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Kay Scarpetta 16: Scarpetta

Titel: Kay Scarpetta 16: Scarpetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Polizei - oder Lucy - blieb lediglich die Möglichkeit, zu belegen, dass sich diese scheinbar beweiskräftigen Gewaltvideos auf seinem E- Mail- Konto befunden hatten. Doch woher hatte er sie? Dass sie sich in seinem Besitz befanden, hieß nicht, dass er jemanden ermordet oder den Film auch nur gedreht hatte. Vermutlich hatte er den Camcorder auf ein Stativ gestellt. Lucy wäre die Letzte gewesen, die geleugnet hätte, dass es nicht leicht war, Geschworenen klarzumachen, was es mit IP-Adressen, Gerätezugangscodes, Anonymisierungsprogrammen, Cookies, Packet Sniffing und etwa einem Hundert weiterer Fachausdrücke auf sich hatte, mit denen sie tagtäglich um sich warf. Genauso musste es in den späten Achtzigern und frühen Neunzigern gewesen sein, den Anfangstagen, als Berger sich damit abgemüht hatte, Richter und Geschworene in die Geheimnisse der DNA-Analyse einzuweihen.
      Damals hatten die Leute stumpf ins Leere gestarrt. Die Sache war allen suspekt gewesen. Berger hatte unzählige Stunden und sehr viel Kraft investiert, sich an den Frye Standard das Gesetz, das die Identifizierung von DNA regelte - zu halten, und versucht, die Zulassung von DNA-Beweisen vor Gericht zu erwirken. Offen gestanden, hatte die DNA den letzten Nagel in den Sarg ihrer Ehe geschlagen. Denn mit der Weiterentwicklung dieses neuen Wissenschaftszweiges waren der Druck und die Anforderungen in noch nie da gewesener Weise gestiegen. Wäre die Kriminaltechnik auf dem Stand stehen geblieben wie während ihrer Studienzeit an der Columbia University - damals hatte sie mit einer Frau zusammengelebt, die ihr das Herz gebrochen und sie Greg direkt in die Arme getrieben hatte -, hätte sie nun vielleicht nicht vor den Trümmern ihres Privatlebens gestanden. Sie hätte öfter Urlaub machen können, sogar ohne einen Aktenkoffer mitzunehmen. Sie hätte mehr Zeit gehabt, Gregs Kinder wirklich kennenzulernen. Sie hätte die Möglichkeit gehabt, sich eingehender den Menschen in ihrem beruflichen Umfeld, wie zum Beispiel Scarpetta, zu widmen. Sie hatte ihr nach Roses Tod nicht einmal eine Karte geschrieben, obwohl sie davon gewusst hatte.
    Marino hatte es ihr erzählt.
      Vielleicht hätte Berger sogar die Muße gefunden, sich selbst besser kennenzulernen.
      »Kay ist gleich hier. Ich muss mich anziehen«, sagte sie zu Lucy. »Und du solltest es besser auch tun.«
    Lucy trug ein Unterhemd von Jockey und eine Unterhose.
    Die beiden hatten sich praktisch unbekleidet einen Film angesehen, der in manchen Kreisen als Snuff bezeichnet wurde. Es war noch früh, kaum zehn Uhr, und doch herrschte eine spätnachmittägliche Stimmung. Berger fühlte sich wie unter Zeitverschiebung nach einem Langstreckenflug. Sie trug noch immer einen Seidenpyjama und einen Morgenmantel, denn sie hatte erst wenige Minuten vor Lucys Ankunft geduscht.
      In den knapp fünf Stunden, seit Scarpetta, Benton, Bacardi und Morales in ihrem Wohnzimmer gesessen hatten, hatte Berger die grausige Wahrheit erfahren und die Tat mit angesehen, als geschähe sie vor ihren eigenen Augen. Sie war Zeugin des qualvollen Sterbens dreier Menschen geworden, alle Opfer eines Mannes, dessen Aufgabe es eigentlich gewesen wäre, sie zu beschützen. Eines Arztes, der nie in seinem Beruf gearbeitet hatte und der auch nie hätte Polizist werden dürfen. Dem man, genau genommen, hätte verbieten müssen, sich seinen Mitmenschen auf mehr als einen Kilometer zu nähern.
      Bis jetzt hatte man nur Jake Loudin aufspüren können. Allerdings würde er sicher nicht zugeben, dass er Mike Morales kannte oder ihn womöglich damit beauftragte, unverkäufliche Tiere einzuschläfern. Nur der Himmel wusste, welche Aufgaben er sonst noch für ihn erledigte. Vielleicht trat Morales in der Zoohandlungszene, wo er gegen Bezahlung in Kellern weitere Grausamkeiten verübte, ja auch unter dem Namen Juan Amate auf. Berger hoffte, dass es ihr gelingen würde, Loudin im Austausch für eine Strafminderung das Geständnis zu entlocken, er habe Morales gestern Abend angerufen, als Eva Peebles zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen war - und zwar im Keller einer Zoohandlung. Sie glaubte zwar nicht, dass Loudin einen Mord in Auftrag gegeben hatte, doch Eva Peebles war lästig geworden, und das wiederum hatte Morales einen Vorwand geliefert, sich ein wenig zu amüsieren.
    Während sie sich noch anzog, surrte die Gegensprech- anlage. Lucy saß auf dem Bett, denn sie hatten sich unterdessen weiter unterhalten.
      Berger knöpfte ihre

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