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Kay Scarpetta 16: Scarpetta

Titel: Kay Scarpetta 16: Scarpetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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würde er alles wieder zurücknehmen wollen, allerdings zu spät.
      Was war mit Kohlenmonoxydvergiftung? Da hatte man zu viel Zeit zum Grübeln. Gift? Dasselbe. Außerdem wäre er, falls er Schmerzen bekommen hätte, sicher so feige gewesen, den Notarzt zu rufen. Dann hätte man ihm den Magen ausgepumpt, und alle, die davon erfuhren, hätten endgültig den Respekt vor ihm verloren. Von einem Gebäude springen? Niemals. Bei seinem Glück hätte er sicher überlebt und den Rest seines Lebens als Krüppel verbringen müssen. Der letzte Punkt auf seiner Liste war seine Neun-Millimeter-Pistole gewesen. Doch die hatte Scarpetta versteckt.
      Und so lag er in seinem Zimmer und versuchte zu erraten, wo sie sie wohl hingeräumt haben mochte. Irgendwann war er zu dem Schluss gekommen, dass er sie niemals finden würde, dass ihm zu übel zum Suchen war und dass er das Erschießen auch auf später verschieben konnte, weil er in seiner Fischerhütte weitere Pistolen hatte. Er würde nur gut zielen müssen, denn schließlich wollte er nicht an der eisernen Lunge enden.
      Als er schließlich Benton im McLean Hospital angerufen und ihm alles gestanden hatte, hatte dieser erwidert, wenn die eiserne Lunge seine einzige Sorge sei, brauche er sich nicht den Kopf darüber zu zerbrechen, außer er plane, sich mit einer Portion Polioviren umzubringen. Das waren seine Worte gewesen, und er hatte hinzugefügt, falls er danebenschösse, würde er sich höchstens einen Hirnschaden zuziehen, der ihn zwar zum Behinderten machen, aber ihm eine vage Erinnerung an den Grund für seinen Selbstmordversuch lassen würde.
      Das größte Pech, so fuhr Benton fort, wäre ein irreversibles Koma, denn nur der Oberste Gerichtshof könne entscheiden, ob jemand die Erlaubnis bekäme, den Stecker zu ziehen. Es sei zwar unwahrscheinlich, dass Marino diese Vorgänge noch wahrnehmen würde, doch es gebe keine Gewissheit. Die habe man nämlich nur, wenn der Patient absolut hirntot sei.
      Soll das heißen, ich könnte mithören, während Leute debattieren, ob sie mir die Maschinen abstellen?, hatte Marino gefragt.
    Lebenserhaltende Maßnahmen, erwiderte Benton.
      Dann könnte ich nicht mehr atmen, würde das voll mitkriegen, aber niemand würde es bemerken?
      Du könntest dann nicht mehr atmen. Und es liegt durchaus im Bereich des Möglichen, dass du es mitkriegst, wenn das Beatmungsgerät abgeschaltet wird. Mit anderen Worten, dass jemand den Stecker zieht.
      Dann könnte ich praktisch zuschauen, wie derjenige zur Steckdose geht?
    Möglich.
    Und ich würde sofort ersticken?
      Du könntest nicht mehr atmen. Doch hoffentlich wären liebende Angehörige an deiner Seite, auch wenn sie nicht wissen, dass du sie wahrnimmst.
      Das brachte Marino wieder zu seiner Angst vor dem Ersticken und erinnerte ihn auf grausame Weise daran, dass die einzigen Menschen, die ihm etwas bedeuteten, genau die waren, denen er etwas Schreckliches angetan hatte. Vor allem ihr. Scarpetta. In diesem Moment in einem Motelzimmer unweit des Boston Bowl Family Fun Center, wo er und Benton dieses Gespräch führten, hatte Marino beschlossen, nicht Selbstmord zu begehen. Stattdessen würde er den längsten Urlaub seines Lebens nehmen und ihn in einer Therapieklinik an der Nordküste von Massachusetts verbringen.
      Wenn sich sein Zustand besserte, wenn sein Körper die Potenzmittel, die Drogen und den Alkohol vollständig abgebaut hatte und wenn er seine Therapie durchhielt, würde der nächste Schritt sein, sich einen Job zu besorgen. Und nun, ein halbes Jahr später, war er in New York, arbeitete für Berger und versteckte sich auf einem Parkplatz, nur um einen Blick auf Scarpetta zu erhaschen, bevor sie in sein Auto stieg und sie zu einem Tatort fuhren. Fast wie früher.
      Er beobachtete, wie sie sich lautlos bewegte. Im grünen Licht sah sie unwirklich aus. Ihre Gesten beim Sprechen waren ihm so vertraut, jede Einzelheit an ihr war so deutlich wahrzunehmen und doch so entfernt, dass sie ihn an ein Gespenst erinnerte. Er konnte sie sehen, sie ihn nicht. Ihr Leben war ohne ihn weitergegangen, und da er sie so gut kannte, war er sicher, dass sie seinen Übergriff inzwischen verarbeitet hatte. Nur sein plötzliches Verschwinden hatte sie ihm vermutlich nicht verziehen. Oder nahm er sich vielleicht zu wichtig? Möglicherweise hatte sie keinen Gedanken mehr an ihn verschwendet, so dass ihr das Wiedersehen mit ihm nichts bedeuten würde. Wahrscheinlich würde sie gar nichts

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