Vergewaltigung dem Opfer normalerweise, sich auszuziehen«, entgegnete Dr. Lester, ohne ihren Schritt zu verlangsamen. »Sie zu zwingen, sich zu entkleiden, und sich dabei vorzustellen, was er gleich mit ihr machen wird, steigert die Erregung. Die Fesselung kommt vermutlich erst danach. Sie jedoch zuerst zu fesseln und sich dann die Mühe zu machen, ihr Bademantel und BH vom Leibe zu schneiden, sieht für mich eher nach einem Sexspiel aus. Insbesondere wenn das Opfer gern seine sexuellen Phantasien auslebte. Und soweit ich im Bilde bin, stand sie auf Sex.«
      »Offen gesagt«, widersprach Benton, »finde ich es viel furchteinflößender, sie zuerst zu fesseln und ihr dann die Kleider aufzuschneiden, als sie zum Ausziehen zu zwingen.«
      »Das ist das Problem, das ich mit forensischer Psychologie, dem Erstellen von Täterprofilen und so weiter habe. Die persönliche Meinung spielt dabei eine viel zu große Rolle. Was Sie für beängstigend halten, könnte für jemand anderen erregend sein. Es hängt immer von der jeweiligen Person ab.«
      »Falls ich etwas sagen sollte, das nur meine persönliche Meinung ist, gebe ich Ihnen vorher Bescheid«, entgegnete Benton.
    Berger spürte, dass Lucys Arm sie zart streifte, während sie sich Notizen auf einem Block machte. Grellweiße Datenbruchstücke schwebten vorbei. Immer wenn sie hinsah, taten ihr die Augen weh, gefolgt von einem stechenden Schmerz.
      »Meinst du, du kannst den Großteil wiederherstellen?«, fragte sie.
    »Ja«, antwortete Lucy.
      »Und können wir sicher sein, dass die ersten Entwürfe vor etwa einem Jahr entstanden sind?«
      »Mindestens. Wenn wir fertig sind, erzähle ich dir Genaueres. Dazu müssen wir den allerersten Text finden, den sie gespeichert hat. Ich sage immer noch sie, obwohl ich weiß, dass wir den wahren Verfasser der Texte nicht kennen.«
      Lucys Augen waren sehr grün. Als Berger und sie einander ansahen, hielten

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