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Kay Scarpetta 16: Scarpetta

Titel: Kay Scarpetta 16: Scarpetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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entschuldigt. Vor Scham und Angst war er verstummt, weil er nicht genau gewusst hatte, was vorgefallen war, und nicht nachfragen wollte. Stattdessen hatte er beschlossen, allein dahinterzu kommen und in den nächsten Wochen und Monaten gegen sich selbst zu ermitteln, bis die einzelnen Teile endlich zusammenpassten. Offenbar war er nicht bis zum Äußersten gegangen, denn beim Aufwachen am nächsten Morgen war er voll bekleidet gewesen. Die einzige Körperflüssigkeit, die er an sich festgestellt hatte, war sein eigener kalter, stinkender Schweiß.
      Es waren nur Bruchstücke, die er noch in deutlicher Erinnerung hatte. Er hatte sie an die Wand gedrängt. Das Zerreißen von Stoff. Ihre weiche Haut. Ihre Stimme, die sagte, er tue ihr weh und sie sei sicher, dass er das nicht wirklich wolle. Er wusste noch genau, dass sie sich nicht bewegt hatte. Inzwischen verstand er den Grund und fragte sich, wie sie nur instinktiv so richtig hatte reagieren können. Er hatte sich nicht mehr im Griff gehabt, und sie war so klug gewesen, ihn nicht durch Gegenwehr noch mehr zu reizen. Alles andere hatte er vergessen, selbst ihre Brüste, auch wenn er noch vage im Gedächtnis hatte, wie überrascht er gewesen war, und zwar nicht unangenehm. Jahrelang hatte er sie sich ausführlich in seinen Phantasien ausgemalt, und nun sahen sie ganz anders aus als in seinen Träumen. Doch das war bei allen Frauen so.
      Zu dieser Erkenntnis war er mit zunehmendem Alter gelangt. Mit Intuition oder gesundem Menschenverstand hatte das nichts zu tun. Als geiler kleiner Junge hatte er sich nur auf die Abbildungen in den Pornozeitschriften verlassen können, die sein Vater im Werkzeugschuppen versteckte. Er hatte keine Möglichkeit gehabt, vorauszuahnen, was er später einmal entdecken sollte. Brüste besaßen wie Fingerabdrücke individuelle Eigenschaften, die man durch die Kleidung nicht unbedingt sah. Jede Brust, die er je berührt hatte, besaß eine unverwechselbare Größe, Form, Symmetrie und Rundung, wobei das offensichtlichste Unterscheidungsmerkmal die Brustwarze war, von der die meiste Anziehungskraft ausging. Marino, der sich als Kenner auf diesem Gebiet betrachtete, hätte sich jederzeit zu dem Wahlspruch Je größer, desto besser bekannt. Aber wenn man das Begaffen und Betatschen hinter sich hatte, kam es hauptsächlich auf das Gefühl im Mund an.
      Im grünen Licht des Nachtsichtgeräts beobachtete er, wie Scarpetta und Benton aus dem Park auf den Bürgersteig traten. Sie hatte die Hände in den Taschen und trug nichts bei sich, was bedeutete, dass sie sicher noch in sein Büro wollten. Er stellte fest, dass sie nur wenig sprachen. Und dann, als hätten sie Marinos Gedanken gelesen, fassten sie sich an den Händen. Benton beugte sich zu ihr hinunter und küsste sie.
      Als sie die Straße erreichten, waren sie so nah, dass er kein Nachtsichtgerät mehr brauchte, um ihre Gesichter zu erkennen. Sie blickten einander an, als würde auf den Kuss noch ein zweiter folgen, fand Marino. Dann waren sie an der First Avenue angekommen und verschwanden in der Ferne.
      Marino wollte schon sein sicheres Versteck hinter den hydraulischen Parkaufzügen mit den drei Etagen verlassen, als er im Park eine hastig ausschreitende Gestalt bemerkte. Im nächsten Moment nahm er eine zweite Gestalt wahr, die vom DNA-Labor aus in den Park ging. Im grellgrünen Licht des Nachtsichtgeräts beobachtete er, wie Detective Mike Morales und Dr. Lenora Lester nebeneinander auf einer Bank Platz nahmen.
      Marino konnte nicht hören, was sie sagten. Lester reichte ihm einen großen Umschlag, vermutlich Terri Bridges' Autopsiebericht. Allerdings verhielten sie sich seltsam verstohlen, als hätten sie etwas zu verbergen. Marino überlegte, ob sie vielleicht eine Affäre hatten. Als er sich ihr verbiestertes Gesicht und ihren mageren Körper in einem zerwühlten Bett vorstellte, drehte es ihm fast den Magen um.
    Das war ganz sicher nicht die Antwort.
      Viel wahrscheinlicher war es, dass Dr. Lester Morales so schnell wie möglich angerufen hatte, um Scarpettas neue Erkenntnisse in der Gerichtsmedizin als eigene Leistung auszugeben. Morales hingegen wollte die Information sicher als Erster in den Händen haben, das hieß noch vor Marino und ganz sicher vor Berger. Das wies wiederum darauf hin, dass Scarpetta offenbar auf etwas Wichtiges gestoßen war. Marino beobachtete Dr. Lester und Morales, bis sie von der Bank aufstanden. Morales bog um die Ecke des D N A - Labors,

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